Die Popularität des Formel 1 Motorsports befindet sich aktuell auf einem Allzeithoch. Umso überraschender ist die Tatsache, dass es bis auf EA Sports F1 25 bislang kaum interessante Spiele für den Mainstream gibt. Eventuell haben dies auch die Entwickler von 3DClouds erkannt, bevor sie mit der Arbeit an Formula Legends begonnen haben. Ob dieses neue – und mit 20 Euro vor allem recht günstige – Rennspiel allerdings tatsächlich im Genre Fuß fassen kann, erfahrt ihr in den kommenden Zeilen.
The Race Is On
Formula Legends auf der PlayStation 5 versteht sich als interaktive Zeitreise durch die Geschichte des Motorsports und hebt sich damit deutlich von klassischen Rennspielen ab. Im Mittelpunkt steht der Karrieremodus, in dem man in die Rollen von Charakteren schlüpft, die von echten Rennlegenden inspiriert sind – deren Namen wurden bewusst leicht verändert, um eine Hommage an ihre Vorbilder darzustellen. Die Karriere ist in mehrere Jahrzehnte unterteilt, beginnend in den 1960er-Jahren, als die Rennwagen noch roh, gefährlich und kaum durch moderne Technik unterstützt waren. Mit jedem Fortschritt in die nächste Ära verändert sich nicht nur das Fahrgefühl, sondern auch die Präsentation: In den 80ern treten aerodynamische Innovationen in den Vordergrund, während die 2000er von High-Tech-Boliden und komplexer Strategie geprägt sind. Schließlich erreicht man die 2020er, in denen Hybridmotoren und digitale Assistenzsysteme das Geschehen bestimmen. Dieser Aufbau sorgt für ein stetiges Gefühl des Fortschritts, das sich dadurch verstärkt, dass man nicht nur neue Fahrzeuge und Strecken freischaltet, sondern auch den Wandel des Sports selbst erlebt.
Neben dem umfangreichen Story Modus bietet Formula Legends auch zusätzliche Spielvarianten, die für Abwechslung sorgen. Einzelrennen und Zeitfahr-Herausforderungen fordern den Spieler immer wieder aufs Neue heraus und dienen nicht nur als unterhaltsame Zwischenetappen, sondern auch als Möglichkeit, weitere Fahrzeuge freizuschalten. Zwar sind diese Modi nett umgesetzt, doch sie stellen eher Genre-Standard dar und bringen im Vergleich zur aufwendig inszenierten Karriere keine großen Überraschungen. Ein kleiner Wermutstropfen ist auch die Tatsache, dass Formula Legends komplett auf Online-Duelle oder einen Splitscreen-Modus verzichtet. Wer also spannende Kopf-an-Kopf-Rennen gegen Freunde erwartet oder sich im kompetitiven Multiplayer beweisen möchte, wird hier enttäuscht. Das Spiel fokussiert sich klar auf den Einzelspieler, was zwar die Atmosphäre stärkt, aber gleichzeitig das Potenzial verschenkt, gemeinsam in den Genuss der packenden Rennhistorie zu kommen.
Liebe zum Detail trifft auf frustrierendes Fahrverhalten
Das Gameplay von Formula Legends zeigt sich deutlich vielschichtiger, als es die erste Optik vermuten lässt. Auf den ersten Blick wirkt der Titel mit seiner farbenfrohen Präsentation, der dynamischen Kameraführung und dem leicht zugänglichen Interface wie ein klassischer Arcade-Racer. Doch schon nach den ersten Runden wird klar, dass die Entwickler einen überraschend hohen Wert auf Realismus gelegt haben. So gilt es nicht nur, die Ideallinie sauber zu fahren und Überholmanöver gut zu timen, sondern auch Faktoren wie den Reifenverschleiß oder den Benzinverbrauch im Auge zu behalten. Hinzu kommt ein detailliertes Schadensmodell, bei dem selbst kleinere Kollisionen spürbare Auswirkungen auf das Fahrverhalten haben und so zu taktischer Vorsicht zwingen. Besonders im Story-Modus zeigt sich dieser Anspruch an Authentizität noch deutlicher, da die technischen Entwicklungen des Motorsports im Lauf der Jahrzehnte greifbar werden. Je weiter man voranschreitet, desto mehr neue Features kommen ins Spiel – ein Höhepunkt ist die Einführung des sogenannten WRS, das klar an das echte DRS angelehnt ist und entscheidende Überholmanöver auf langen Geraden ermöglicht. Diese Einbindung historischer und moderner Renntechnologien verleiht den Rennen zusätzliche Tiefe und spiegelt die Evolution des Sports auf gelungene Weise wider. Trotz all dieser Details haftet dem Spiel jedoch ein Problem an, das nur schwer zu übersehen ist: das allgemeine Lenk- und Fahrverhalten. Wo der Rest des Spiels mit großer Liebe zum Detail und durchdachten Mechaniken glänzt, fühlt sich die Steuerung oft schwammig und unpräzise an. Besonders in engen Kurven verliert man schnell die Kontrolle, was häufig dazu führt, dass man eher über die Strecke „schwimmt“ als präzise fährt. Zur Frustration trägt außerdem bei, dass die gegnerische KI nahezu fehlerfrei agiert und kaum Schwächen zeigt. Während man selbst durch die Trägheit der Steuerung regelmäßig ins Straucheln gerät, nutzen die KI-Fahrer die Schwächen gnadenlos aus – ein Ungleichgewicht, das man im Laufe der Karriere immer deutlicher spürt.
Grafik & Sound
Die Grafik von Formula Legends sieht insgesamt ganz nett aus und erfüllt ihren Zweck zuverlässig. Das Spiel setzt zwar nicht auf detailverliebte High-End-Optik, bietet aber solide Fahrzeugmodelle und ansprechende Rennstrecken, die in den verschiedenen Jahrzehnten der Motorsportgeschichte atmosphärisch dargestellt werden. Positiv hervorzuheben ist dabei vor allem die flüssige Bildrate, die für ein angenehmes Fahrgefühl sorgt, sowie die kurzen Ladezeiten, die den Spielfluss kaum unterbrechen. Insgesamt macht die Grafik einen soliden Eindruck, ohne jedoch Maßstäbe zu setzen. Der Sound fällt insgesamt eher unscheinbar aus und bleibt leider wenig im Gedächtnis. Motorengeräusche und Umgebungsgeräusche erfüllen zwar ihren Zweck, bieten aber keine besonderen Highlights oder eine packende Klangkulisse, die den Rennspaß verstärkt. Lobenswert ist jedoch, dass die Motorengeräusche sorgfältig den jeweiligen Jahrzehnten nachempfunden sind – so hört man beispielsweise die typischen V10-Sounds der 90er Jahre, was ein weiteres Zeichen für die Leidenschaft der Entwickler ist. Auch die Hintergrundmusik ist eher unauffällig und trägt kaum zur Atmosphäre bei, sondern läuft dezent im Hintergrund ohne echte Akzente zu setzen. Insgesamt bietet die Soundkulisse solide, aber keine besonderen klanglichen Erlebnisse.
FAZIT:
Die Idee hinter Formula Legends, einen Casual F1 Racer zu schaffen, ist grundsätzlich sehr ansprechend und gelungen. Besonders spannend ist es, die Fahrzeuge der verschiedenen Jahrzehnte selbst steuern zu können und so die Entwicklung des Motorsports hautnah zu erleben. Dieses Konzept bietet eine erfrischende Abwechslung im Rennspielgenre und zeigt die Passion der Entwickler für die Geschichte der Formelrennen. Leider konnte das Spiel mich insgesamt nur bedingt überzeugen. Das größte Manko ist das Lenk- und Fahrverhalten, das sich schwammig und unpräzise anfühlt. Dadurch landet man viel zu leicht im Aus, während die KI-Fahrer scheinbar mühelos und fehlerfrei über die Strecken jagen. Dieser große Unterschied im Fahrgefühl trübt den Spielspaß erheblich und macht es schwer, sich langfristig mit Formula Legends anzufreunden. Insgesamt bleibt ein durchwachsenes Spielerlebnis mit einer großartigen Idee, die durch störende Steuerungsprobleme in ihrer Wirkung stark eingeschränkt wird.
[ Review verfasst von Dimi ]
[ Gespielt auf der PS5 mit 4K HDR OLED TV ]
Pluspunkte:
Solide Performance und kurze Ladezeiten
Zahlreiche Rennen und freischaltbare Fahrzeuge
Definitiv große Liebe zum F1 Sport erkennbar
Minuspunkte:
Schwammiges, ungenaues Lenkverhalten
Kein Online-Mehrspieler oder Splitscreen
Mit echter F1 Lizenz wäre das Geschehen sicher noch besser
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