Previews  Reviews     PS5  PSVR2  PS4  PSVR  PS3  Vita  PSP  PS2  Hardware  Specials 
State of Emergency (UK Import)
2. August 2006

Rockstar Games hat ein „Händchen“ für Spiele, die im Grenzbereich des guten Geschmacks angesiedelt sind. In der Vergangenheit hat man das unter anderem mit dem Drogenschmuggelspiel Smugglers Run, der Walter Hill Filmumsetzung The Warriors und der erfolgreichen Grand Theft Auto Reihe eindrucksvoll unter Beweis gestellt. Mit dem Spiel „Menschenjagd“ (aus dem Englischen übersetzt) hat man diese dünne Linie sogar überschritten, weswegen die BPjM das Spiel zu Recht beschlagnahmte und verbot. State of Emergency drohte damals fast das gleiche Schicksal, schließlich handelt auch dieser Rockstar Titel nur von Gewalt, Anarchie und Zerstörung. Da vor einigen Wochen der Nachfolger auf dem hiesigen Markt erschien, haben wir uns das Original noch einmal vorgeknöpft und verraten euch, warum Gewalt nicht immer eine Lösung ist.

Ausnahmezustand

Rockstars State of Emergency kann man getrost als „Anarchie-Simulation“ bezeichnen. Die ziemlich dünne und eigentlich zu vernachlässigende Story dreht sich um die so genannte „Corporation“, welche die Welt mit einem totalitären Regime unterdrückt. Euer Charakter ist Mitglied einer Widerstandstruppe, die nun dem auf den Straßen vorherrschenden Chaos und der Gewalt ein Ende bereiten soll. Und dazu sollte euch jedes Mittel recht sein. Eine friedliche Lösung kommt nämlich wie so oft nicht in Frage….

In den beiden Spielmodi „Revolution“ und „Chaos“ könnt ihr zunächst euren Spielcharakter wählen. Zu Beginn steht euch nur eine begrenzte Anzahl an spielbaren Charakteren und Levels zur Auswahl, die sich aber im Laufe des Spieles erhöht. Der eigentliche Storymodus ist der Revolution-Modus. Hier stehen euch insgesamt vier Bereiche mit rund 150 verschiedenen Missionen zur Verfügung. Diese umfassen Personenschutz, das Töten einer bestimmten Person, bis hin zu Bombenanschlägen auf Häuser und Autos. Im Grunde genommen spielt sich aber jede Mission gleich. Ihr startet in das Level und sammelt zunächst die herumliegenden Waffen auf, dann geht es darum, das jeweilige Missionsziel zu erfüllen. Allerdings hetzt die Corporation sogleich ihre Kämpfer auf euch. Anfangs dreschen die Soldaten nur mit Schlagstöcken oder ihren Fäusten auf euch ein, aber später setzen sie, je nachdem wie „erfolgreich“ ihr seid, auch schon mal Raketenwerfer und Granaten ein. Erfolgreich bedeutet hierbei, wie viele Soldaten ihr von der Corporation umlegt. „Opfer für die Demokratie“ sind übrigens absolut nicht vermeidbar, da euch bis zum Ende einer Mission oft mehrere Dutzend Schergen nach dem Leben trachten. Somit seid ihr also „gezwungen“ Waffengewalt anzuwenden. Öfters passiert es euch aber auch, dass ihr den einen oder anderen Zivilisten im Getümmel versehentlich mit tötet. Das wird dann direkt mit hohem Punktabzug bestraft. Das Umlegen von Corporation Mitgliedern wird im Gegenzug jedoch mit zusätzlichen Punkten und neuen Waffen belohnt. Der „Chaos“ Modus ist eigentlich ein „Arcade-Modus“. Hier gibt es ebenfalls kleinere Aufträge - hauptsächlich geht es aber darum, eine möglichst hohe Punktzahl für die Highscore Tabelle zu erreichen. Das Erledigen von Gegnern bringt dabei nicht nur Punkte, sondern auch Zeitgutschriften. Wichtig ist, das ihr so schnell wie möglich ein gewaltiges Chaos anrichtet. Insgesamt ist dieser Modus dank seines kurzweiligen Spielprinzips auf Dauer spannender, als der sich immer wiederholende Revolution-Modus.

Hoher Gewaltfaktor

Auch wenn sich das Spiel offensichtlich selbst nicht ernst nimmt (es ist auch viel schwarzer Humor enthalten), sorgt der hohe Gewaltfaktor aber für Diskussionsbedarf. Es geht in State of Emergency zwar nicht hauptsächlich um das reine Töten von Menschen, es ist aber unmöglich die Missionen erfolgreich zu beenden, ohne einem Gegner das Leben auszuhauchen. Im Gegenteil, dadurch dass der Bildschirm oft mit Feinden regelrecht überfüllt ist, ist es viel einfacher sich mit Maschinengewehren oder Raketenwerfern durch die Massen zu mähen, als die Corporationmitglieder gezielt auszuschalten. Zwar ist das letztendlich immer noch Geschmackssache, aber wenn ihr sogar mit den abgetrennten Gliedmaßen von Leichen zuschlagen könnt und ihr damit einen besseren Effekt als mit einem Schlagstock erzielt, ist irgendwo die Grenze des guten Geschmacks erreicht und sogar überschritten. Wo Ego-Shooter und Survival-Horror Spiele, die oft auch sehr brutal sind, noch einen gewissen Stil haben, dient die Gewalt in State of Emergency zum reinen Selbstzweck. Das Spiel ist nichts weiter als eine Metzelorgie ersten Grades ohne Sinn und Verstand. Dies wird besonders durch die äußerst schwache Story und die simplen Missionen deutlich. Der Schwerpunkt liegt „nur“ auf kurzweiliger Action, die dank der Inszenierung aber nicht jedermanns Sache ist. Auch wenn die Entwickler von VIS versucht haben, das Spielgeschehen durch den comicartigen Grafikstil und eine gehörige Portion Humor zu verharmlosen, bleibt eine größtenteils wirklich geschmacklose Zerstörungsorgie übrig. In Zeiten wo die „Killerspiel“ - Thematik nicht mehr ausschließlich in Deutschland heftig diskutiert wird, sollten sich alle (!) Entwickler vielleicht einmal überlegen, ob man nicht auf solche Werke verzichten kann. Schließlich werden von Politik und Medien viele ausgezeichnete Erwachsenenspiele mit solchen primitiven Gewaltorgien über einen Kamm geschert...

Spielbarer Comic

Wie schon angesprochen, haben die Entwickler bewusst auf eine Comicgrafik gesetzt. Die Umgebungen und auch die Figuren sind extrem bunt und einfach gehalten. Nur hinsichtlich der Texturen muss man starke Abstriche machen. Während die Gebäude schöne Wandtapeten aufweisen, wirken die Innenräume im Gegenzug detailarm und sind an Tristesse kaum zu unterbieten. Dabei hat VIS Entertainment im Grunde eine wirklich flotte Engine entwickelt. Selbst wenn sich hundert Gegner und Zivilisten auf dem Bildschirm tummeln, bleibt die Framerate konstant und das Spielgeschehen flüssig. Durch die vielen dargestellten Figuren wird die Anarchie-Thematik äußerst gut rübergebracht und das sorgt natürlich für Atmosphäre. Allerdings dürfte das auch der Grund sein, weswegen die Umgebungen nicht sonderlich viele Details aufweisen und die Figuren relativ polygonarm wirken. Regelrecht unverständlich sind jedoch die extrem langen Ladezeiten. Sobald man eine Mission startet, kann man sich getrost in aller Ruhe einen Kaffee holen gehen. Das war schon damals unzeitgemäß und wirkt heutzutage noch antiquierter. Der Sound beschränkt sich hingegen nur auf das Wesentliche: Einige kleine Sprachfetzen und vor allem die Schreie der Sterbenden sind zu hören. Man könnte meinen, die Geräuschkulisse sei direkt auf den berühmt-berüchtigten Chaostagen aufgenommen wurden. Gut, was soll man bei so einem Spiel auch groß vertonen? Ein imposanterer, härter Soundtrack hätte allerdings besser zum Spielgeschehen gepasst. Geboten werden nämlich nur langweilige und uninspirierte Pop/Rock Melodien.

FAZIT:

Ich muss zugeben, State of Emergency macht eine Zeit lang richtig Laune. Insbesondere nach einem stressigen Tag, eignet sich das Spiel bestens zum Frustabbau. Aber auf Dauer mangelt es dem Titel einfach an Abwechslung und Substanz. Immer wieder muss man die gleichen Aufgaben erledigen, immer wieder kämpft man mit der störrischen Kamera und immer wieder ärgert man sich über die miese Intelligenz der Computercharaktere. Es ist ganz offensichtlich, dass die Entwickler versucht haben, das schwache Gameplay mit einer gehörigen Portion Gewalt auszugleichen. Gelungen ist es ihnen aber nicht, denn selbst der literweise fließende rote Lebenssaft kann nicht verhindern, dass State of Emergency, trotz der originellen Grundidee, schnell langweilig wird. Unterm Strich bleibt somit nur ein äußerst durchschnittliches Spiel, dem es nicht gelingt, die offensichtlichen spielerischen Mängel mit einem übertrieben hohen Gewaltfaktor auszugleichen.

[ Review verfasst von Redzora ]

Pluspunkte:

  • Kurzweilig
  • Leichter, unkomplizierter Einstieg
  • Viel schwarzer Humor

Negativpunkte:

  • Kaum Abwechslung
  • Extrem hoher Gewaltfaktor
  • Lange Ladezeiten


Infos zum Spiel
NameState of Emergency
SystemPlayStation 2
PublisherRockstar Games
EntwicklerVIS Entertainment
GenreAction
USKkeine Jugendfreigabe
Preis59,95 €
PlatinumJa
Release
 15.02.2002
 12.02.2002
Spielerzahl1
SpracheEnglisch
TexteDeutsch
MehrspielermodusNein
Online spielbarNein
Online FunktionenNein
60HzNein
Vollbild 50HzNein
PAL BalkenJa
Speicherbedarf164 KB
Progressive ScanNein
Dolby ProLogic IINein
EyeToyNein
HeadsetNein
Mehr...

vergrössern
vergrössern
vergrössern
vergrössern
vergrössern

Screenshot Galerie
State of Emergency (UK Import)
Gameplay
5.0
Atmosphäre
7.0
Grafik
6.5
Sound
6.0
Singleplayer
6.5
 

Impressum - Team - Cookie-Policy - Datenschutzerklärung

Alle Produkttitel | Herstellernamen | Warenzeichen | Grafiken und damit verbundene Abbildungen sind Warenzeichen und/oder urheberrechtlich geschütztes Material ihrer jeweiligen Inhaber.
All referenced company names, characters and trademarks are registered trademarks or copyrights of their respective owners.

Copyright © 2011 chrizel
Powered by KooBI 2.2 © 2004
dream4