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Call of Duty 4: Modern Warfare
8. Dezember 2007

Im Sandkasten spielten wir mit Spielzeugsoldaten, dann gab es Räuber und Gendarm und heute – nun heute gibt es „Call of Duty“. Warum Kriegsspiele Spaß machen, noch dazu wenn sie derart realistisch sind, kann ich nicht beantworten. Nachdenkenswert ist diese Sache aber allemal, besonders wenn Spiele wie „Call of Duty 4“ den Kampf gegen den Terror erstmals schonungslos und vor allem interaktiv darstellen. Doch um mitreden zu können, muss man den Titel auch gespielt haben. Und wieso sich das überhaupt lohnt, klärt unser neuer Test.

Kämpfen für eine bessere Welt

„Modern Warfare“ heißt der neueste Ableger der „Call of Duty“ Reihe, der im Gegensatz zum dritten Teil wieder bei Infinity Ward entwickelt wurde und überraschenderweise nicht mehr zu Zeiten des Zweiten Weltkrieges handelt. Vielmehr spielt das Geschehen in der Moderne, oder sagen wir besser, verdammt realistische Jetzt-Zeit. Das gilt aber nicht nur für Waffen und Technik, sondern auch für die Story. Infinity Ward greift nämlich die Terrorismus-Problematik der letzten Jahre auf und lässt den Spieler am Kampf gegen den Terror durch die Augen des SAS Soldaten „Soap“ McTanish und des US-Marines Paul Jackson teilhaben. Für viele mag das vielleicht alles ein wenig ab gedroschen klingen, aber letzten Endes reflektiert ein solches Szenario aktuelle Geschehnisse. Schließlich liest man fast täglich von terroristischen Übergriffen, Bombenanschlägen oder Massakern. Kein Wunder also, dass militärische Kräfte auf der ganzen Welt im Einsatz sind, um größenwahnsinnge Verrückte auszuschalten.

„Auf den Boden, feindlicher Helikopter!“

Wie in der Reihe gewohnt, ist man mit einem kompletten Trupp Soldaten unterwegs. Das sorgt in der Tat für ein echtes „Mittendrin-Gefühl“. Es fliegen einem zum Beispiel ständig Granaten um die Ohren, links und rechts fallen Kameraden, der Leutnant schreit hektisch Kommandos und das Chaos scheint oftmals die Oberhand zu gewinnen. Lasst es mich so formulieren: „Call of Duty 4“ spielen ist Stress, was aber auch für den Authentizitätsgrad des Titel spricht. Denn Krieg ist nun mal alles andere, als ein Ort an dem man sich länger als nötig aufhalten möchte. Vor jedem Einsatz gibt es eine kurze Einsatzbesprechung, welche die Missionsziele erläutert. Danach springt das Spiel ohne zusätzliche Ladezeiten direkt ins Kampfgeschehen. Die unterschiedlichen Missionen knüpfen dabei aneinander an, so dass man sich ganz gut mit seiner Spielfigur und den Kameraden identifizieren kann. Zudem sorgen die verschiedenen Einsatzorte für ausreichend Abwechslung. Egal ob man ein TV-Studio mit den Marines stürmt, oder in russischen Dörfern gegen Radikale vorgeht – in Szene gesetzt, wurde alles soweit einwandfrei. Zumindest bis auf die Horden von Gegnern, die immer wieder auf den Spieler einstürmen. Denn typisch für das „Call of Duty“ Franchise gibt es auch heute noch zahlreiche geskriptete Szenen, bei denen man immer wieder selbst vorstürmen muss, um einen so genannten „Trigger“ auszulösen. Erst dann geht es im Spiel weiter. Löst man ein solches Ereignis nicht aus, dann kommen immer wieder ständig neue feindliche Soldaten. Das kann und wird frustrierend sein und nimmt dem Spiel auch etwas vom realistischen Anspruch. Oft ist es nämlich einfach besser, geradewegs weiter zu rennen und sich nicht mit den Gegnern abzugeben, damit man so schnell wie möglich die nächste Szene auslösen kann. Besonders in höheren Schwierigkeitsgraden bekommt man es deswegen nicht mit schlaueren Gegnern zu tun, sondern lediglich mit mehr und stärkeren Feinden. Ausgetüftelte Feuergefechte wie in „Resistance“ sucht man somit vergebens. Von diesem Manko aber einmal abgesehen, ist „Call of Duty 4“ eine Klasse für sich und für einen Konsolen-Shooter einfach nur genial spielbar. Neben der stets flüssigen Framerate (Einbrüche gibt es nur in Flugsequenzen) liegt das vor allem an der schnellen und präzisen Steuerung. Selbst auf weite Distanzen kann man Gegner gezielt ausschalten. Die simple Zielhilfe kann dabei außerordentlich hilfreich sein, solange man sie beherrscht. Anfangs mag das hektische Ein- und Auszoomen nämlich verwirrend wirken. Doch mit der Zeit gewöhnt man sich dran und kann das Spiel wie einen Lightgun-Shooter aus der Spielhalle handhaben. Eine Energieleiste oder Gesundheitspunkte gibt es übrigens auch nicht. Vielmehr regeneriert sich die Gesundheit wie in den anderen „Call of Duty“ Spielen wieder, sobald man sich für ein paar Sekunden hinter einer Deckung verschanzt. Aber Vorsicht, die Gegner werfen gerne mit Granaten und Fahrzeuge können auch explodieren.

Das Spiel im Spiel

Eines vorneweg: Infinitiy Ward hat verdammt viel Sorgfalt in den Multiplayermodus gesteckt. Und das macht sich bezahlt, denn selten zuvor habe ich einen so flüssig laufenden Multiplayer-Shooter gespielt. „Call of Duty 4“ ist durch die Einsteigerfreundlichkeit und den Fakt, dass jeder Teilnehmer nur wenige Treffer einstecken kann, gleichermaßen für Newbies und Pros geeignet. Für richtige Langzeitmotivation sorgt jedoch das coole Level-System: Jeder Fragg, jede gute Aktion und jedes erfolgreiche Spiel das man absolviert, addiert Erfahrungspunkte zum Spielerkonto. Im klassischen RPG-Stil kann man dadurch mehrere Stufen aufsteigen und neue Sachen frei schalten. Als erstes bekommt man dabei den Klasseneditor, der für viele DAS Merkmal des Multiplayermodus von „Call of Duty 4“ sein dürfte. Hier kann man sich nämlich seine eigene Kämpferklasse generieren: Zur Auswahl stehen dafür je nach Stufe unterschiedliche Waffen und Ausrüstung. Hinzu kommen noch spezielle Eigenschaften, von denen man immer drei benutzen darf: Etwas mehr Energie, höhere Durchschlagkraft der verschossenen Kugeln, oder der fiese Trick, immer eine Granate nach dem Tod zu hinterlassen - Flexibilität wird wahrlich groß geschrieben und jeder kann seinen Kempen kinderleicht an seine eigenen Spielgewohnheiten anpassen. Allerdings sind nicht von Anfang an alle Fähigkeiten und Waffen für den Klasseneditor verfügbar. Nur wenn man fleißig fräggt und Erfahrungspunkte sammelt, kann man seinen Soldaten mit den besten Fähigkeiten ausstatten – das ist somit nicht nur ein Ansporn, sich ständig zu verbessern, sondern auch eine Garantie für ausreichend Abwechslung im Multiplayermodus. Denn je nach Klasse spielen sich die Online-Schlachten komplett anders. Erst recht da es auch noch zahlreiche Spielmodi gibt. Vom klassischen Deathmatch und Team-Deathmatch bis hin zu eher strategischen Varianten, bei denen man einen gegnerischen Stützpunkt in die Luft sprengen muss oder bestimmte, über die Karte verteilte Kontrollpunkte einnehmen darf, reicht die Auswahl. Insgesamt stehen sechzehn verschiedene Maps zur Verfügung und mit bis zu 17 Kameraden nehmen die Kämpfe fast schon Ausmaße einer Schlacht an. Einzig die bislang immer wieder auftretenden Probleme bei der Spielvermittlung nerven. Bei einem 70 € teuren Videospiel darf so etwas einfach nicht passieren. Entweder das Ganze funktioniert ab Tag 01 oder der Publisher sollte den Titel noch um eine Woche verschieben. Bleibt zu hoffen, dass Infinity Ward die Probleme demnächst in den Griff bekommt.

Schnell und geil

Technisch gesehen, ist „Call of Duty 4“ ein kleines Meisterwerk. Es gibt zwar ein paar grobe Texturen zu beanstanden (wenn man beispielsweise nahe an Wänden steht oder auf dem Boden liegt), aber dennoch dürfte die verwendete Engine zurzeit zur technischen Elite gehören. Insbesondere wenn weite Landschaften, Städte oder große Kriegsgebiete gezeigt werden, staunt man über die Geometrie, die fast perfekte Ausleuchtung und die Effektdichte – und das alles bei konstanten 60Fps! Einen besonders bleibenden Eindruck hat bei mir übrigens der Tschernobyl Level hinterlassen, der die gespenstige Atmosphäre in diesem Gebiet perfekt einfängt. Aber nicht nur die Hintergründe sehen toll aus, auch die Animationen der Soldaten können vollends überzeugen. Wenn es überhaupt etwas (neben der schwankenden Texturqualität) zu bemängeln gibt, dann vielleicht noch der Umstand, dass nicht jedes Fahrzeug zerstörbar ist. An einigen Stellen kann das nämlich für Frust sorgen, da die Terroristen gerne einmal auf Fahrzeuge schießen, um diese zur Explosion zu bringen. Bloß – woher soll man wissen, welches Fahrzeug denn nun zerstörbar ist und welches nicht?

Mindestens genauso gelungen sind die Soundeffekte. Wer gerne Ego-Shooter spielt, weiß dass es wichtig ist, dass die Waffen sich „glaubhaft“ anfühlen und der Sound spielt dabei eine nicht zu unterschätzende Rolle. Infinity Ward hat hier ganze Arbeit geleistet: Jede Waffe klingt anders, aber immer realistisch. Ein besonderes Lob gilt auch der tollen Surround-Abmischung, die das „Mittendrin“ Gefühl noch weiter intensiviert. Von allen Seiten hört man Schreie und Schüsse, Kugeln zischen knapp an dem Kopf des Spielers vorbei und bei größeren Explosionen bekommt der Subwoofer ordentlich was zu tun. Der spärlich eingesetzte Soundtrack unterstreicht das Geschehen zudem immer passend und weiß mit orchestralen, wie auch metallisch anmutenden Klängen zu gefallen. Die im Voraus beworbene hochwertige deutsche Sprachausgabe ist zwar im Endeffekt annehmbar, aber trotzdem ein gutes Stück von vergleichbarer Kinoqualität entfernt. Einige Stimmen passen nämlich ziemlich gut, während andere doch wieder an typische Videospielvertonungen erinnern.

Deutsche Version

Neben der Lokalisation gibt es lediglich zwei Sachen, die für die hiesige Fassung geändert wurden. In einer Zwischensequenz wird etwas früher ausgeblendet (man sieht somit nicht den Kugeleinschlag und das spritzende Blut – wenn man an diese Stelle kommt, weiß man wovon ich spreche) und der Wegfall des Arcademodus. Letzterer schmerzt ein wenig mehr, denn dieser separate Modus (den man nach dem erstmaligen Durchspielen aktiviert) reduziert das Spiel auf schnelle anspruchsvolle Schießaction. Ein Killcounter zählt dabei die Abschüsse mit – aber genau dieser war auch der Grund für die Zensur. Der Rest des Spieles ist jedoch unverändert, weswegen man auch bedenkenlos zur deutschen Version greifen kann.

FAZIT:

„Call of Duty 4“ gehört definitiv zu den derzeit besten Ego-Shootern auf der PS3. Vor allem durch die sehr gute Spielbarkeit und die tolle Technik, weiß das Kriegsspiel zu überzeugen. Der atmosphärische Einzelspielermodus ist zwar im Endeffekt etwas sehr kurz geraten und nervt auch etwas mit den vielen geskripteten Gegnerwellen, aber wenn man das System einmal durchschaut hat und sich an die Spielregeln hält, weiß man was zu tun ist. Für echte Suchtgefahr sorgt in erster Linie aber der Multiplayermodus. Dank ausgeklügeltem Klassen-System und ständigen Belohnungen für gute Matches kommt man so schnell nicht mehr davon weg. Wer mit Ego-Shootern auf Konsolen auch nur ein klein wenig anfangen kann, muss dem Spiel eine Chance geben. Klare Kaufempfehlung also von meiner Seite!

[ Review verfasst von Sephi-Roth ]

Pluspunkte:

  • Beeindruckende Optik mit konstanten 60FPS
  • Sehr gut spielbar, „fühlt sich gut an“
  • Umfangreicher und cooler Multiplayermodus

Minuspunkte:

  • Sehr kurz geratene, aber intensive Einzelspieler-Kampagne
  • Viele geskriptete Sequenzen, mit nervigen unendlichen Gegnerwellen
  • Bei Veröffentlichung extreme Probleme mit der Verbindungsqualität im Onlinemodus


Infos zum Spiel
NameCall of Duty 4: Modern Warfare
SystemPlayStation 3
PublisherActivision
EntwicklerInfinity Ward
GenreEgo-Shooter
USKkeine Jugendfreigabe
Preis61,99 €
PlatinumJa
Release
 08.11.2007
 05.11.2007
 27.12.2007
Spielerzahl18
SpracheDeutsch
Englisch
TexteDeutsch
Englisch
MehrspielermodusJa
Online spielbarJa
Online FunktionenJa
HeadsetJa
720pJa
1080pJa
Sixaxis Tilt SupportJa
Mehr...

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Screenshot Galerie
Call of Duty 4: Modern Warfare
Gameplay
8.5
Atmosphäre
9.5
Grafik
9.0
Sound
9.0
Spielspass
9.0

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