Mit „1000xRESIST” erhält die PlayStation zum Jahresende noch einmal ein ganz besonderes Spiel. Bei diesem Titel handelt es sich um ein Indie-Game, das im vergangenen Jahr sowohl auf dem PC als auch auf der Nintendo Switch für Aufmerksamkeit sorgte. Zwar wurde es kein Mainstream-Hit, doch die Mehrheit derer, die es gespielt haben, sind sich einig: 1000xRESIST ist etwas ganz Besonderes. Umso erfreulicher ist es, dass dieses Spiel nun auch auf der Sony-Konsole verfügbar ist.
Zwischen Vergangenheit und Zukunft
Die Geschichte von „1000xRESIST” entführt euch in eine ferne Zukunft, in der ihr die Rolle einer jungen Frau übernehmt, die in einer von der Außenwelt isolierten Gesellschaft aus Klonen lebt. Diese Gemeinschaft führt ein streng geregeltes Leben, bestimmt von Ritualen, Hierarchien und einem beinahe religiösen Glauben an die sogenannte „Allmutter“ – eine historische Figur, deren Erbe und Entscheidungen das Denken und Handeln aller prägen. Zu Beginn ist vieles rätselhaft: Wer war die Allmutter wirklich, was hat zum Bruch mit der Außenwelt geführt und welche Rolle spielt die eigene Figur in diesem Geflecht aus Erinnerung, Identität und Gehorsam? Mit jeder neuen Begegnung und jedem Erzählstrang setzt sich das Bild einer Welt zusammen, die von Schuld, Macht und der Sehnsucht nach Wahrheit durchzogen ist.
Ich halte mich bewusst etwas vage, denn die Handlung ist das Herzstück von „1000xRESIST” und lebt davon, dass man sich ihr Schritt für Schritt nähert. Der Einstieg mag überwältigend wirken, da ihr mit vielen unbekannten Begriffen und strengen Verhaltensregeln konfrontiert werdet. Doch je länger man sich mit dem Spiel beschäftigt, desto klarer werden die Zusammenhänge. Nach und nach entfaltet sich die Geschichte mit mehreren zeitlich voneinander getrennten Handlungssträngen, die offenbaren, wie es zu den Ereignissen der Gegenwart gekommen ist.
Emotionale Story trifft auf simples Gameplay.
Das Gameplay von „1000xRESIST” verbindet auf gelungene Weise Elemente klassischer Telltale-Adventures mit modernen Visual Novels und schafft so ein einzigartiges Spielerlebnis. Sowohl die Figuren als auch die Schauplätze sind vollständig in 3D modelliert. Je nach Spielsituation lässt sich der Protagonist mehr oder weniger frei steuern, wodurch dem Spieler ein Gefühl von Kontrolle und Immersion vermittelt wird. Im Gegensatz zu vielen Adventures dieser Art – wie etwa The Walking Dead oder The Wolf Among Us – setzt „1000xRESIST” auf eine strikt lineare Erzählweise. Die Entwickler verfolgen eine festgelegte Handlungslinie und bieten nur wenige Momente, in denen der Spieler eigene Entscheidungen treffen kann. Durch diese bewusste Entscheidung zugunsten einer klaren, stringent erzählten Geschichte kann der Fokus voll auf die Charakterentwicklung und den dramaturgischen Spannungsaufbau gelegt werden.
Ein wesentlicher Bestandteil des Spiels sind die zahlreichen Dialoge, die wie ein erzählerisches Gerüst wirken. Zwar liest man diese meist nur, doch dank der hervorragenden Synchronisation wird das Lesen nie eintönig oder langweilig, sondern zieht den Spieler emotional mit hinein. Die Charaktere sind mit viel Feingefühl gestaltet und brechen dabei mit typischen Klischees. Hervorzuheben ist, dass viele der Figuren junge Frauen sind, die mit reichlich Tiefe und emotionalem Ausdruck ausgestattet sind. Das macht die emotional aufgeladenen Momente im späteren Verlauf der Handlung besonders eindrucksvoll. Um die reine Erzählstruktur aufzulockern und für Abwechslung zu sorgen, wurden kleinere Gameplay-Elemente integriert. Dazu gehören einfache Missionsaufgaben, bei denen Gegenstände überbracht werden müssen, sowie spezielle Sequenzen, in denen der Spieler von Portal zu Portal fliegt, um ein Endziel zu erreichen. Diese Passagen dienen oft als narrative Übergänge und bieten ein erfrischendes, dynamisches Element im Spielverlauf. Sie verbessern den rhythmischen Fluss zwischen Erzählen und Interaktion.
Abschließend ist klar: Das Gameplay ist hier vor allem Mittel zum Zweck. Es dient dazu, die Welt von „1000xRESIST” lebendig und erfahrbar zu machen. Jeder Ort, jedes Symbol und jeder Hintergrund ist sorgfältig gestaltet und trägt zur tiefgründigen Atmosphäre bei. Je intensiver und länger sich die Spielenden mit der Handlung auseinandersetzen, desto mehr offenbaren sich die Feinheiten und verborgenen Details, die die Geschichte und die Spielwelt einzigartig machen. So wird nicht nur eine Geschichte erzählt, sondern eine Welt aufgebaut, die die Spielerinnen und Spieler voll in ihren Bann zieht.
Grafik & Sound
Optisch haben sich die Entwickler für einen bewusst minimalistischen Stil entschieden. Sowohl die Umgebungen als auch die Charaktere sind schlicht gehalten und bringen die PS5 technisch kaum an ihre Grenzen. Dadurch wirkt die 3D-Grafik stellenweise etwas karg, doch angesichts der Größe des Entwicklerteams dürfte die visuelle Opulenz ohnehin nicht im Vordergrund gestanden haben. Vielmehr überzeugt das Spiel durch sein durchdachtes Art-Design, das mit facettenreichen Szenerien und einer starken künstlerischen Handschrift punktet. Ein noch größeres Lob verdient jedoch die akustische Seite des Spiels: Die emotionalen Darbietungen der wenigen Sprecher tragen entscheidend zur Atmosphäre bei. Sowohl die Hauptfigur als auch die Nebenrollen liefern herausragende Leistungen, die die Erzählung von „1000xRESIST” auf ein beeindruckend hohes Niveau heben.
FAZIT:
„1000xRESIST” ist ein faszinierendes Spiel, das mit einer gleichermaßen bodenständigen wie fantasievollen Geschichte begeistert – auch wenn es anfangs nicht leichtfällt, vollständig in die Handlung einzutauchen. Das Spiel fordert seine Spieler:innen heraus, belohnt ihre Neugier jedoch mit einer der eindrucksvollsten Erzählungen der letzten Jahre. Eine etwas aufwendigere Optik wäre zwar wünschenswert gewesen, doch das durchdachte Art-Design gleicht dies weitgehend aus. Insgesamt ist 1000xRESIST ein rundum gelungenes Abenteuer, das eindrucksvoll unter Beweis stellt, wie viel Kreativität im Indie-Genre steckt.
[ Review verfasst von Dimi ]
[ Gespielt auf der PS5 mit 4K HDR OLED TV ]
Pluspunkte:
Anspruchsvolle und emotionale Erzählung
Starkes Artdesign
Überzeugende Sprecherleistungen
Minuspunkte:
Einstieg in die Handlung fällt schwer, da sie fragmentisch präsentiert wird
Technisch eher unspektakulär
Langsames Erzähltempo, das die Geduld mancher Spieler fordert
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