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Conan
13. März 2008

Die Regel, dass eine große Lizenz nicht automatisch ein gutes Spiel ausmacht, ist in der Videospielwelt schon seit Jahrzehnten fest verankert. Das populärste Beispiel dürfte „E.T“ aus den frühen 80er Jahren sein, welches bis heute als das schlechteste Spiel aller Zeiten gilt und einen maßgeblichen Anteil am Niedergang von ATARI und dem Videospiele-Crash 1983 hatte. Nun will THQ alles besser machen und schnappte sich die Lizenz zu „Conan der Barbar“, um daraus ein actionreiches Hack & Slay à la „God of War“ zu entwickeln. Wie sich das Ganze nun spielt, will ich in unserem neuesten Review erörtern. Eines dürfte aber schon einmal feststehen: Einen zweiten Videospiele-Crash wird „Conan“ mit Sicherheit nicht auslösen…

Frauenheld

Wenn „Conan“ auf der PS3 einen Preis gewinnt, dann nur den für die einfallsloseste Story dieser Generation. Bei dem Versuch einen Edelstein zu erbeuten, entfesselt der Barbar aus Versehen böse Kräfte, die seine Rüstung stehlen und über die ganze Welt verstreuen. Die Aufgabe des Spielers und somit auch von Conan ist es nun, die Rüstungsteile zu finden und nebenbei das Herz einer attraktiven Frau zu erobern. Wenn das mal kein Kaufgrund ist! Bevor man aber loslegen kann, benötigt das Spiel drei Minuten, um knapp 700MB Spieldaten auf die Festplatte der PS3 zu schaufeln. Auf die Ladezeiten wirkt sich dieser Umstand aber kaum aus, denn vorhanden sind sie immer noch! Danach geht’s jedoch zügig voran. Start gedrückt, Schwierigkeitsgrad ausgewählt, Vorspann abgebrochen und schon ist man mitten im ersten Kampf. Dabei wird man glücklicherweise nicht ganz allein gelassen. Ein kurzes Ingame-Tutorial bringt dem Spieler die äußerst anspruchsvolle Steuerung näher: „X“ steht für einen leichten Angriff und „Dreieck“ für einen Schweren - viel Spaß! Die restlichen Befehle werden kaum benötigt. Wissen sollte man nur noch, dass Conan die Waffen toter Gegner aufnehmen und benutzen kann. Unterschiede in der Durchschlagskraft sind jedoch nicht vorhanden. Drückt man zudem die „R1“-Taste, dann blockt der Hüne einen gegnerischen Angriff, was aber nur in höheren Schwierigkeitsgraden nötig ist, da auf „Leicht“ mehr als genügend Heilrunen herumliegen. Neben den heilenden Runen, die man in zerstörten Vasen oder Fässern findet, gibt es noch Erfahrungsrunen. Diese verstecken sich meistens in goldenen Truhen oder werden von manchen Gegnern fallen gelassen. Mit ihnen kann der Spieler im Laufe des Abenteuers neue Schlagtechniken bzw. Combos erlernen. Viele Combos kann man aber auch durch simples Ausprobieren entdecken. Dafür wird man zwar mit Lebensrunen belohnt, aber bekommt keine Erfahrungspunkte - obwohl gerade Letzteres näher läge. Die Rätsel im Spiel beschränken sich auf das Nötigste. Türen öffnen, Kisten schieben und Schalter auslösen, musste man bereits vor 20 Jahren - etwas mehr Innovation hätte dem Spiel sicherlich nicht geschadet. Vergleicht man den Titel mit Kratos PS2 Abenteuern, dann zieht „Conan“ in jeglicher Hinsicht klar den Kürzern. Wer also einen adäquaten Ersatz erwartet, wird definitiv enttäuscht werden!

Schlicht

Einen richtig großen Kritikpunkt gibt es bei „Conan“ jedoch nicht, vielmehr sind es eher die vielen kleinen Macken, die sich am Ende summieren. So ist beispielsweise die Steuerung einfach und schnell zu erlernen, aber derart behäbig und träge, dass lange Combos fast unmöglich sind. Dynamik wird in den Kämpfen ganz klein geschrieben! Angriffe im Laufen sind nicht möglich und Schläge / Combos wirken allesamt reichlich abgehackt und nicht „wie aus einem Guss“. Außerdem nervt es, dass sich Conan nach einer Combo immer kurz ausruhen muss, bevor er wieder in Kampfhaltung geht und erneut angreifen kann. Dadurch spielt sich die Metzelorgie ziemlich eintönig und Taktik oder Geschick werden zu keiner Zeit benötigt. Ein Highlight stellen da noch die Konterangriffe dar. Drückt man im richtigen Zeitpunkt die richtige Taste, kann man die Attacke eines Gegners abwehren und ihm zugleich einen tödlichen Schlag versetzen. Das ist ziemlich nützlich, gelingt aber nur bei jedem vierten Versuch. Das Leveldesign kann auch nur wenige Pluspunkte sammeln. Die Bereiche sind strikt linear aufgebaut und andere Abschnitte können erst dann betreten werden, wenn man alle Gegner vernichtet hat. Die „geheimen“ Ecken, in denen man zusätzliche Ziele erfüllen kann, sind zudem so offensichtlich versteckt, dass sie selbst ein Blinder mit Krückstock finden dürfte.

Blutleer

Immerhin entschädigen die klasse Bosskämpfe am Ende eines Levels für die simple Schlächterei. Hier haben die Entwickler ihre Hausaufgaben gemacht und kredenzen dem Spieler gewaltige Gegner zu, die gerade auf höheren Schwierigkeitsgraden derart hartnäckig sind, dass man für diese schon einmal mehr Zeit opfern muss, als für den gesamten Level davor. Eine weitere Auszeichnung, wenn man es denn so nennen will, bekommt „Conan“ für die massive Zensur verliehen. Wohl um eine jugendgerechte „Ab 16 Jahren“ Freigabe von der USK zu bekommen, wurden sämtliche Blood & Gore Szenen (abgetrennte Gliedmaßen, Blutfontänen und herumliegende Leichen) entfernt. Und um es gleich zu sagen, ja bei „Conan“ ist diese Verharmlosung ein Problem. Der langhaarige Krieger lädt nun mal seine Gegner nicht zum gemütlichen Kaffeekränzchen ein, sondern hackt ihnen mit Vorliebe Arme und Beine ab! Aber genau das fehlt in der hiesigen Version, weswegen sich das konsequenterweise auch auf die Atmosphäre niederschlägt. Anmerkung am Rande: Die „Erotik“ ist im Spiel aber nach wie vor vorhanden. Die üppig ausgestatteten Amazonen laufen zum Beispiel nur mit einem knappen String bekleidet herum und geizen nicht mit sexuellen Anspielungen, auf die unser Held natürlich gerne eingeht. Dies hat die zuständige Prüfstelle scheinbar kaum interessiert. Aber wehe es gibt einen Tropfen Blut zu sehen!

Not Next-Gen

Die nächsten Macken werden bei der technischen Umsetzung deutlich. Ohne großartige Abstriche hätte man „Conan“ nämlich auch auf der PS2 realisieren können, denn das Spiel sieht bis auf wenige Ausnahmen durchweg schlechter aus, als die beiden „God of War“ Titel. Allein schon der Comiclook von Conan und einigen anderen Figuren passt überhaupt nicht zum eigentlichen Spiel und die Animationen des Muskelprotz wirken ein ums andere Mal unfreiwillig komisch. Aber auch die Umgebungen bieten nur wenig fürs Auge und geizen mit detaillierten Texturen. Lediglich die Lichteffekte und die kurvenreichen Kriegerinnen kann man als gelungen betrachten. Einen positiven Effekt hat die schwache Grafik aber dennoch: Das Spiel läuft fast immer flüssig. Zumindest wenn man vom gelegentlich auftretenden leichten Tearing absieht und die Soundaussetzer im Argos Level nicht wertet. Die deutsche Sprachausgabe lässt sich dagegen nur, als sprichwörtlichen Griff ins Klo bezeichnen! Gerade die Stimme von Conan würde eher in einen Teenie-Film passen, als zu einem Barbar, der richtig stinkig ist, weil ihm gerade seine tolle Rüstung gestohlen wurde. Also am Besten gar nicht erst antun, sondern sofort die Konsole auf Englisch umstellen! Dort sind die Sprecher wenigstens halbwegs zu ertragen. An der musikalischen Untermalung gibt es dafür nichts auszusetzen. Die Stücke unterstreichen wunderbar das Gameplay und besonders in den Bosskämpfen kommt die Dramatik nicht zu kurz.

FAZIT:

Ich muss zugeben, „Conan“ sorgt für ein paar nette Stunden Unterhaltung und motiviert auch jederzeit zum Weiterspielen. Besonders die vielen Combos und Auszeichnungen fürs Retten der Amazonen üben einen gewissen Reiz aus. Aber die unzähligen Standardkämpfe und die damit Einhand gehende geringe Abwechslung drücken aufs Gemüt. Ein stärkerer Bezug zur Vorlage und ein wenig mehr Bombast hätten sicherlich nicht geschadet. Alles in Allem ist „Conan“ somit kein „Must-Have“ Titel, aber für Hack & Slay-Freunde dennoch ein kurzweiliger Zeitvertreib. Wer an dem Spiel interessiert ist, sollte sich aber nur die ungeschnittene Fassung besorgen, denn die blutleere deutsche Version versprüht viel weniger Charme als das Original.

[Review verfasst von Redzora]

Pluspunkte:

  • Leicht zu erlernendes Kampfsystem
  • Coole Bossgegner
  • Freischaltbares Bonusmaterial

Minuspunkte:

  • Massive Schnitte der dt. Version
  • Miese deutsche Sprachausgabe
  • Kämpfe auf Dauer sehr eintönig


Infos zum Spiel
NameConan
SystemPlayStation 3
PublisherTHQ
EntwicklerNihilistic Software
GenreAction
USKab 16 Jahren
Preis61,99 €
PlatinumNein
Release
 12.10.2007
 23.10.2007
 06.12.2007
Spielerzahl1
SpracheDeutsch
Englisch
TexteDeutsch
Englisch
MehrspielermodusNein
Online spielbarNein
Online FunktionenNein
HeadsetNein
720pJa
1080pNein
Sixaxis Tilt SupportNein
Mehr...

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Screenshot Galerie
Conan
Gameplay
6.0
Atmosphäre
6.5
Grafik
6.0
Sound
5.0
Spielspass
6.0
 

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