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Clair Obscur: Expedition 33
23. April 2025

Spiele, die bereits bei ihrer Enthüllung faszinieren, sind eine Seltenheit. Oft hat man schon Ähnliches gesehen oder das Interesse ist schlichtweg nicht vorhanden. Mit zunehmendem Alter möchte man seine Zeit weniger mit enttäuschenden Erfahrungen verschwenden. Dieses Spiel zählt jedoch eher zu den Ausnahmen. Bereits der erste Trailer konnte mich begeistern: Ein surrealistisches Rollenspiel mit beeindruckender visueller Gestaltung, einer faszinierenden Thematik und einer traumhaften Musik – ein Titel, den ich mir unbedingt merken musste! Nun ist das Spiel erschienen, und ich teile euch gern meine gesammelten Eindrücke und Erfahrungen. Schließlich hatte ich die Gelegenheit, meine Expedition eine Woche vor der offiziellen Veröffentlichung zu starten.

Kunst liegt im Auge des Betrachters

Einmal im Jahr erwacht die Malerin und malt eine Zahl auf ihren Monolithen. An diesem Tag wird jeder, der dieses Alter überschritten hat, in Rauch aufgelöst und verschwindet. Jahr für Jahr tickt die Zahl herunter und immer mehr Menschen werden ausgelöscht. Morgen wird sie erneut aufstehen und die Zahl „33“ malen. Alle die 33 Jahre alt sind, werden somit aus der Welt verschwinden. Gleichzeitig wird sich nach der Gommage eine Expedition aufmachen, mit dem Ziel, die Malerin zu zerstören, damit sie nie wieder den Tod malen kann. Man schlüpft in die Rolle von Gustave, einem Freiwilligen, der sich der nächsten Expedition angeschlossen hat. Die Gründe dafür sind vielfach, er will etwas verändern, hat zudem nur noch ein Jahr zum Leben und verliert in der aktuellen Gommage seine einstige Liebe.


Die Geschichte ist von Beginn an spannend und interessant. Der Prolog führt den Spieler noch behutsam in die Handlung ein, wobei vieles zunächst noch im Dunkeln bleibt. Nach und nach erfährt man aber mehr über die Hintergründe der ganzen Misere. Zum Beispiel dass der Kontinent vor 100 Jahren zerbrach und dass es bereits 67 Expeditionen zuvor gab. Ebenfalls wird man schnell feststellen, dass es außerhalb von Neu-Lumieré neben bösen Monstern auch gute Kreaturen gibt. Selbst nach zig Spielstunden kann die Story immer noch begeistern. Vor allem die unterschwellige Traurigkeit und Hoffnungslosigkeit der Expeditionsmitglieder bleiben im Gedächtnis hängen.

The Beach

Richtig losgeht es nach der Landung am Strand. In der fremdartig wirkenden Welt muss sich der Protagonist Gustave zunächst orientieren. Auf der Suche nach seinen Kameraden trifft er auf Nevronen. Abstoßende Kreaturen, die direkt aus „Dark Souls“ stammen könnten. Diese Wesen sind ihm feindlich gesinnt und die ersten Kämpfe zeigen, wohin sich das Gameplay bewegen wird. Doch nicht nur Schergen erwarten Gustave auf seinem Weg. Er begegnet auch Freunden, wobei vieles zunächst im Unklaren bleibt. Was genau sind die Nevronen, Gestrals und Esquie? Was geschah vor dem Bruch? Fragen, auf die das Spiel nicht immer eine befriedigende Antwort liefert – und genau das macht auch einen Teil seines Reizes aus. Es regt zum Nachdenken an. Besonders die Charaktere wachsen einem im Verlauf ans Herz und verleihen dem Spiel eine emotionale Tiefe, die nur wenige andere Spiele (oder Filme) erreichen. Das macht das Erlebnis noch intensiver und unvergesslich.

Später erkundet man eine riesige Oberwelt, die viel Raum für Abenteuer bietet. Hier kann man Kämpfe bestreiten, ein Lager aufschlagen und verborgene Geheimnisse entdecken. Zudem lassen sich von dort aus zahlreichen Levels, inklusive optionaler Dungeons, betreten. Oftmals fühlt man sich in der verwüsteten und vergessenen Welt einsam und einige Umgebungen wirken besonders düster und bedrückend. In den einzelnen Levels muss man sich selbst zurechtfinden, da auf eine Kartenfunktion verzichtet wurde. Die meisten Dungeons sind recht geradlinig gestaltet, doch dabei können leicht Geheimnisse übersehen werden. Zum Glück ermöglichen die Expeditions-Flaggen neben einer Atempause auch eine Schnellreise, sodass man flexibel zwischen den Bereichen hin- und herspringen kann.

Allerdings gibt es auch einige Elemente, die man hätte weglassen können. Damit meine ich nicht die vielen Gespräche zwischen den Party-Mitgliedern im Camp, die tatsächlich zum Aufbau von Empathie beitragen (und kraftvolle Angriffe freischalten). Die Arena-Kämpfe sind ebenfalls noch akzeptabel. Doch bei den Mini-Spielen wie dem Gestral-Werfen auf dem Floß oder dem Hindernisparcours hört der Spaß auf. Diese sind weder unterhaltsam noch besonders gut umgesetzt. Hier hätten die Entwickler die Kapazitäten besser in ein umfangreiches Kompendium investieren können, denn es ist schwierig, den Überblick über die vielen Gegner und ihre Schwachstellen zu behalten.

Inspiriert von Persona und Co.

Das Kampfsystem ist stark von Atlus-Rollenspielen wie der „Persona“-Reihe inspiriert. Während die Party später aus insgesamt fünf Charakteren besteht, sind im Kampf nur drei aktiv auf dem Feld. Die anderen beiden dienen als Reserve, wobei ein Auswechseln während des Kampfes nicht möglich ist. Nur wenn alle drei Kämpfer das Zeitliche segnen, springt die Reserve ein.

Grundsätzlich basiert das System auf Rundenkämpfen, die durch „Freie Schüsse“ und Aktionspunkte ergänzt werden, welche für Spezialangriffe genutzt werden können. Zudem gibt es die bekannten Elementarkombinationen. Jeder Gegner besitzt spezifische Stärken und Schwächen, die man gezielt ausnutzen sollte. Besonders später im Spiel werden diese kombinierten Angriffe extrem wichtig, da die Kämpfe ab Kapitel 1 deutlich anspruchsvoller werden. Dann kommt es auch auf das richtige Timing an, denn nur wer gut im Ausweichen, Parieren und Springen ist, kann starken Schaden vermeiden bzw. kraftvolle Konter umsetzen. Das perfekte Timing muss man zu diesem Zeitpunkt verinnerlicht haben, da jeder Gegner über mehrere Attacken verfügt, die auch in verheerenden Kombos enden können. Bei manchen Monstern gelingt das nach ein oder zwei Versuchen recht gut – dann erkennt man den richtigen Zeitpunkt und passt den exakten Konter-Moment ab. Bei anderen Feinden ist es jedoch deutlich schwieriger. Hier hätte eine optische wahre Hilfestellung Wunder gewirkt. In den Barrierefreiheitsoptionen lassen sich nämlich nur die Quick-Time-Events bei Angriffen automatisieren, beim Verteidigen ist das leider nicht möglich. Zum Glück bietet das Spiel aber drei Schwierigkeitsgrade, zu denen man jederzeit wechseln kann. Bossgegner stellen noch einmal eine größere Herausforderung dar und kehren oft in stärkerer Form für eine zweite Runde zurück, was die Kämpfe besonders spannend macht. Die Auto-Save-Punkte sind großzügig gesetzt, was das erneute Angehen erleichtert.

Natürlich gibt es auch ein Inventar, und Waffen verfügen über unterschiedliche Effekte, die sich noch aufwerten lassen. Zudem besitzt jeder Charakter einen Talentbaum, mit dem man neue Spezialangriffe oder Verteidigungszauber freischalten kann. Die Ausrüstungsplätze sind jedoch begrenzt, sodass man sorgfältig abwägen muss, wie man den jeweiligen Kämpfer entwickeln möchte. Zusätzliche Radiant-Angriffe und spezielle Klassenvorteile, wie zum Beispiel Monoco, der ein Formwandler ist und Attacken seiner Feinde nutzen kann, sorgen für zusätzliche taktische Tiefe und Vielfalt im Gameplay.

Traumhafte Poesie trifft auf eher grobschlächtige Technik

„Clair Obscur: Expedition 33“ besticht durch einen malerischen Stil, der vom französischen Neo-Klassizismus geprägt ist. Das Spiel bietet eine vielfältige und abwechslungsreiche Fantasy-Welt, die von verträumten Landschaften bis hin zu skurrilen Monstern reicht und dabei stets von dramatischer, aber gleichzeitig melancholischen Musik untermalt wird. Nüchtern betrachtet, gibt es zwei Anzeigemodi: Qualität und Leistung. Im Qualitätsmodus wird eine 4K-Auflösung bei 30fps geboten, die für ein detailreiches Bild sorgt, aber Kopfschmerzen beim Kameradrehen bereitet. Der Leistungsmodus hingegen fokussiert sich auf flüssiges Gameplay mit 60 Bildern pro Sekunde, allerdings auf Kosten der Bildqualität. In bestimmten Szenen wirkt der Bildschirm durch zu viele Farben / Effekte auch überladen – etwa, wenn das HDR regelrecht blendet oder wabbernder Dunst die Sicht extrem einschränkt. Manchmal sind auch Pixelkanten sichtbar und zu viele Effekte können ebenfalls störend sein (wobei man vieles auch ausschalten kann wie Chromatische Aberration) Die Figuren sind halbwegs realistisch gestaltet, sind aber nicht besonders geschmeidig animiert wirken und manchmal auch etwas grobschlächtig. Vor allem die Darstellung der Haare ist kein State of the Art. Manche Effekte wie die „Tore“ in der Oberwelt sehen zudem billig aus. Man merkt letztlich, dass dem Titel an manchen Stellen der letzte Schliff fehlt. Die PS5 Pro wird aktuell übrigens gar nicht unterstützt, aber hoffentlich ändert sich das noch.

Die englische Sprachausgabe ist gelungen; die vielen Sprecher verleihen den Dialogen eine besondere Note und tragen viel zur Atmosphäre bei. Alternativ kann man das Spiel auch im Originalton auf Französisch zocken. Die Untertitel sind lesbar und gut übersetzt. Das absolute Highlight ist jedoch die Musik. Der Soundtrack hebt sich deutlich vom Rest ab – abwechslungsreich, modern aber auch von klassischer Musik beeinflusst. Er überzeugt zu jeder Sekunde und verleiht dem Spiel eine einzigartige Atmosphäre. Wirklich beeindruckend!

FAZIT:

Das Spiel begeistert vor allem durch den genialen Soundtrack und die mysteriöse Story. Das Kampfsystem orientiert sich an typisch japanischen Rollenspielen, erweitert dieses aber um Timing-Herausforderungen. Während die Angriffskombos gut funktionieren, erfordern Parieren und Ausweichen ein hohes Rhythmus-Gefühl vom Spieler. Eine optische Hilfestellung hätte hier sicherlich geholfen. Der verträumt-skurrile Stil mag zudem nicht jedermanns Sache sein, besitzt aber ein hohes Maß an Eigenständigkeit. Technisch sollte auf der PS5 Pro mehr möglich sein. Auch das Aufblähen durch Mini-Spiele und andere Füller hätte man sich schenken können. Ein größerer Fokus auf die Stärken des Spiels wäre beim Erstlingswerk der Franzosen somit nicht verkehrt gewesen.

[ Review verfasst von .ram ]

[ Gespielt auf einer PS5 Pro mit 4K HDR TV ]

Pluspunkte:

  • Interessante und mysteriöse Story
  • Absolut genialer Soundtrack
  • Timing-Attacken lockern rundenbasierte Kämpfe auf

Minuspunkte:

  • Erfolgreiches Parieren verlangt viel Timing-Gefühl vom Spieler
  • Müßige Minispiele, auf die man verzichten kann
  • Grafisch kein Burner, was vor allem and er der technischen Umsetzung liegt



Infos zum Spiel
NameClair Obscur: Expedition 33
SystemPlayStation 5
PublisherKepler Interactive
EntwicklerSandfall Interactive
GenreRollenspiel
USKab 16 Jahren
PEGI18+
Preis49,99 €
Release
 24.04.2025
 24.04.2025
 24.04.2025
Spielerzahl1
SpracheEnglisch
TexteDeutsch
Englisch
MehrspielermodusNein
Online spielbarNein
Online FunktionenNein
Speicherbedarf55GB
Videos
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Screenshot Galerie
Clair Obscur: Expedition 33
Gameplay
7.5
Atmosphäre
9.0
Grafik
7.5
Sound
9.0
Spielspass
7.5
 

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