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Split Fiction
6. April 2025

In einer Spielelandschaft, die von übermächtigen Service-Games und einfallslosen Fortsetzungen geprägt ist, freue ich mich umso mehr über Entwickler, die mutig ihren eigenen Weg gehen. Besonders im Indie-Sektor zeigt sich, wie viel kreatives Potenzial in der Branche steckt – hier entstehen immer wieder faszinierende und innovative Spielkonzepte. Doch gerade diesen talentierten Studios fehlt oft das nötige Marketing-Budget, um eine breite Öffentlichkeit zu erreichen und die Aufmerksamkeit zu bekommen, die sie verdienen. Die Veröffentlichung von „Split Fiction“ beweist allerdings, dass es auch anders geht. Josef Fares, einst ein unauffälliger Filmemacher, hat sich in den letzten 15 Jahren zu einer der prägendsten Persönlichkeiten der Videospielbranche entwickelt. Sein Erfolg ist zweifellos auch dem frühen Vertrauen von EA zu verdanken, das sein Talent schnell erkannte. Doch vor allem sind es seine herausragenden Koop-Spiele, die bis heute unerreicht bleiben und seinen Ruf gefestigt haben. Mit „Split Fiction“, seinem neuesten Werk, trifft nun alles aufeinander: die Sehnsucht der Spieler nach einer frischen, einzigartigen Spielerfahrung und die massive Marketingkraft von EA. Doch kann das Spiel dem enormen Hype wirklich gerecht werden? Wird es ein weiterer Meilenstein in Fares beeindruckender Karriere? Die Antwort darauf findet ihr in unserem aktuellen Review.

Noch ein verrückter CEO?

Geschichten über exzentrische CEOs sind aktuell relevanter denn je - und „Split Fiction“ nimmt sich diesem Thema auf herrlich kreative Weise an. Das Spiel zeigt eindrucksvoll, dass nicht jede noch so verrückte Idee eines Chefs zwangsläufig in die Tat umgesetzt werden sollte. Als Spieler schlüpft man in die Rollen der beiden Schriftstellerinnen Mio Hudson und Zoe Foster, die von J.D. Rader, dem exzentrischen CEO des Unterhaltungsgiganten Rader Publishing, eingeladen werden, seine neueste Erfindung zu testen. Das Gerät trägt den wenig inspirierenden Namen Die Maschine - doch während der Bezeichnung jegliche Kreativität vermissen lässt, ist das dahinterstehende Konzept umso faszinierender: Diese außergewöhnliche Technologie kann die kreativen Ideen der Schriftsteller in eine lebendige Simulation verwandeln, in der man die Geschichten der Autoren hautnah erleben kann. Was zunächst wie eine bahnbrechende technologische Innovation klingt, entpuppt sich schon bald als perfider Plan eines mächtigen Mannes. J.D. Rader nutzt Die Maschine nicht etwa für künstlerische Zwecke, sondern als Werkzeug, um die kreativen Ideen anderer für sich zu beanspruchen. Nun liegt es an dem ungleichen Duo, Mio und Zoe, einen Ausweg aus der Maschine zu finden – und Raders Machenschaften rechtzeitig zu durchkreuzen, bevor er sich endgültig an den Ideen anderer bereichert.

Mio & Zoe: Rift Apart

In der Maschine eingesperrt, merken Mio und Zoe schnell, dass sie sich inmitten ihrer eigenen Ideen befinden. Gleichzeitig merken die beiden auch, dass sie vom Charakter her nicht unterschiedlicher sein könnten. Mio Hudson ist eine pragmatische und entschlossene Science-Fiction-Autorin, die mit beiden Beinen fest auf dem Boden der Realität steht. Introvertiert und zurückhaltend, schreibt sie nicht aus dem Wunsch nach Ruhm, sondern schlicht, um über die Runden zu kommen. Zoe hingegen ist eine charismatische und empathische Fantasy-Autorin, die von Natur eine optimistische und extrovertierte Persönlichkeit besitzt. Aufgewachsen auf dem Land, trägt sie eine tiefe Sehnsucht in sich, ihrer Familie zu beweisen, dass sie mehr ist als nur ein Fehlschlag. Im Laufe ihres Abenteuers wird der Spieler entdecken, dass hinter der Oberfläche der beiden Protagonistinnen mehr steckt, als zunächst sichtbar ist. Mio und Zoe lernen sich immer besser kennen und entwickeln sich zu einem wirklich gelungenen Duo, das gemeinsam mutig allen Herausforderungen entgegentritt. Fares und sein Team zeigen ein bemerkenswertes Talent, scheinbar einfache und eindimensionale Persönlichkeiten im Laufe der Zeit zu komplexen und faszinierenden Charakteren zu formen. Dies gelingt nicht nur durch die unterhaltsamen Dialoge, sondern vor allem durch die vielfältigen Abenteuer, die die beiden bestehen müssen.

Tausend und eine Welt

Das Gameplay ist ein gelungener Mix aus Erkundung, Rätsellösen und actionreichen Kämpfen. Während die Erkundungsabschnitte oft die Charakterentwicklung und das Storytelling in den Vordergrund stellen, kommen auch die actionreichen Szenen nicht zu kurz – insbesondere die Szenen, in denen Mio und Zoe verschiedene Simulationen durchlaufen, die ihre einzigartigen Fähigkeiten widerspiegeln. Hier wird es besonders spannend, denn die Welten bieten nicht nur fantastische Umgebungen, sondern auch die Möglichkeit, verschiedene Kräfte und Ausrüstungen zu nutzen – sei es als schwebende Ninja mit einem energiegeladenen Schwert oder als futuristische Kriegerin in einer Exosuit-Rüstung. Das Spiel glänzt durch seine Flexibilität im Gameplay: Je nachdem, in welcher Welt die beiden sich befinden, ändern sich ihre Fähigkeiten und Spielstile. Mio, mit ihrer Liebe zur Science-Fiction, kann sich in hypermoderne Krieger verwandeln, während Zoe als Fantasy-Autorin in eher magisch geprägte Abenteuer eintaucht, die von Drachenjagden bis zu epischen Kämpfen in verzauberten Wäldern reichen. Und wie auch in Fares vorherigen Spielen, gibt es nicht nur wilde Action, sondern auch trickreiche Rätsel, welche oft kreatives Denken von beiden Spielern verlangen. Sie erfordern unter anderem ein gutes Verständnis der Fähigkeiten der Charaktere sowie die Bereitschaft, verschiedene Lösungsansätze auszuprobieren, um voranzukommen. Allerdings muss ich zugeben, dass manche Rätsel-Passagen etwas nervig waren, weil es dem Spiel nicht gelungen ist, uns in die richtige Richtung zu lenken. Stattdessen mussten wir oft nach dem Trial-and-Error Prinzip vorgehen, um schlussendlich die passende Lösung zu finden. Das Balancing zwischen Action und Rätseln hält das Spiel dennoch konstant spannend, ohne dass es sich zu monoton oder frustrierend anfühlt. Und trotz zahlreicher Level und allerlei Gameplay-Facetten, muss man dem Entwickler hoch anrechnen, dass die Steuerung ziemlich schnell erlernt ist und nicht all zu kompliziert ist. Ich habe Split Fiction beispielsweise zusammen mit meiner Ehefrau gespielt, die normalerweise nur selten Videospiele zockt. Dennoch hatte sie die Steuerung schon nach wenigen Minuten voll im Griff – was ein klares Zeichen für das bemerkenswert gute Gameplay-Design der Entwickler ist. Darüber hinaus ist es sehr hilfreich, dass die Respawn-Phasen sehr kurzgehalten wurden, wodurch der zweite Spieler oftmals nicht zu lange warten muss, wenn er mal irgendwo gestorben ist. Es zeigt sich, dass sie ein Spiel geschaffen haben, das sowohl für erfahrene Gamer als auch für Neulinge im Videospielbereich zugänglich und intuitiv ist.

Grafik & Sound

„Split Fiction“ entführt die Spieler in eine Vielzahl faszinierender Fantasy- und Sci-Fi-Welten, die durch ein beeindruckendes, farbenfrohes und anspruchsvolles Design bestechen. Die Entwickler setzen auf imposante geometrische Strukturen, weitläufige Level und visuell beeindruckende Effekte, die das Spielerlebnis bereichern. Die unterschiedlichen Welten bieten eine enorme Vielfalt an Szenarien, die sich nicht nur optisch, sondern auch in ihrer Atmosphäre stark voneinander unterscheiden. Mit fortschreitender Handlung wird das Design der betretbaren Gebiete zunehmend beeindruckender und epischer. Das Gameplay wird im klassischen Splitscreen-Modus präsentiert, was besonders bei größeren Fernsehern zur Geltung kommt und den Überblick erleichtert. Um jedoch Spielern ohne besonders großen Bildschirm entgegenzukommen, bietet das Spiel ein herausragendes Feature: den sogenannten „Freunde-Pass“. Dieser Pass wird jedem Spieler zur Verfügung gestellt, der das Spiel erwirbt. Damit kann der Besitzer des Spiels einen Freund oder eine Freundin einladen, das Spiel kostenlos auf einer Plattform ihrer Wahl herunterzuladen und im Koop-Modus zu spielen. Dieses Feature ermöglicht es, das Spiel auch ohne zusätzliche Kosten gemeinsam zu erleben – eine äußerst kundenfreundliche Geste in einer Zeit, in der viele Spiele und Features normalerweise monetarisiert werden. Besonders hervorzuheben ist die Tatsache, dass dieses Feature technisch einwandfrei läuft und keine spürbaren Probleme oder Einschränkungen offenbart.

Was den Sound betrifft, wird das Spiel insbesondere durch die Leistung der beiden Hauptprotagonisten getragen, deren Synchronisation sowohl auf Englisch als auch auf Deutsch äußerst motiviert und authentisch wirkt. Die Dialoge sind geschickt geschrieben und werden je nach Kontext mal ernsthaft und dramatisch oder mal locker und humorvoll vorgetragen. Die Synchronsprecher haben es hervorragend verstanden, die spannende, fantasievolle und später auch tief emotionale Geschichte lebendig und glaubwürdig zu vermitteln. Ihre Darbietung trägt maßgeblich zur Immersion und zur emotionalen Tiefe des Spiels bei.

FAZIT:

„Split Fiction“ stellt eine gelungene Weiterentwicklung der Koop-Strategie von Josef Fares dar. Ein wesentlicher Faktor für den Erfolg des Spiels dürfte das signifikant höhere Budget sein, das laut den Entwicklern etwa doppelt so hoch ausfiel wie das von „It Takes Two“. Das Ergebnis ist beeindruckend und lässt sich in allen Aspekten des Spiels erkennen. Zwar erreicht die Geschichte nicht denselben emotionalen Tiefgang wie ihr inoffizieller Vorgänger, doch die Vielzahl an Gameplay- und Interaktionsmöglichkeiten, die „Split Fiction“ bietet, ist schlichtweg außergewöhnlich. Während meines Tests stellte sich immer wieder die Frage, wie ein mögliches Sequel dieses Maß an Gameplay noch übertreffen könnte. Sowohl der Spielspaß als auch die visuelle Präsentation setzen im Koop-Genre neue Maßstäbe. Josef Fares und sein Team haben bereits zahlreiche preisgekrönte und erfolgreiche Titel entwickelt, aber „Split Fiction“ dürfte definitiv ihr erster echter Blockbuster sein.

[ Gespielt auf der PS5 mit 4K HDR OLED TV ]

[ Review verfasst von Dimi]

Pluspunkte:

  • Dynamisches Koop-Gameplay mit abwechslungsreichen Mechaniken
  • Fesselnde Erzählung mit charismatischen Charakteren
  • Herausragende Präsentation mit detailreichen Welten

Minuspunkte:

  • Begrenzte Wiederspielbarkeit
  • Erfordert Koop-Partner, kein Singleplayer-Modus vorhanden
  • Gelegentliche Balancing-Probleme mit frustrierenden Jump & Run- & Rätsel-Passagen



Infos zum Spiel
NameSplit Fiction
SystemPlayStation 5
PublisherElectronic Arts
EntwicklerHazelight
GenreAction-Adventure
USKab 12 Jahren
PEGI16+
Preis49,99 €
Release
 06.03.2025
 06.03.2025
 06.03.2025
Spielerzahl1-2
SpracheDeutsch
Englisch
TexteDeutsch
Englisch
MehrspielermodusJa
Online spielbarJa
Online FunktionenJa
Speicherbedarf85GB
HeadsetJa
Videos
Mehr...

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Screenshot Galerie
Split Fiction
Gameplay
8.5
Atmosphäre
8.0
Grafik
8.0
Sound
8.0
Spielspass
8.5
 

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