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Gangs of London
1. Oktober 2006

Vom Groß der Fachpresse verschrien, konnte zumindest mich das erste „The Getaway“-Spiel auf der PlayStation 2 (OnPSX Test), besonders dank seiner exzellenten Atmosphäre, für längere Zeit an den Bildschirm fesseln. Der Quasi-Nachfolger „Black Monday“ (OnPSX Test) schaffte es dagegen nicht mehr, diese eigentümliche Spannung aufrecht zu erhalten und fühlte sich mehr nach einem lauen Aufguss, als nach einer richtigen Fortsetzung an. Nun schlägt Sony das dritte Kapitel in der „The Getaway“-Serie auf, dieses Mal jedoch auf der PlayStation Portable. Ob Gangs of London die Talfahrt des Franchise aufhalten kann, oder eher noch beschleunigt, erfahrt ihr wie immer in unserem ausführlichen Review.

Unterwelt

Kernstück des Titels ist der Storymodus, bei dem ihr als Handlanger einer von fünf Londoner Verbrecherbanden die Kontrolle über die Stadt übernehmen müsst. Am ehesten lässt sich das Ganze mit dem guten alten „Risiko“ vergleichen. Auf einer simplen 2D Übersichtskarte wird euch London, unterteilt in einzelne Gebiete, präsentiert. Nun müsst ihr Schritt für Schritt die anderen gebiete erobern. Leider kann der Sony Titel dem bekannten Brettspiel in vielerlei Hinsicht nicht das Wasser reichen, was vor allem an der fehlenden Entscheidungsfreiheit liegt. Denn obwohl ihr immer die Auswahl aus mehreren Missionen habt, könnt ihr das Vorgehen eurer Gang nicht beeinflussen, da ihr strikt eine Mission nach der anderen abarbeitet und sich euer Gebiet dementsprechend linear vergrößert. Dieses Manko raubt dem Titel einiges an Spieltiefe und die fehlende Dynamik wirkt sich zwangsläufig negativ auf den Spielspaß aus. Die Storys, welche die Missionen einleiten, werden in deftigen, gut gezeichneten Comicsequenzen erzählt, wirken dabei aber oft zusammenhangslos und lassen zu keinem Zeitpunkt richtige Spannung aufkommen. In Verbindung mit dem primitiven Missionsdesign stellt sich schnell eine fatale Langeweile ein.

Was ist zu tun?

Wie gesagt, die Missionen sind allesamt recht einfach aufgebaut und unterscheiden sich nicht allzu sehr von einander. Man könnte den Entwicklern zwar noch zu gute halten, dass sie versucht haben, ein Spiel zu entwerfen, dass möglichst auch zwischendurch gespielt werden kann, aber in diesem Fall haben sie es in meinen Augen übertrieben. Etwas mehr Gangmanagement und ein paar kniffligere Missionen hätten es schon sein dürfen. Um euch einen kleinen Überblick über die gebotenen Aktivitäten zu geben, gehe ich kurz auf die verschiedenen Missionsarten ein:

Kidnapping / Rammen

Entweder müsst ihr jemanden von der Straße rammen und beseitigen, oder aber ihr verfolgt einen Gangster, rammt sein Auto bis es anhält, schaltet die Wachen aus und entführt das Opfer. Funktioniert zwar besser als in den PS2 „The Getaway“ Spielen, ist aber meistens zu schnell vorbei.

Angreifen / Verteidigen

Entweder greift ihr eine feindliche Bande an, oder verteidigt selbst ein Gebiet. Letztendlich läuft aber alles auf das Gleiche raus: Töte alle Feinde. Die kurzen Gemetzel lassen jeglichen Anspruch vermissen, wobei daran auch sichtlich die mangelhafte KI der Spielfiguren schuld ist.

Überbringen / Sabotage

Auf Zeit müsst ihr Autos stehlen, Checkpoints abfahren, oder Pakete an einem bestimmten Ort abliefern. Zwischendurch setzt ihr euch noch gegen ein paar Gangster und Polizisten zur Wehr. Diese Aufträge sind halbwegs spaßig, kommen aber leider viel zu selten vor.

Infiltration / Fliehen

Die mit am kniffligsten zu lösenden Aufträge, zumindest bis man den „einen“ Trick herausbekommen hat. Während ihr bei „Fliehen“ aus einem Gebäude entkommen müsst, schleicht ihr euch bei „Infiltration“ in feindliches Territorium. Dabei seid ihr jedoch immer nur mit einem Messer, Bleirohr oder Ähnlichem bewaffnet. Die Entwickler hatten wohl gewollt, dass man sich vorsichtig vorwärts bewegt. Das funktioniert aber dank der Steuerung nicht besonders gut, da man schlecht um Ecken schauen kann. Mit ein wenig Training lauert man deshalb eigentlich nur noch den Gegnern auf, um sie dann mit einem Würgegriff schnell und einfach zu töten. Das klappt so gut, dass die ursprüngliche Intention der Entwickler dabei zur Farce verkommt.

Insgesamt gibt es, wie bereits erwähnt, fünf britische Gangs mit denen sich das Spiel einzeln beenden lässt. Allerdings, und das ist ein grober Motivationsverlust, gleichen sich Geschichte und Missionen bei jeder Bande. Lediglich die Zwischensequenzen kommen teilweise etwas verändert daher. Das reicht aber meiner Meinung nach nicht aus, um ein zweites oder gar drittes Durchspielen zu rechtfertigen. Hier wäre ganz klar mehr drin gewesen.

Der Rest

Neben dem eigentlichen Storymodus, könnt ihr noch aus einer ganzen Reihe an zusätzlichen Spielmodi auswählen. Da allerdings nach ausführlichem Test, nicht jeder für sich überzeugen konnte (Aufstände unter Kontrolle bringen – zum Beispiel), gehe ich nur auf die interessantesten Sachen ein. Zu allererst wäre der Gangkrieg, der euch wieder um die Kontrolle der Stadt kämpfen lässt. Anstatt jedoch, wie im Storymodus, in bekannter 3D Manier Aufträge auszuführen, bewegt man seine Bandenmitglieder Runden basierend (dieses Mal erinnert das Spielgeschehen wirklich an „Risiko“) über eine Strategiekarte. Früher oder später kommt es natürlich zu Auseinandersetzungen mit anderen Gangs. Diese Zusammenstöße werden nach dem einfachen Prinzip der Masse entschieden. Besitzt ihr mehr Männer, gewinnt ihr, genauso verhält es sich aber auch anders herum. Das Ergebnis kann zwar beim Angriff noch mit einer zusätzlichen Spielkarte beeinflusst werden (zum Beispiel: halbiere die Stärke des Verteidigers), aber wirklich tiefgründige strategische Entscheidungen kann man in den, auf drei Züge begrenzten, Spielrunden nicht tätigen. Am Ende jedes Zuges bekommt ihr übrigens Geld gut geschrieben, das ihr in neue Gang-Mitglieder oder Spielkarten stecken könnt. Gewonnen hat derjenige Spieler, der die Siegbedingungen (Übernehme zum Beispiel vier feindliche Hauptquartiere) am schnellsten erfüllt. Das Ganze spielt sich recht einfach, bot mir aber auf Dauer (wie der Storymodus) zu wenig Abwechslung und Spieltiefe. Außerdem fand ich, dass man diesen separaten Modus lieber mit dem Hauptspiel hätte verbinden sollen, um für mehr Motivation zu sorgen. Trotzdem macht der Gangkrieg Modus mit menschlichen Gegenspielern zumindest kurzfristig etwas Laune. Der nächste halbwegs originelle Modus, ist der „28 Wochen später“ Menüpunkt. Angelehnt an den Zombie-Independant Film „28 Days later“, müsst ihr in London gegen Unmengen an Zombies ankämpfen. Die verschiedenen Missionen unterscheiden sich zwar voneinander, aber da das Design hier ähnlich simpel wie im Hauptspiel gehalten wurde und die Untoten quasi zwei Meter neben euch aus dem Boden heranwachsen, fesselt dieser umfangsarme Modus auch nicht gerade sonderlich lange. Zu guter letzt gibt es noch den Pub, in dem ihr Kegeln, Dart spielen und natürlich Billiard zocken könnt. Wahlweise auch gegen menschliche Kontrahenten. Alle Spiele sind dabei sehr gut umgesetzt und sorgen dank der einfachen Spielmechanik für den meisten Spaß. Game Sharing wird übrigens auch unterstützt, wobei man nur eine Demoversion verschicken kann. Diese ist allerdings je nach PSP individuell und einzigartig.

Tristesse in Grau

Technisch macht der Titel eine gute Figur. Die Grafik läuft größtenteils flüssig (ein paar Slowdowns gibt es lediglich bei Massengefechten) und ähnelt ziemlich stark den PS2 Vorgängern. Allerdings wirkt London, wie eben schon in jenen PS2 Titeln relativ trist, leblos und grau. Von einer, vor Leben nur so sprühenden, multi-kulturellen Stadt ist weit und breit nichts zu sehen. Ärgerlich, denn dadurch macht zum Beispiel der „Freie Fahrt“ Modus nur selten Spaß und auch andere Modi, wie das Erkunden der Metropole als Tourist, können nur kurzfristig an die PSP locken. Neben dem eher biederen Ambiente, fällt das Fehlen eines guten Soundtracks schon nach wenigen Spielminuten auf. Gerade einmal ein paar Soundschnipsel werden hin und wieder eingespielt. Die meiste Zeit über bekommt ihr jedoch nur Soundeffekte zu hören. Gut gelungen sind dagegen die Fahrzeuge, die allesamt relativ detailliert aussehen, ein rudimentäres Schadensmodell besitzen und selbst in einem normalen Rennspiel überzeugen würden. Da fällt es auch kaum auf, dass dieses Mal keine lizenzierten Autos in der britischen Metropole herumkurven, sondern nur Fantasiemodelle. Übrigens kann ich euch nur empfehlen, primär das Digipad zum Fahren zu benutzen, denn mit dem analogen Nub steuern sich die Autos nur äußerst schwammig. Aber selbst wenn ihr das Pad einsetzt und dazu noch die Handbremse benutzt, ist es bei engen Gassen nur schwer möglich, ohne Crash abzubiegen. Schuld daran trägt vor allem die Kamerasteuerung, die in solchen Fällen steif hinter dem Fahrzeug hängen bleibt. Besser klappt dagegen die Steuerung zu Fuß, die bewusst einfach gehalten wurde und euch ohne Probleme Gegner anvisieren lässt. Selbst das Strafen ist bei fixierten Feinden kein Problem mehr. Lediglich bei den Infiltrationsaufträgen macht euch, wie schon weiter oben erwähnt, die Kameraführung zu schaffen. Nichts zu meckern gibt es dafür bei der englischen Sprachausgabe. Jede Gang bzw. deren Mitglieder verfügt über einen eigenen Akzent. Das sorgt für Atmosphäre. Zum Schluss noch ein Wort zu den Ladezeiten, die angenehm kurz gehalten wurden und das gebotene Spielprinzip in der Tat fördern.

FAZIT:

Gangs of London ist nichts Halbes und nichts Ganzes. Der Storymodus des Spieles kann weder durch eine gute Geschichte fesseln, noch kann das Bandenkrieg Gameplay als solches überzeugen. Dem Spieler werden einfach zu wenige Möglichkeiten gelassen. In meinen Augen haben die Entwickler das Spielgeschehen zu stark vereinfacht und im Endeffekt zu simpel gehalten. Deswegen stellt sich auch schnell eine gepflegte Langeweile ein und man wird kaum Lust verspüren, sich ein weiteres Mal durch das Spiel zu ballern. Die zusätzlichen Modi sind zwar allesamt nett anzusehen, aber trotzdem kein Kaufargument. Also liebe Entwickler, anstatt auf ein unausgegorenes Konzept zu setzen, hättet ihr lieber ein richtiges The Getaway programmieren sollen. Das würde dann wahrscheinlich auch mehr Spaß machen.

[ Review verfasst von .ram ]

Pluspunkte:

  • Flüssige Grafik
  • Viele zusätzliche Spielmodi
  • Coole Comicsequenzen

Minuspunkte:

  • Eintöniges Gameplay
  • Zu kurze Missionen
  • Zu wenig Spieltiefe


Infos zum Spiel
NameGangs of London
SystemPlayStation Portable
PublisherSony
EntwicklerSony
GenreAction
USKkeine Jugendfreigabe
Preis49,99 €
PlatinumNein
Release
 18.10.2006
 03.10.2006
Spielerzahl2
SpracheEnglisch
TexteDeutsch
MehrspielermodusJa
InfrastructureNein
Ad-hocJa
Game-SharingJa
DownloadcontentNein
Memorystick832 KB
HeadsetNein
Mehr...

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Screenshot Galerie
Gangs of London
Gameplay
4.0
Atmosphäre
4.5
Grafik
8.0
Sound
6.5
Singleplayer
4.5
Multiplayer
5.0
 

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