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Marvel Nemesis: Rise of the Imperfects
2. Januar 2006

Ich will prügeln! Ich will die Helden aus meinen Lieblingscomics! Ich will Spielspaß! Die ersten zwei Wünsche lassen sich mit Marvel Nemesis – Rise of the Imperfects aus dem Hause EA schnell erfüllen. Ein Spiel, randvoll mit bekannten Marvel-Helden und natürlich Bösewichten, buhlt um die Gunst der Käufer. Dass Charaktere aus einem Stall jedoch auf Dauer langweilig werden können, muss auch der große Publisher gewusst haben, schließlich handelt es sich bei Marvel Nemesis nicht um das erste Beat`em Up mit Spider-Man und Co. Folglich müssen adäquate Gegner her, die man sich im wahrsten Sinne des Wortes aus den Fingern saugte. Marvel, EA und diverse Comiczeichner haben sich nämlich einfach hingesetzt und neue Charaktere (The Imperfects) erschaffen. Mit denen dürft ihr gegen die allseits bekannten Marvel Helden und Schergen antreten. Aber wie sieht es nun eigentlich mit dem dritten Wunsch aus?

Powerstone?

Ohne Intro oder eine sonstige Einleitung versehen, stellt das Spiel den Zocker gleich zu Beginn vor eine wichtige Entscheidung: Schnelles Spiel oder Einzelspielerkampagne? Mit lediglich zwei verfügbaren Charakteren und Arenen fällt die Auswahl da nicht allzu schwer. Schließlich will man etwas mehr sehen, als das bisschen und dadurch bleibt nur noch die Kampagne übrig. Allerdings offenbaren sich hier die spielerischen Tücken sofort. Nach allen Regeln der Kunst werde ich nämlich in nullkommanix eingestampft. Wie kann das sein? Zumindest den ersten Kampf hätte ich doch durch pures Button Smashing gewinnen müssen? Was bleibt mir also anderes übrig, als mich mit der Steuerung nochmals genauer auseinanderzusetzen. Mit Hilfe des Handbuchs und der verschiedenen Tutorials, die auf der UMD untergebracht sind, werden mir die wenigen Moves und Combos beigebracht. Jetzt weiß ich wenigstens, wie ich meinen Charakter zu steuern habe und stürze ich mich erneut ins Getümmel – letztendlich aber mit kaum größerem Erfolg. Ständig bin ich auf der Suche nach meinem Gegner, die Kamera dreht wild um meine Spielfigur und nimmt mir jegliche Übersicht und die Bewegungen über den Analognub sind viel zu ungenau. Damit man nicht ganz in den 3D Arenen verloren geht, lassen sich Gegner immerhin per Tastendruck anvisieren, so dass sich euer Recke und die Kamera schlagartig zum Gegner drehen. Ursprünglich war die Funktion allerdings dafür gedacht, aufgenommene Objekte besser auf den Gegner schleudern zu können und nicht, um dem Spieler zu helfen, überhaupt in die Nähe des Gegners zu kommen. Umso mehr sollte man sich daher freuen, dass sich der Held im Nahkampf automatisch zum Gegner dreht, sobald eine Attacke gestartet wird. Trotzdem geht ein Großteil der Schläge und Tritte an eurem Gegenüber vorbei und man wünscht sich nur noch eine weniger sensible Bedienmöglichkeit. Das digitale Steuerkreuz kann man dafür übrigens auch nicht nutzen, da das Pad für die Bedienung des Kartendecks verwendet wird. Die Anzahl der verschiedenen Moves fällt für ein Prügelspiel außerdem erstaunlich mickrig aus. Standardangriffe mit ein paar Superkräften angereichert, prägen das Bild -  sonderlich große Experimente lässt die miese Steuerung aber ohnehin nicht zu. Eine gewisse Anzahl gut ausführbarer Moves, die gelegentlich auch mal einen Block durchschlagen, wären für die Spielbalance sicher nicht verkehrt gewesen, denn erfolgreich ausgeführte oder im Gegenzug geblockte Angriffe, regenerieren die Energieleiste für die Superkräfte von euch und eurem Gegner wieder Stück für Stück. So stehen Opponenten, die gerade eben noch dicht am Knockout waren, auf einmal mit Superkräften wieder vor euch und verteilen ordentlich Haue.

4D Comic

Dabei hätte Marvel Nemesis eine vernünftige Steuerung verdient, denn die technische Umsetzung fällt gar nicht mal so schlecht aus. Zwar avanciert das Spiel nicht gleich zum Vorzeigekandidaten, was Grafik und Sound angeht, aber mehr als solide geht es auf dem Bildschirm schon ab: Sämtliche Arenen sind mit einer Vielzahl von Möglichkeiten der Interaktion versehen, alle Gegenstände lassen sich aufnehmen und werfen, Umgebungen können zerstört werden und verschiedene Höhenniveaus sorgen für Spannung. Das sieht stellenweise richtig gut und andere Male wiederum richtig langweilig und blass, wobei vielmals die eher tristen Effekte dafür verantwortlich gemacht werden können. Im Gegenzug kann man sich über die Gestaltung der Figuren nicht beklagen – alle bekannten Marvel Helden sind auch als solche erkennbar, die neuen Figuren sehen dafür allerdings ziemlich uninspiriert aus. Akustisch geht die treibende Musik in dem Getöse und Gekrache oftmals komplett unter und ist ohne Kopfhörer nur schwerlich rauszuhören. Die vorweg groß angepriesene Story wird im Übrigen nur durch kleine Texttafeln und seltene Videoschnipsel erzählt und ist kaum mehr als ein Alibi für diesen Modus. 

Das Kartendeck

Durch das Kartendeck unterscheidet sich Marvel Nemesis erheblich von anderen Prügelspielen, auch wenn ich dieses Element nicht so hervorheben würde, wie es EA vollmundig auf der Verpackung tut. In den zehn Kämpfen der Kampagne stehen nach jedem absolvierten Kampf verdeckte Karten als Belohnung zur Auswahl. Für eine davon müsst ihr euch entscheiden. Diese wird dann anschließend eurem Kartenstapel zugeführt. Je nachdem wie schnell ihr eure Gegner besiegt habt, gibt es kraftvollere Karten mit höherem Seltenheitswert. Quasi als Stimmungsdämpfer bekommt man übrigens nach seiner Wahl die Karten gezeigt, die man nicht gewählt hat. So motiviert EA gekonnt zum Weiterspielen. (Achtung: Ironie!) Aber zurück zu den Karten: Im Verlaufe des Spiels lassen sich für jeden Charakter bis zu drei verschiedene Kartendecks a vier Karten zusammenstellen. Vor jedem Kampf wird dann das passende Deck ausgewählt. Über die Richtungstasten werden diese dann im Kampf aktiviert. Auf unterschiedliche Weise werden dadurch verschiedene Charakterwerte beeinflusst. In der Praxis fällt es jedoch zunehmend schwer, dieses Element bewusst einzusetzen. Besiege ich Gegner ohne Mühe, brauche ich die Karten nicht einzusetzen. Habe ich dagegen Probleme, steht mir meistens nicht einmal ein Sekundenbruchteil zur Verfügung, um den Analogknubbel loszulassen und eine Karte zu zücken. Da tröstet es nur wenig, dass man mit dem Kartenrecycler richtig brachiale Karten erarbeiten kann. Je mehr nutzlose und schwache Karten ihr damit nämlich vernichtet, umso höher steigen die Chancen richtig seltene Karten zu bekommen. Ohne diese hochwertigen Karten sind die Auswirkungen des Kartendecks nämlicher eher minimal.

Multiplayer

Neben dem bereits ausführlich beleuchteten Einzelspielermodus beinhaltet Marvel Nemesis natürlich auch Mehrspielerkloppereien über WiFi. Sage und schreibe zwei Spieler dürfen sich in ausgedehnten Matches gegenseitig verhauen, was praktisch dem Einzelspielermodus gleichkommt und dank der unhandlichen Steuerung genauso wenig überzeugen kann.

FAZIT:

Marvel Nemesis ist eines der Spiele, die vorgeben mehr zu sein, als sie tatsächlich sind. Im Grunde ist Marvel Nemesis nämlich nichts weiter als ein umfangarmes, simples Prügelspiel mit einer bekannten Comiclizenz. Das wäre noch nicht einmal so tragisch, hätte sich der Entwickler stärker auf die eigentliche Kampfengine konzentriert und sich nicht nur auf die zugkräftige Lizenz und das Kartensystem verlassen. Die unausgereifte Steuerung geht Hand in Hand mit der viel zu hektischen Kameraführung und lässt ein koordiniertes Kämpfen schlichtweg unmöglich werden. Dadurch wird das erfrischende, wenn auch nicht sonderlich tief greifende, Element der Spielkarten zum schmucken Beiwerk verdammt, das nie die Beachtung finden wird, die es eigentlich verdient hätte. Unterm Strich also ein Spiel, auf das man getrost verzichten kann.

[ Review verfasst von Justicer ]

PS: Gegenüber der PS2 Variante des Prüglers, verfügt die PSP Version über zwei neue exklusive Charaktere: Dr. Doom und Johnny Ohm (einer der Neuen). Damit man aber nicht die „Beste Variante“ auf dem Handheld bekommt, hat EA dafür im Gegenzug DareDevil und die menschliche Fackel von den Fantastischen Vier gestrichen. Aber auch sonst musste die PSP Version in vielerlei Hinsicht Federn lassen. So hat unter anderem der Storymodus stark im Umfang und bei der Präsentation abgenommen.

Pluspunkte:

  • Marvel-Lizenz mit zusätzlichen neuen Charakteren (Imperfects)
  • Kartensystem zur zeitweiligen Erhöhung der Attribute
  • Dr. Doom als freispielbarer Charakter

Minuspunkte:

  • Völlig unausgeglichene Kräfte und Handicaps
  • Hektische Kamera
  • Wenig verschiedene Moves



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Screenshot Galerie
Marvel Nemesis: Rise of the Imperfects
Gameplay
4.0
Atmosphäre
4.5
Grafik
6.0
Sound
5.0
Singleplayer
4.0
Multiplayer
4.0
 

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