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Colin McRae Rally 2005 plus
4. Oktober 2005

Schon seit meinen ersten Tagen als Videospieler (damals allerdings noch am PC) faszinierte mich der Rallysport. Der gnadenlose Kampf gegen die Uhr in Verbindung mit schnellen Reaktionen und Feinfühligkeit bei der Steuerung bereiteten mir viele spaßige Stunden. Keine nervigen Gegner, die langsam vor mir auf der Ideallinie herumtuckern, keine abgespaceten Zukunftsstrecken, keine Waffen, nur das Auto, die Strecke und ich. Als Codemasters im Jahr 1998 mit dem Titel Colin McRae Rally quasi über Nacht ein Überraschungshit gelang, sprangen viele Hersteller auf den Rallyzug auf und lieferten unter anderem mit V-Rally, Tommy Mäkkinnen Rally, Rally Championship und WRC bis heute zahlreiche Konkurrenten ab. Doch der Colin McRae Rally Reihe konnte niemand so recht das Wasser reichen, auch wenn selbst diese Serie einige Tiefpunkte (dritte Teil) hatte. Im vergangenen Jahr erschien mit Colin McRae Rally 2005 das bislang letzte Spiel der Serie auf den großen Heimkonsolen. Um die Wartezeit auf einen sechsten Teil zu verkürzen, veröffentlichte Codemasters zum europäischen PSP Start eine mobile Variante des Rally Hits. Wir klären in der folgenden Rezension für euch, ob die Briten dabei gewissenhaft vorgegangen sind, oder ob man einfach nur eine schlampige Portierung abgeliefert hat.

Die Zeit ist dein Gegner

Kenner der PS2 Variante werden sich bei Colin McRae Rally 2005 plus sofort  heimisch fühlen, wurde doch die Menüführung inklusive dem gelungenen Einführungsvideo komplett übernommen. So lässt euch das Spiel unter anderem die Wahl zwischen Zeitrennen, Phantomrennen, Multiplayerrennen und dem Karrieremodus, dem Herzstück des Spieles. Nur hier lassen sich neue Wagen und Strecken für die anderen Modi frei schalten. Der Umfang des Karrieremodus ist dabei gigantisch, was natürlich das Unterfangen alle Fahrzeuge zu bekommen, äußerst schwierig gestaltet, denn auf Dauer immer und immer wieder die zeitraubenden Rallys (eine halbe Stunde kann man für eine Rally einplanen) zu fahren, kann auch ermüdend wirken und irgendwann verliert man daran einfach die Lust. Positiv ist jedoch, dass der Karrieremodus wie ein Fertigkeitenbaum, bekannt aus Rollenspielen,

aufgebaut ist. Im Klartext bedeutet das, dass euch immer mehrere Rallys zur Auswahl stehen. Allerdings ist es unumgänglich alle Events zu meistern, will man alles frei schalten.

3...2...1....Go

Habt ihr euch für einen der Boliden entschieden, solltet ihr euch zu allererst die Streckeninformationen näher anschauen, da sie euch wichtige Anhaltspunkte über den Streckenzustand offenbaren. Was herrscht zum Beispiel für ein Wetter, oder aus welchem Untergrund setzt sich die Strecke zusammen und ob es viele Bodenwellen und Kurven gibt. Basierend auf diesen Daten solltet ihr euer Fahrzeug richtig konfigurieren. Gerade die Reifenwahl und Einstellungen für Getriebe, Federung und Fahrwerk können für einen Sieg die entscheidenden Faktoren darstellen. Aber keine Sorge, trotz all dieser Einstellmöglichkeiten ist Colin McRae Rally 2005 plus keine richtige Simulation. Vielmehr schaffen es die Briten jedes Mal aufs Neue, die Gratwanderung zwischen Realismus und Spielbarkeit zu perfektionieren und dadurch für gehobenen Spielspaß zu sorgen.

Sitzt ihr dann endlich im Cockpit, heißt es Gas geben, bis das Bodenblech glüht. Nur wer es schafft, schnell zu fahren und Präzise zu lenken, wird sich unter den Besten wieder finden. Euer deutschsprachiger Beifahrer hilft euch mit seinen Ansagen und knappen Wegbeschreibungen dabei so gut, wie es geht. Doch ganz solltet ihr eurem Partner nicht trauen, denn gelegentlich sagt er die Kurven viel zu früh an. Alternativ könnt ihr euch auch auf die eingeblendeten Icons verlassen, die jedoch dank des neuen Designs schlechter erkennbar sind. In Acht nehmen müsst ihr euch vor einem zu waghalsigen Fahrstil, denn euer Auto ist schließlich kein Panzer und hält nicht alles aus. Schäden im Getriebe, Motor und bei den Bremsen sind keine Seltenheit, ganz zu schweigen von den vielen Beulen in der Karosserie. Möglichkeiten zur Reparatur bekommt ihr nämlich nur nach jeweils zwei Etappen. Dazu kommt, dass ihr dafür nur ein begrenztes Zeitfenster nutzen könnt und euch daher immer im Klaren sein müsst, was für Reparaturen Priorität besitzen. Solltet ihr trotzdem nicht auf euren Fahrstil achten, werdet ihr schneller als euch lieb ist, mit einem kaputten Auto über die Pisten tuckern.

Eine interessante Idee sind die Special-Events zwischen den Rennen, die euch dazu einladen, euer Fahrzeug mit besseren Teilen auszustatten. Um an diese Tune-Ups zu kommen, müsst ihr jedoch bestimmte Aufgaben in vorgegebenen Zeiten schaffen. Erst dann dürft ihr euch über Upgrades für die Kiste(n) freuen. Schade nur, dass man für jedes Fahrzeug diesen Zirkus extra durchmachen muss, denn auf Dauer nerven diese Events beträchtlich, schließlich sind die Upgrades unabdingbar, um spätere Etappen zu gewinnen. 

No License

Über eine offizielle Lizenz zur World Rally Championship verfügt Colin McRae Rally 2005 plus, wie auch schon die Vorgänger nicht. Alle Strecken sind frei erfunden und spiegeln diverse Aspekte bzw. Klischees der jeweiligen Länder wieder – so trefft ihr in Deutschland auf weite Wiesn und bayrisch anmutende Häuser, in Japan rast ihr durch regen- und nebelverhangene Berge und in Großbritannien geht es an Schlössern und Steinzäunen, vorbei  an dichten Wäldern. Die Fahrzeuge sind dagegen alle lizenziert und das Spektrum reicht von PS starken Gruppe N Wagen, über Geländewagen, bis hin zu klassischen Schlitten.

Full damage model

Grafisch sah Colin McRae Rally 2005 auf der PlayStation2 gut, wenn auch nicht überragend aus. Das lag vor allem an den zu bunten und dadurch etwas unrealistisch wirkenden Landschaften, sowie an den nicht mehr ganz zeitgemäßen Fahrzeugmodellen. Auftrumpfen konnte das Spiel jedoch bei dem ausgefeilten optischen Schadensmodell, den Witterungsbedingungen (zum Beispiel dem prasselnden Regen in Japan) und der stabilen Framerate. Auf der PSP sieht das allerdings etwas anders aus. Während die Fahrzeugmodelle dank geringerer Bildschirmauflösung mit zu dem Besten zählen, was der Handheld zu bieten hat, wirkt die Umgebungsgrafik dank grober Texturen um ein vielfaches matschiger als auf der PS2. Das schlimmste ist aber die verkorkste Framerate. Es ist ja schließlich nur ein Auto (und maximal ein Ghost) zu sehen und trotzdem ruckelt die Framerate mit gerade mal 20 Bildern pro Sekunde vor sich hin. Viel zu wenig für ein Spiel, bei dem präzises Steuern und Lenken das A und O ist. Dazu gesellen sich noch die langen Lade- und Speicherzeiten, sowie die schwammige Steuerung per Analognub. Per Digitalkreuz lässt es sich zwar genauer und direkter lenken, doch etwas weniger Sensibilität hätte auch hier nicht geschadet. In Akustischer Hinsicht bekommt man einen sprachlich guten deutschen Beifahrer geboten (kann man auch auf Englisch umstellen) und ein paar minimalistische Elektrotracks bei den Wiederholungen. Die Motorengeräusche klingen über die PSP Lautsprecher stark blechern, können aber per Kopfhörer überzeugen. Negativer dagegen ist die geringe Grundlautstärke des Titels, denn selbst mit Kopfhörern und voller Lautstärke ist der Sound etwas leise.

PLUS, PLUS, PLUS

Ihr habt euch sicherlich schon gefragt, warum das Spiel den Zusatz „plus“ trägt. Um ehrlich zu sein, ich mich auch, denn der Wi-Fi Modus für bis zu acht Teilnehmer kann nicht mit dem ausgefeilten Onlinemodus der PS2 Variante konkurrieren, zumal jeder Spieler eine eigene UMD braucht. Auch die Möglichkeit Ghosts mit Freunden auszutauschen, ist nicht gerade ein megatolles Feature. Neue exklusive Fahrzeuge und Strecken sucht man vergebens, auch gibt es keine Möglichkeit zusätzliche Inhalte zu einem späteren Zeitpunkt herunter zuladen. Somit ist der „plus“ Zusatz nichts weiter als eine Werbemaßnahme und enttäuscht auf ganzer Linie.

FAZIT:

Warum? Warum portiert man ein PS2 Spiel quasi 1:1 auf einen Handheld? Das kann nicht gut gehen und mit Colin McRae Rally 2005 plus beweisen uns das die Briten von Codemasters bestens. Insbesondere die langen Ladezeiten und die lausige Framerate lassen kaum Spielspaß aufkommen. Zudem wirkt der ganze Spielablauf viel zu zähflüssig, um nur mal eine Runde zwischendurch einzulegen. Ich empfehle also jedem, sich lieber die PS2 Fassung des Titels für das halbe Geld zu besorgen, denn die ist nämlich der PSP Portierung in allen Belangen überlegen. Wer dennoch ein Rallyspiel für unterwegs braucht, sollte noch ein paar Wochen warten, denn dann erscheint WRC von Sony und bei diesem Spiel handelt es sich nicht nur um einen lieblosen Port der PS2 Vorlage.

[ Review verfasst von .ram ]

PS: Eine Frechheit und Abzocke ist übrigens Codemasters Cheatsystem, dass euch bei Bedarf dazu nötigt, teure Telefonnummern anzurufen, um einen der individuellen Cheatcodes zu bekommen.

Pluspunkte:

  • Großer Umfang
  • Hübsches Schadensmodell
  • Wi-Fi Optionen

Minuspunkte:

  • Miese Framerate
  • Lange Ladezeiten
  • Keine Neuerungen gegenüber der PS2 Fassung



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Screenshot Galerie
Colin McRae Rally 2005 plus
Gameplay
7.0
Atmosphäre
6.5
Grafik
6.5
Sound
7.0
Singleplayer
6.5
Multiplayer
6.0
 

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