Mich faszinieren außergewöhnliche Indie-Spiele, besonders wenn sie im Rennspielbereich angesiedelt sind. Beides trifft auf „Wheel World“ zu, denn der Titel verbindet Fahrradrennen mit der Erkundung einer offenen Spielwelt – und das Ganze wird durch einen beeindruckenden audiovisuellen Stil ergänzt. Daher war ich recht glücklich, dass ich den Titel testen durfte. Wie meine Erfahrungen ausgefallen sind, will ich euch im folgenden Review schildern.
Dreams about Speed
Man schlüpft in die Rolle von Kat, die auf einer Wiese aufwacht. Ein sanftes Glühen führt sie zu einem alten Tempel in der Nähe. Dort trifft sie auf Skully, einen sprechenden Totenschädel, der gleichzeitig ein Raddämon ist. Normalerweise würde er Seelen zum Mount Send begleiten, doch jemand hat die Fahrradteile seines Körpers gestohlen. Deshalb bittet er Kat um Hilfe, und so machen sich die beiden auf, die Teile zurückzuholen…
„Wheel World“ bietet eine offene Spielwelt mit zahlreichen Straßen und Wegen. Man darf auch über Wiesen und Felder brettern. Frühzeitig erfährt man, dass die aktuellen Champions über ein oder zwei gestohlene Teile verfügen. Um diese Profis zu einem Rennen herauszufordern, muss Kat zunächst eine gewisse Reputation aufbauen. Diese erhält man, indem man andere Radfahrer in Duellen (Einsame Wölfe) oder als Team in einem Rennen besiegt. Die Gegend lässt sich frei erkunden, wobei man zwangsläufig auf Events stößt oder sogenannte Klingelschreine aufsucht, welche die Landkarte aufdecken und Kat eine Boost-Fähigkeit verleihen bzw. diese verbessern. Zwischendurch findet man Fahrradteile in Kisten oder absolviert Herausforderungen für Drohni, einen sprechenden Helfer. Als Belohnung winken Coupons, die wiederum bei Händlern für weitere Fahrradteile eingetauscht werden können.
Abgesteckte Kurse
Die Rennen sind in drei Schwierigkeitsstufen unterteilt: einfache, herausfordernde und schwierige Strecken. Zusätzlich warten Bosskämpfe, die vom Spieler gewonnen werden müssen. Keine Sorge, die Herausforderungen sind moderat, egal wie sehr man sein Fahrrad getunt hat. Solange man nicht hängen bleibt oder vom Gegner abgedrängt wird, ist alles in Ordnung. Die eigentliche Herausforderung besteht darin, die drei Buchstaben (K-A-T) einzusammeln und Toms Bestzeiten zu schlagen. Diese Buchstaben gilt es allerdings erst einmal zu erspähen, bevor man sie einsammeln kann.
Build a Bike
Das Fahrrad von Kat lässt sich vielfältig anpassen – vom Sattel über Räder, Rahmen bis hin zum Lenker. Jedes Bauteil hat eigene Werte in den Kategorien Kraft, Wind, Lenkung und Grip. Manche Teile gewähren zudem weitere Boni. Das Fahrverhalten unterscheidet sich nur minimal, egal, welches Teil man eingebaut hat. Eine Ausnahme ist die Schaltung: Ob man nur einen Gang oder bis zu drei Gänge zur Verfügung hat, wirkt sich merklich auf die Strampelei aus.
Die Welt ist ein Rad
Visuell orientiert sich „Wheel World“ vor allem an der Toskana, aber auch an anderen Regionen in Italien und Süd-Frankreich. Man düst über sanfte Hügel, vorbei an Weinreben, weißen Bauernhöfen und Windmühlen. Außerdem geht es an steilen Küsten entlang, oder durch schattige Wälder, dicht befahrene Straßen voller Autos oder LKWs sorgen für ein wenig Nervenkitzel. Inspiriert von den 60er Jahren präsentiert sich die Landschaft traumhaft schön, garniert mit viel Abwechslung. Später im Spiel tauchen jedoch auch düstere Gebiete auf. Die besitzen zwar ihr ganz eigenes Flair, aber nehmen dem Ganzen irgendwie die relaxte Unbekümmertheit. Auf Texturen wird übrigens weitgehend verzichtet; alles ist in einem minimalistischen Cartoonstil gehalten, der an die Zeichnungen von Mike Mignola (Hellboy) erinnert. Sprachausgabe gibt es übrigens keine, dafür aber passende Soundeffekte und ein gelungener lo-fi Soundtrack. Der enthält an die 25 Musikstücke von Künstlern wie Joon, Johnny Jewl und Orion.
Leider kann die technische Umsetzung mit dem visuellen Stil nicht mithalten. Es gibt nur einen Grafikmodus, der selbst auf einer PS5 Pro äußerst bescheiden läuft. Damit die Framerate halbwegs bei 60 fps bleibt, kommt es zu extremem Tearing – sogar beim Scrollen auf der Karte wird das Bild zerrissen! Die Entwickler haben zwar für Mitte August ein Update angekündigt, dass vor allem auf den PlayStation-Konsolen die Performance verbessern soll, doch warum wurde der Release nicht verschoben? Wieso wurde „Wheel World“ in diesem Zustand veröffentlicht?
FAZIT:
„Wheel World“ ist ein entspanntes Rad-venture, das mit einem interessanten Setting und einer einfachen Steuerung aufwartet. Der fesche audiovisuelle Stil trägt zur Einzigartigkeit des Ganzen bei. Anspruch wird zwar wenig geboten, aber „Wheel World“ lebt von seiner Atmosphäre. Leider wird das alles mehr oder minder durch die unterirdische Technik kaputt gemacht. Das Spiel läuft schlichtweg nicht stabil und sorgt mit extremen Tearing für Augenkrebs. Ich kann das Abenteuer in diesem Zustand somit nicht weiterempfehlen. Schade…
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