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Tomb Raider: Legend
3. August 2006

Mehr mit Grausen als mit Freude erinnere ich mich an die Zeiten zurück, als im Jahresrhythmus in neues Tomb Raider pünktlich zum Weihnachtsgeschäft in den Verkaufsregalen stand. Betrachtet man die inzwischen auf sieben Spiele angewachsene Reihe chronologisch, brach die Qualität allerdings nach dem zweiten Titel relativ stark ab, wurde vom vierten Spiel kurz abgefangen, nur um dann mit Teil 5 gänzlich den Bach runter zu gehen. Mit dem ersten PS2 Abenteuer (Tomb Raider: Angel of Darkness) war man bei Core Design endlich auch zu der Erkenntnis gelangt, dass die Spiele rund um Lara Croft einer Generalüberholung bedürfen. Herausgekommen ist aber ein bugverseuchtes und ziemlich uninspiriertes Spiel, das es wieder nicht geschafft hat, dem alten Ruhm von Ms. Croft gerecht zu werden. Für den inzwischen siebenten Teil der Serie hat Eidos deswegen auch nicht mehr die Väter von Ms. Croft bei Core Design beauftragt, sondern die Lizenz lieber den Amerikanern bei Crystal Dynamics Studio anvertraut, welche in der jüngeren Vergangenheit mit der Legacy of Kain Reihe größere Erfolge feiern konnten. Die Mission für das Studio war allerdings nur allzu deutlich: Zurück zu den Ursprüngen. Was letzten Endes daraus geworden ist, erfahrt ihr in unserem kritischen Test.

Die neue Lara

Diverse Ankündigungen im Vorfeld, Screenshots und eine eindrucksvolle Demo scheinen die Absichten der Entwickler glaubhaft zu untermauern. Das neue Abenteuer von Lara Croft sieht atemberaubend gut aus und wir dürfen endlich wieder gepflegt alte Tempel durchstöbern und nach verlorenen Schätzen suchen. Schon der erste Spielabschnitt, welcher bereits in der vorher veröffentlichten Demo spielbar war, zeigt, welches Niveau den Entwicklern vorschwebt: Bombastische Grafik, deren Slowdowns seit der Demo beseitigt wurden und eine ausgewogene Mischung aus Hindernispassagen, Rätseln und Ballereien. Selbst Laras Optik wurde überarbeitet und sie sieht so gut (und vor allem realistisch) aus wie noch nie zuvor. So habe ich mir das gewünscht. Zu dumm nur, dass das finale Spiel diese hohen Erwartungen nicht auf ganzer Linie erfüllen kann.

 

Die alten Problemzonen

Glänzte Tomb Raider in der Vergangenheit mit unzähligen Missionen, bekommen wir bei „Legend“ gerade einmal acht Aufträge plus das Croft Manor geboten, wobei die letzte Mission noch nicht einmal als vollwertiger Auftrag bezeichnet werden kann, da es eigentlich nur das Finale ist. In Summe also sieben ganze Missionen und gute zehn Stunden Spielzeit, wenn man nicht unbedingt jeden einzelnen Schatz erbeuten will. Eigentlich eine schwache Kür. Zusammengehalten wird dieses Missionsgeflecht von einer Geschichte, die bis in Laras Kindheit zurückreicht und den rätselhaften Tod ihrer Mutter in ein neues Licht rückt. Was hatte es damit auf sich? Warum hat ihr Vater für den Rest seines Lebens noch immer nach seiner Frau gesucht? Fragen, auf die nun auch Lara eine Antwort haben möchte. Ein neu entdecktes Artefakt, anscheinend Excalibur, bringt sie passenderweise an zahlreiche Stätten aus ihrer Vergangenheit, Orte die sie allerdings nie mehr wieder sehen wollte. Aber nicht nur Laras Gewissen spielt eine große Rolle bei diesem Abenteuer, sondern auch böse Buben, die genauso hinter diesem Artefakt her sind. Soweit der Handlungsbogen, der nur leider im Spiel nicht wirklich zum Tragen kommt, weil schlichtweg die Zusammenhänge fehlen, neue Gegenspieler auftauchen und sich Lara fröhlich am anderen Ende der Welt in ihr nächstes Abenteuer stürzt und man dem Spieler nicht sagt, was das denn jetzt bitte im Storyverlauf zu suchen hat. Frei nach dem Motto „Neues Ausgrabungsgebiet, neues Artefakt“ geht es quer um den Globus, ständig über Kopfhörer mit Laras Gehilfen verbunden, die zwar viel sabbeln und irgendwelche Hintergrundinfos zum Gegenspieler X oder Y parat haben, aber man im Abenteuer nur selten davon etwas mitbekommt. Man hätte sich eher auf Laras eigentliche Arbeit konzentrieren sollen, als auf die letztlich unwichtigen Details der Geschichte. Worum es geht, bekommt man automatisch mit, da die wichtigen Sachen an hand von Videos erzählt werden. Was die Missionsauswahl angeht, hat man schon versucht, die eher ungeliebten Stadt- und Gebäudepassagen außen vor zu lassen. Dass man sich dann doch damit herumschlagen muss, stößt bei mir auf wenig Gegenliebe, denn gerade diese  Missionen sind eher unterdurchschnittlich entworfen. Tatsächlich überzeugen können nur fünf von sieben Abschnitten, die allesamt in die Kategorie Dschungel-Tempel-Höhle fallen. Doch neben den Gebäudepassagen stellt sich ein weiterer guter Bekannter ein, die langen Ladezeiten. Die erfreuen euch jedes Mal, sobald Lara das Zeitliche gesegnet hat. Ansonsten haben mich die viel zu vielen Feuergefechte nicht gerade vom Hocker gehauen, obwohl diese oftmals Kinoreif inszeniert sind. Das liegt vor allem an dem zu einfachen Zielen und an der damit fehlenden Herausforderungen. Gänzlich weglassen können, hätte man jedoch die Motorradpassagen. In diesen Abschnitten düst Lara auf einem Bike durch die Steppe und muss hunderte böser Buben abwehren. Die Steuerung und das Fahrgefühl sind jedoch unterdurchschnittlich, weswegen diese zur Abwechslung eingestreuten Szenen kaum Spaß machen. Dafür sind aber wie gesagt die Kletter- und Rätseleinlagen gelungen. Von diesen Abschnitten hätte man eben nur mehr sehen wollen.

Die Technik

Um den gehobenen Ansprüchen gerecht zu werden, hat sich Crystal Dynamics auch für die technische Umsetzung hohe Ziele gesetzt. Das Hauptaugenmerk richtet sich dabei auf die Grafik. Weitläufige Panoramaszenen, gute Texturen, exzellente Wassereffekte und ein sehr gutes Leveldesign prägen das Bild. Und das alles bei einer akzeptablen, stabilen Framerate. Allerdings nicht durchweg. Es gibt auch Stellen, die das totale Gegenteil zeigen. Da prägen miese Texturen, einfallslose Levels und eine Framerate jenseits von Gut und Böse das Bild. Kurioserweise fallen die technisch hervorragenden Levels alle in die Kategorie Dschungel-Tempel-Höhle. Anscheinend hatten diese Umgebungen während der Entwicklungszeit absolute Priorität, weil sie so hervorragend in das frühzeitig angekündigte Konzept "Zurück zu den alten Tugenden" passten. Der Rest der Levels kommt nämlich nicht an diese Qualität heran und bereitet im Zusammenhang mit dem uninteressanten Setting eher Qual als Spaß. Der Japan-Level stellt dabei für mich den absoluten Tiefpunkt dar. Wiederum hervorragend sind dagegen die Animationen von Ms. Croft gelungen. Ein schöner Überschlag beim Hochklettern, ein Kopfsprung ins Wasser – Lara ist eine Augenweise in jeder Situation. Nicht ganz so gelungen sind dagegen die Animationen in den Videos. Generell ist alles in den Zwischensequenzen etwas steif animiert und selbst Lara im Cocktailkleid kommt nicht so geschmeidig rüber, wie in anderen Kostümen. Beim Sound hat man sich da weniger Patzer geleistet. Dezente Musikuntermalung begleitet uns nicht nur im Menü, sondern auch während des restlichen Abenteuers. Die Sprachausgabe ist komplett in Deutsch und generell recht gut gelungen. Laras deutsche Stimme (welche auch Pamela Anderson synchronisiert) passt sprichwörtlich wie die Faust aufs Auge und gefällt mir um einiges besser, als Angelina Jolies Synchronstimme in den Filmen.

Die Steuerung

Zum ersten Mal kommt Lara mit einer übersichtlichen, weil entrümpelten Steuerung daher. Die Seitwärtsbewegungen mag zwar manch einer vermissen, aber der Rest geht super leicht und intuitiv von der Hand. Neben dem üblichen Klettern, Springen und Ballern, kann sich Lara nun auch im Nachkampf vielfältig zur Wehr setzen. Für meinen Geschmack sogar etwas zu vielfältig. Zugegeben, ich wäre gar nicht auf den Gedanken gekommen, Gegner aus der Nähe zu bekämpfen, wenn man mich nicht mit der Nase darauf gestoßen hätte. Ohne das Tutorial kommt der Durchschnittsspieler nämlich mit Sicherheit nicht hinter die Combos und in der Praxis werden auch kaum mehr als die zwei gängigsten davon Anwendung finden. Die Bewegungen sehen allerdings nicht nur Dank Zeitlupe verdammt schick aus, sondern sind auch durchaus effektiv. Der Rest ist aber zu umständlich und im leichtesten Schwierigkeitsgrad sprechen auch keine Gründe dafür, sich auf Nahkämpfe einzulassen. Wirklich nervtötend kann jedoch die mitunter ungenaue Kollisionsabfrage beim Seil schwingen sein. Trifft man beim Schwingen von Seil zu Seil nicht genau das nächste Seil, hüpft Lady glamourös daneben. Um den Spielfluss nicht zu lange zu unterbrechen, ist penibles Ausrichten am Seil zwingend erforderlich. Doch auch dann, kann man immer noch daneben hüpfen, weil die Kollisionsabfrage Lara schlagartig einen Tick zur Seite setzt und somit um Haaresbreite neben das Seil. Das ist Aufgrund der eng gesetzten Checkpoints zum Glück kein Problem, aber bei längeren Passagen werden diese Unterbrechungen schon recht lästig.

FAZIT:

Tomb Raider Legend hinterlässt einen teilweise durchwachsenen Eindruck. Selbst Crystal Dynamics als neues Entwicklungsstudio konnte der Spielserie nicht zum erhofften alten Glanz verhelfen. Zwar kann „Legend“ durchweg als das beste Tomb Raider seit Teil 2 bezeichnet werden, doch an so einigen Stellen bleibt es gehörig hinter den Erwartungen zurück. Die Grafik setzt nur bedingt neue Maßstäbe und der Missionsumfang war auch schon umfangreicher, zumal ich mit Lara schon wieder durch irgendwelche Häuser rennen und ballern muss, anstatt nur durch Ruinen zu kraxeln. Mission "Zurück zu den Ursprüngen" ist somit nur bedingt erfolgreich. Wirklich schade.

[ Review verfasst von Justicer ]

Kommentar von .ram

Na, ganz so negativ empfand ich das Spiel dann doch nicht, wie es Kollege Justicer in seiner Rezension größtenteils darstellt. Sicherlich hat „Legend“ genug Schwächen, um nicht den Genre Thron zu erklimmen, aber letztendlich war das Spiel doch sehr unterhaltsam. Es hat einfach Spaß gemacht und ist sehr benutzerfreundlich entworfen wurden. Was mich nur wundert, dass Tomb Raider Legend im direkten Vergleich zu Crystal Dynamics Sould Reaver 2 klar den kürzeren ziehen würde. Warum? Weil Soul Reaver 2 in meinen Augen das bessere „Tomb Raider“ ist. Es gibt ausgeklügeltere Kletterabschnitte, eine bessere Story und mehr Umfang. Aber das nur mal am Rande. Lara Fans können getrost zugreifen – das Spiel ist trotz der Probleme immer noch sein Geld wert.

Pluspunkte:

  • Gelungene Steuerung
  • Hervorragende Dschungel- und Tempel-Level
  • Reichlich Schätze

Minuspunkte:

  • Nicht sonderlich stabile Framerate
  • Zu kurz
  • Japan-Level


Infos zum Spiel
NameTomb Raider: Legend
SystemPlayStation 2
PublisherEidos
EntwicklerCrystal Dynamics
GenreAction-Adventure
USKab 16 Jahren
Preis59,99 €
PlatinumJa
Release
 05.04.2006
 11.04.2006
Spielerzahl1
SpracheDeutsch
TexteDeutsch
MehrspielermodusNein
Online spielbarNein
Online FunktionenNein
60HzJa
Vollbild 50HzJa
PAL BalkenNein
Speicherbedarf155 KB
Progressive ScanJa
Dolby ProLogic IIJa
EyeToyNein
HeadsetNein
Mehr...

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Screenshot Galerie
Tomb Raider: Legend
Gameplay
8.0
Atmosphäre
8.5
Grafik
8.0
Sound
9.5
Singleplayer
8.0
 

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