Als Microsoft Bethesda aufkaufte, war der Schock unter den Spielern groß. Viele befürchteten, dass Klassiker wie Doom oder The Elder Scrolls möglicherweise nie wieder auf der PlayStation erscheinen würden. Glücklicherweise hat Microsoft mittlerweile seine Strategie geändert und verzichtet darauf, Exklusivspiele zu entwickeln. So können auch PlayStation-Spieler jetzt Doom: The Dark Ages genießen. Wir hatten bereits vor dem offiziellen Release die Möglichkeit, das Spiel auszuprobieren, und verraten euch, wie es im Test abschneidet.
Die Waffe der Menschheit
Eine der größten Neuerungen in Doom: The Dark Ages ist der stärkere Fokus auf die Geschichte. Diese versucht, die Lücke zwischen den klassischen Doom-Spielen und den neueren Titeln seit 2016 zu schließen. Ihr werdet in einen Konflikt zwischen den Höllenmächten, den Maykr und den Menschen geworfen. Als Doom Slayer seid ihr die nahezu willenlose Waffe der Maykr, die den Menschen im Kampf gegen die Dämonen hilft. Die Geschichte wird in verschiedenen Zwischensequenzen erzählt, doch es dauert eine Weile, bis sie richtig Fahrt aufnimmt. Besonders zu Beginn bleibt vieles unklar und teils verwirrend. Immer wieder tauchen bekannte Gesichter auf, doch es ist zunächst schwer nachzuvollziehen, warum man sich für diese Charaktere interessieren sollte. Letztlich bleibt die Handlung in einem Doom-Spiel eher nebensächlich und beeinflusst den Spielspaß nur wenig.
Nahkampf in Doom?
Wie schon in Doom Eternal haben die Entwickler versucht, das Gameplay zu verändern, um den Spielern ein neues Erlebnis zu bieten. Die größte Neuerung ist die Einführung eines Schildes, das sowohl zum Blocken als auch für Konterangriffe genutzt werden kann. Es ist jetzt möglich, nicht nur Nahkampfangriffe, sondern auch Projektile abzuwehren. Diese fliegen nun langsamer und sind besser sichtbar, ähnlich wie in Returnal. Wenn ein Projektile oder Angriff grün aufleuchtet, kann es kontert und zurückgeworfen werden. Auf dem normalen Schwierigkeitsgrad ist das Zeitfenster hierfür großzügig, was Frust verhindert und notwendig ist, da ihr ohne Konterangriffe nicht weit kommt. Falls ihr das Schild nicht zum Kontern einsetzt, könnt ihr es auch auf Gegner werfen, um sie zu betäuben und besonders verwundbar für Angriffe zu machen – zum Beispiel, um mit euren Fäusten zuzuschlagen. Melee-Angriffe sind in Shootern längst keine Neuheit mehr, aber Doom: The Dark Ages lässt euch sogar Combos ausführen. Es kommt durchaus vor, dass ihr in Kämpfen nur im Nahkampf agiert und die Waffen zur Seite legt. Das Gameplay fühlt sich fast wie ein Geschicklichkeitsspiel an, in dem es darum geht, Gegner effizient mit den Mechaniken außer Gefecht zu setzen. Schnell merkt man, welche Taktiken gegen welche Gegner funktionieren. Auch wenn das Gameplay insgesamt etwas entschleunigt wirkt, da Projektile jetzt klar erkennbar sind, wird es dennoch stressig, wenn viele Gegner gleichzeitig angreifen. Natürlich gibt es weiterhin klassische Waffen wie die Super Shotgun, und das Gunplay bleibt gewohnt gut.
Das Wandern ist des Müllers Lust
Ein weiteres Highlight sind die größeren Areale, die fast wie offene Welten wirken, in denen ihr euch frei bewegen könnt, um eure Missionsziele zu erfüllen. Zwar gibt es immer wieder etwas zu entdecken, aber selten etwas wirklich Nützliches. Oft findet man nur neue Skins oder Codex-Einträge, während die Ressourcen, die ihr zum Aufleveln benötigt, tatsächlich hilfreich sind. Glücklicherweise sind diese auf der Karte eingezeichnet. Insgesamt sind die größeren Areale ein nettes Feature, doch die offenen Welten tragen nicht wirklich zur Verbesserung des Spiels bei. Es fehlen spannende Geheimnisse, die es zu entdecken gäbe, und sobald ein Gebiet von Gegnern befreit ist, wird das Sammeln der letzten Ressourcen eher zur langweiligen Pflicht. Allerdings sind nicht alle Levels offene Welten – es gibt auch klassischere Abschnitte. Zudem erwarten euch abwechslungsreiche Szenen wie Kämpfe in einem riesigen Titan oder Level, in denen ihr auf einem Drachen durch die Lüfte reiten könnt. Diese wirken jedoch eher wie kleine Spielereien denn als ausgeklügelte Gameplaysysteme.
Eine interessante Stilmischung
Die Welt von Doom: The Dark Ages ist eine verrückte Mischung aus Sci-Fi und Mittelalter. Ihr verbringt lange Teile des Spiels in gewaltigen Festungen mit beeindruckenden Monumenten, trifft aber gleichzeitig auf Dämonen und Sci-Fi-Kämpfer, die aus Halo stammen könnten. Grafisch wird einiges geboten: Die Areale sind detailliert modelliert, die Beleuchtung ist stimmig, und die Gegner stechen mit ihren mittelalterlichen Rüstungen hervor. Auf der PlayStation 5 Pro läuft das Spiel stabil mit 60 FPS bei 4K-Auflösung. Andere Grafikoptionen sind nicht verfügbar, aber auch nicht notwendig.
Mick Gordon, du fehlst uns
Obwohl Mick Gordon nicht am Soundtrack von Doom: The Dark Ages beteiligt ist, war meine Vorfreude groß, da auch der Soundtrack des Doom Eternal-DLCs großartig war. Leider lässt sich der Soundtrack kaum beurteilen, da er im Spiel kaum präsent ist. Statt die Kämpfe mit brachialen Gitarrensounds zu untermalen, hört man meist nur die Geräusche des Kampfes. Nur selten wird der Soundtrack stärker hervorgehoben. Stattdessen hört man besonders die Geräusche des Controllers, die ständig das Klirren der Waffen wiedergeben, was auf Dauer etwas nervig werden kann. Die Synchronisation der Sprecher ist hingegen gelungen. Schade nur, dass das Spiel keine Möglichkeit bietet, die Sprache im Spiel umzustellen – wer auf Englisch spielen möchte, muss die Systemsprache der Konsole ändern.
FAZIT:
Ist Doom: The Dark Ages das, was ich mir von der Doom-Reihe erhofft habe? Nicht ganz. Hat mir das Spiel dennoch Spaß gemacht? Definitiv! Auch wenn es zunächst etwas befremdlich wirkt, so viel Nahkampf in einem Doom-Spiel zu betreiben, funktioniert es wunderbar, und je mehr Fähigkeiten man freischaltet, desto flexibler wird man im Kampf. Das motiviert und bietet eine kleine Herausforderung. Allerdings ist das Spiel insgesamt einfacher als Doom Eternal. Leider gibt es einige weniger gelungene Entscheidungen. Die Geschichte war nie das große Highlight der Doom-Reihe, aber in Doom: The Dark Ages nimmt sie mehr Raum ein, ohne wirklich besser zu werden. Auch die offenen Areale hätten nicht unbedingt sein müssen – sie tragen wenig zum Spielgeschehen bei. Der größte Kritikpunkt liegt jedoch in der Soundkulisse: Es ist unverständlich, warum der Soundtrack so wenig Beachtung findet. Er hätte das Spielerlebnis erheblich aufgewertet. Auch wenn vieles negativ wirkt, hatte ich trotzdem viel Spaß mit dem etwa 20 Stunden langen Spiel. Jeder Kampf ist eine neue, spannende Herausforderung, und die verschiedenen Mechaniken funktionieren einfach wunderbar miteinander. Gebt dem Spiel eine Chance, aber seid offen für eine etwas andere Doom-Erfahrung.
[ Review verfasst von crack-king ]
[ Gespielt auf der PlayStation 5 Pro mit 4k TV ]
Pluspunkte:
Der Nahkampf funktioniert erstaunlich gut
Faires Herausforderungslevel
Tolles Gunplay
Minuspunkte:
Wo ist der Soundtrack bitte? Ich will ihn im Spiel hören
Den Fokus auf die Geschichte hätte man sich sparen können
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