In letzter Zeit ist die PlayStation-Familie im Bereich der Indie-Spiele etwas ins Hintertreffen geraten. Die Konkurrenz bietet bessere Modelle, während Sony auf Early Access und ähnliche Angebote verzichtet. Dadurch erscheinen viele Hits deutlich später, dafür aber in einer vollständigen Version. Gut, das trifft auf „Dorfromantik” nicht ganz zu, aber vielleicht liegt das auch nur am sehr kleinen Team, das anfangs nur aus vier Studenten bestand. Die harte Arbeit hat sich jedoch ausgezahlt: Das Spiel wurde 2021 mit dem Preis für das beste Debüt beim Deutschen Computerspielpreis ausgezeichnet. Mittlerweile gibt es sogar eine Brettspiel-Umsetzung, aber hier soll es um die PS5-Version gehen!
Dorfidyll
Dorfromantik ist ein klassisches Puzzlespiel, wie man es kennt. Es gibt keine Handlung und keine Gimmicks, sondern nur einen Highscore-Zähler und einen motivierten Spieler. Das reicht auch vollkommen aus, um die deutsche und internationale Presse zu begeistern. Darum bleibe ich hier auch nur bei der einfachen Ablauferklärung.
Ihr beginnt mit einem Sechseck, das eine grüne Wiese darstellt. Rechts daneben findet ihr einen Stapel weiterer sechseckiger Plättchen. Hier zieht ihr immer das nächste Element und platziert es in der Landschaft. Jedes Sechseck kann verschiedene Biome zeigen, die sich aus Wäldern, Häusern, Feldern, Bahngleisen, Gewässern und Wiesen zusammensetzen. Entsprechend werden die Felder aneinandergelegt und ihr erhaltet Punkte. Je mehr passende Felder das Plättchen hat, desto mehr Punkte gibt es. Soweit der einfache Teil. Einige Felder haben jedoch Quests, die es zu erfüllen gilt. Dafür müssen mehrere solcher Biome verbunden werden. Jeder erfüllte Auftrag oder jedes perfekt platzierte Plättchen gibt ein weiteres Plättchen in den Stapel zurück und verlängert somit das Spiel. Das Spiel ist zu Ende, wenn alle Sechsecke im Stapel platziert wurden.
Im Prinzip klingt das zu einfach, doch es ist eine Herausforderung, Punkte jenseits von 10.000 zu erreichen. Das Spiel verfügt über zahlreiche kleine, auf den ersten Blick nicht ersichtliche Systeme. Es ist keine Schande, sich hierzu YouTube-Tutorials anzusehen. Man knobelt sich durch die Landschaft und kann Minuten damit verbringen, den perfekten Platz für sein Sechseck zu finden. Dadurch verstreicht die Zeit und plötzlich hat man eine Stunde oder mehr gespielt. Der Lohn der Mühen ist, dass man regelmäßig neue grafische Anpassungen freischaltet, die für Abwechslung sorgen. Ist das Spiel vorüber, wartet schon die nächste Runde. Wer Abwechslung sucht, kann sich auch in speziellen Spielmodi versuchen, bei denen eine gewisse Anzahl von Sechsecken vorgegeben ist oder bei denen man einfach frei bauen kann.
Minimalismus
Ein Puzzlespiel muss kein grafischer Brecher sein, sondern sollte immer klar lesbar sein. Der simpel gehaltene Grafikstil unterstützt das perfekt. Ob Häuser, Bäume oder Wiesen – alles hat diesen handgemachten Diorama-Stil und trägt definitiv zum Erfolg des Spiels bei. Dazu kommen liebevolle Animationen, wie die langsam drehende Windmühle, die dampfende Lok auf den Schienen und der kleine Fischkutter. Das macht alles lebendig. Mit der Zeit schaltet man weitere Stile frei und kann das Spielfeld beispielsweise in blühende Lavendelfelder verwandeln oder es im japanischen Stil halten. Musikalisch gibt es ruhige, entschleunigte Musik, die dezent im Hintergrund bleibt. Hin und wieder sind Geräusche zu hören, ebenso das wohltuende Klingeln, wenn man das perfekte Plättchen gelegt hat.
FAZIT:
Auch dieses Spiel besitze ich schon lange auf dem PC und warte eigentlich auf die Umsetzung für Android. Da kommt mir die PS5-Version gerade recht, denn am gemütlichen Spielprinzip hat sich nichts geändert. Minute um Minute versucht man, die Sechsecke perfekt zu setzen, und freut sich, wenn man die magische Grenze von 10.000 einmal erreicht hat. Das Spiel macht es einem auf dem Weg dorthin nicht leicht. Mit der Zeit versteht man das System der Aufgaben und wie man sie am besten meistert. Man beginnt, taktischer zu planen und seine Ecken gezielter zu legen. Allerdings ist man hier dem Glück unterworfen und hat das Gefühl, dass das Spiel einem bewusst Stolpersteine in den Weg legt. Aber selbst wenn man es nicht schafft, möchte man gleich im Anschluss einen neuen Versuch starten. So muss ein Puzzlespiel sein. Da verzeiht man auch die sehr minimalistisch gehaltenen Optionen und das Fehlen eines Leaderboards. Letzteres ist wohl bewusst so gewählt. Andere Punkte hingegen nicht. Die Steuerung hätte noch einmal überarbeitet werden sollen. Das Platzieren funktioniert noch einigermaßen gut, das Drehen des Spielfeldes jedoch nicht. Das ist etwas unnatürlich und wird gerade bei großen Spielfeldern zum Problem. Auch wann und wo man gewisse Elemente platzieren kann, ist nicht ganz schlüssig. Aber selbst mit diesen kleinen Kritikpunkten bleibt es ein wunderbares Puzzlespiel.
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