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James Bond 007: Ein Quantum Trost
21. Februar 2009

Agent 007 ist ohne Zweifel der Typ Action-Star, der seine Dienste stets zuverlässig abschließt. Gerade bei EA war er für eine lange Zeit regelmäßig zu neuen Einsätzen in First- und Third-Person-Shootern, damals noch mit allerlei Hightech-Spielereien, verpflichtet. Doch auch Bond muss irgendwann neue Wege einschlagen und so wanderte die Lizenz zu Activision Blizzard, wo man prompt den nächsten Einsatz der Doppel-Null vorbereitete. Neben dem Publisher-Wechsel stand gleichzeitig noch ein spürbarer Gemütswechsel an, denn Bond, verkörpert durch den Briten Daniel Craig, kennt nun weitaus rabiatere Umgangsformen als seine Vorgänger Connery, Moore und Brosnan. Und genau das spiegelt sich auch in der Versoftung des Kino-Erfolgs „Ein Quantum Trost" wieder.

Doppeleinsatz

Der Titel zum gleichnamigen Film wird dem Spiel dabei nicht wirklich gerecht, schließlich schlummern auf der Blu-ray verschiedene Level aus „Ein Quantum Trost" sowie aus seinem direkten Vorgänger „Casino Royale". Scheinbar bot die Filmvorlage den Entwicklern von Treyarch, den Machern von Call of Duty 3 und 5 zu wenig Substanz, so dass man sich ein paar Schmankerl aus „Casino Royale" herauspickte. So wird in einer ziemlich ausufernden Rückblende der Storyauftakt zu „Ein Quantum Trost" integriert. Das Spiel beginnt mit dem das Ende des royalen Casinos: der Genfer See, glasklares Wasser, eine riesige Villa, mannshohe Hecken und Mr. White, der endlich dingfest gemacht werden soll. White kann nach einem kleinen Scharmützel verletzt in den geheimen Unterschlupf verschleppt werden, aber ein Spitzel in den eigenen Reihen hilft, ihn zu befreien. Schnell wird klar, dass wieder mal Ratten in die eigenen Reihen eingeschleust wurden. Also macht sich Bond auf, um Näheres über die Geheimorganisation „Quantum" herauszufinden. In Italien, Österreich und anderen Orten dieser Welt ballert man sich fortan durch verschiedene Szenarien, um den Drahtzieher Dominic Greene zu fassen und gleichzeitig den Tod seiner letzten Affäre aufzuklären. Bei all dem Trubel darf natürlich auch Olga Kurylenko, das neue Bondgirl nicht fehlen, welche eine Rechnung mit dem herrschaftssüchtigen General Medrano zu begleichen hat. Zwei Feinde, ein Ziel: Rache. Dass die Action der eigentliche Star des Spiels ist, wird schnell klar. Hochkarätige Zwischensequenzen in Kino-Qualität vermisst man und muss stattdessen mit wuseligen Desktop-Spielereien vorlieb nehmen. Für die volle Ladung Story sollte dann doch lieber die Disc fürs Heimkino bevorzugt werden. Da unter anderem auch einige Stellen des Plots minimal abgeändert wurden, um dem Spieler mehr Action präsentieren zu können.

Was vom Agenten übrig blieb

Im Kern handelt es sich hier um einen waschechten Ego-Shooter, bei dem nur selten ein Perspektivwechsel erfolgt. Wenn Bond balancieren muss oder sich hinter einer Deckung verkriecht, zoomt die Kamera heraus, um eine bestmögliche Übersicht zu bieten. Während des Spielverlaufs gibt es keine tödlichen Lippenstifte, Handy-Schuhe oder Giftgas-Manschettenknöpfe. Das einzige Spielzeug, das einem zur Verfügung steht, ist ein PDA, der Missionsziele und Textlogs verwaltet und sich gleichzeitig in umliegende Kameras einklinken kann. Ab und zu muss man unbemerkt in einen Raum oder an Gegnern vorbei schleichen, um Schalter zu aktivieren oder Gegenstände zu besorgen. Bestes Beispiel dafür ist das Casino als Teil der Rückblende, in dem man langsam durch Lüftungsschächte kriecht, Wachen umgeht, ihnen zärtlich das Genick bricht oder von Tür zu Tür hechtet. Erspäht die Kamera einen dann doch, endet das oft am letzten, der fair verteilten Checkpoints, da zu viele Widersacher heranstürmen und man nicht mehr Herr der Lage wird. Manche Türen müssen geöffnet werden, indem man ein absolut simples Reaktionsspiel gewinnt. Hierbei geht es lediglich darum, Tasten nach zudrücken, die angezeigt werden. Unterwegs gibt es reichlich Handys und Dokumente zu finden, die Informationen preisgeben und für bestimmte Trophäen vonnöten sind.

Ein Quantum Call of Duty

Den Auftakt des Solo-Abenteuers bildet die Schießerei am Genfer See: Prompt bekommt man die erste handliche Handfeuerwaffe in die Hand gedrückt und wird auf Böse-Buben-Jagd geschickt. Die ersten Angreifer huschen schnell herbei und nehmen Bond ins Kreuzfeuer. Diese sind überhaupt nicht zielsicher und sind keine größere Bedrohung, da zum Beispiel cleveres Flankieren nicht zu erwarten ist. Schnell hastet man auf Knopfdruck zur nächsten Hecke oder zu einem nahe liegenden Geländer. Geschwind aber doch etwas steif schmiegt sich der digitale Daniel an das Marmor, verschnauft und frischt automatisch seine Lebensenergie wieder auf. Durch den Wechsel in die Third-Person-Perspektive legt man sich Gegner für Gegner zurecht, hält sie durch blindes Deckungsfeuer in Schach und hechtet im richten Moment nach oben, um effizienter Headshots zu erzielen. Das Spiel ist leider so linear aufgebaut, dass es keine Sprünge über noch so kleine Hindernisse genehmigt. Wenn Bond also springend vor einer knöchelhohen Begrenzung steht, sieht das sehr peinlich aus. Kaum hat man sich aus Deckung erhoben, geht es mit Kimme und Korn weiter. Auf dem leichten Schwierigkeitsgrad kann man getrost ins feindliche Gefilde spurten. Ab und an stürmen die Feinde auch auf den Spieler zu, wenn sie in der Nähe sind. Das ist alles kein Problem, zur Not fügt man ein paar lebensnotwendigen Organen des Gegners Schmerzen zu und setzt sie so außer Gefecht. Nahkämpfe finden dabei als Quick-Time-Events (QTE) statt und erfordern wenig Geschick. Kein Vergleich zu den Schlägereien aus dem „Bourne"-Spiel. Regelmäßig trifft man auf stärkere Gegner, die zwar nur durch QTEs zu bezwingen sind, dafür aber auch falsches Knöpfe-Drücken verzeihen. Im weiteren Verlauf des ersten Levels gelangt Bond in einen anschaulichen Wintergarten. Sofort eröffnet ein Helikopter das Feuer und Fenster und Blumenkübel zersplittern, was den Spieler veranlasst, zur nächsten Deckung zu rennen. Solche gescripteten Events werden regelmäßig eingestreut, um den Puls nach oben zu jagen. Das klappt auch wunderbar, wenn an anderer Stelle ein Tank explodiert, Türen klappen oder dem Spieler Fledermäuse aus der Kanalisation entgegen fliegen. Die Gegner, auf die man während der Gefechte trifft, unterscheiden sich nur optisch. Die Palette reicht von Schlipsträgern bis zu Einheiten von SWAT-Teams. Das einzelne Vorgehen unterscheidet sich nicht, nur ihre Schießeisen. Taktisches Vorgehen sollte man von den Jungs nicht erwarten, sie verschanzen sich meist stupide hinter ihren Deckung, gucken alle zehn Sekunden mal hervor. Bonds Waffen-Repertoire bietet mit Magnum, Schrotgewehr, MP5, Snipergewehr, Raketenwerfer und Co. lediglich Standard, überzeugt aber im Umfang. Zusätzlich gibt es noch einen Feuerlöscher, mit dem man sich in brennenden Gebäuden einen Weg nach draußen bahnen muss. So wie zum Ende des ersten Levels, wenn die Villa in Flammen steht, aber Bond mitten drin steckt und versucht, vorbei an brennenden Möbeln und einstürzenden Wänden, zum Ausgang zu rennen.

Morgens in Siena und zum Frühstück in Bregenz

Das man als Geheimagent viel herum kommt, dürfte auch selbstverständlich sein. So führen Bond die nächsten Levels in die unterschiedlichsten Gefilde. Im italienischen Siena gilt es zum Beispiel, Marktplatz-Schießereien und Gefechte auf den Dächern der Stadt zu überstehen. In Österreich schleicht man an Requisiten, vorbei durch das Bregenzer Opernhaus, während im Hintergrund eine kraftvolle Oper vorgetragen wird und für eine schöne Atmosphäre sorgt. Ein Teil der Casino-Royale-Rückblende ist die Verfolgung im Zug. Hier kämpft man außen gegen den peitschenden und nassen Wind an und nimmt durch die Fenster hindurch die Feinde aufs Korn. Anderorts werden Räumlichkeiten so lange verwüstet, bis alles einem Feuermeer gleicht und man das Chaos nutzen kann, um Gegner wie in „Stranglehold" durch indirekte Treffer zu töten. Ein Schuss auf einen Lampe an der Decke sorgt dann für Kopfschmerzen, die man nicht so leicht loswird. Insgesamt ein Paket an Levels, das nicht so schnell Langeweile aufkommen lässt und durch nette Einfälle zu Gefallen weiß, wobei Innovation anders aussieht. Leider ist nicht jedes Detail so atmosphärisch geraten, wie die Villa am Genfer See. Lagerhallen wirken sehr trist und sauber, die gepflasterten Straßen von Siena sind total leergefegt, da man normale Bürger nirgends mehr antrifft. Auf Madagaskar verschlägt es 007 auf einen Marktplatz voll mit Obst, doch kaum eine Frucht will bei Beschuss zerplatzen. Dass von anderen Statuen und Säulen wiederum Putz abbröckelt, lässt das Ganze ziemlich inkonsequent wirken. Meistens zieht man die Umgebungen in Mitleidenschaft, indem man auf eines der vielen explosiven Objekte in den Levels schießt. Zu den provisorischen Benzinfässern kommen noch leuchtende „Smartbombs", die bei Beschuss für eine „Bombenstimmung" sorgen. Die riesigen Explosionen, die oft deutliche Spuren hinterlassen, wirken irgendwie erzwungen, weil man so eindeutig darauf hingewiesen wird. Weniger aufgezwungen wirken vereinzelte Balance-Passagen, die man mit Sixaxis bestreitet und einige Verfolgungsjagden zu Fuß, die wunderbar das Tempo der Filmvorlage unterstreichen.

Geliehene Garderobe

Das Grundgerüst für die Optik von „Ein Quantum Trost" bildet die viel umjubelte Engine von „Call of Duty 4". Ähnlichkeiten sind nicht allzu offensichtlich, weil die Grafik nie das hohe Niveau des Idols erreicht. Daniel Craig hingegen hat man akribisch eingescannt, um ein perfektes virtuelles Ebenbild zu erzeugen, was sehr gut gelungen ist. Nur schade, dass er während der Gefechte so kühl bleibt und kaum eine Mine verzieht. In den Missions-Briefings hingegen kriegt er den Mund auf und kann mit seiner deutschen Synchronstimme punkten. Den oft atmosphärischen Levels mit hübschen Lichteffekten und netter Architektur stehen viele triste Umgebungen und langweilige Texturen gegenüber. Hier und da gibt es gelegentlich ein nettes Detail wie einen Sonnenuntergang, was aber leider nicht über die teilweise faden Charaktermodelle hinweg täuscht. Aber immerhin trägt Bond seine goldene Omega-Uhr am Handgelenk! Beim Soundtrack hat wiederum schon mehr richtig gemacht. Die typische Titelmelodie ertönt oft und unterstreicht die Atmosphäre. Auch Waffensounds und andere Geräusche können überzeugen. Nur die vielen Gegner sind leider weniger nett vertont und müssen mit plumpen Einzeilern auskommen. Als Belohnung Spiel winken viele Trophäen, die zum Teil sehr leicht zu verdienen sind. Einige lassen sich nur online ergattern. Beim Online-Modus wird wieder deutlich, wie sehr man versucht hat, sich an hochkarätigen Genrevertretern zu orientieren. Standart-Modi wie Deathmatch und Capture the Flag werden geboten, aber auch ein Modus, in dem ein Spieler in die Rolle von Bond schlüpft und sich gegen die Feinde bewähren muss. Andere artverwandte Spiele motivieren länger, bieten ein ausgeklügelteres Leveldesign und intelligentere Rang-Systeme. Für ein paar Nachmittage als Beiwerk ganz nett, aber mehr auch nicht.

FAZIT:

Ganz trocken gesehen bietet „Ein Quantum Trost" folgendes: Einen dünnen Umfang, simples Gameplay und verschenktes Potenzial. Hätte es nicht zum Filmstart rauskommen müssen, wäre vielleicht mehr drin gewesen und so bleibt zu sagen, dass Fans von Ein-Mann-Ballereien mal einen Blick riskieren können und auch einen Punkt dazu addieren dürfen. Ich persönlich habe sowieso ein Faible für Shooter und obwohl „Ein Quantum Trost" ziemlich simpel gestrickt ist und auf Altbewährtes ohne Schnick-Schnack setzt, hatte ich richtig Spaß mit dem Spiel. Das mag vor allem an der sauberen Steuerung, dem gut funktionierenden Deckungs-Feature und den abwechslungsreichen Levels gelegen haben. Man hat nie das Gefühl, irgendwo schon einmal gewesen zu sein und lässt sich von kleineren Zeitlimits, gescripteten Events und atmosphärischen Stellen zum Weiterspielen motivieren. Dass die Gegner dabei nicht wirklich eine Herausforderung sind und man sie mit einfachen Manövern ausschalten kann, sei mal, genauso wie das Schießbuden-Prinzip, dahingestellt. Hin und wieder lockert eine Schleicheinlage den Baller-Alltag auf und so kommt ein wirklich solider Shooter dabei raus, bei dem man einige Mängel auch mal übersieht. Fans kurzweiliger Schießereien dürften hier richtig sein. Nur von der Technik hätte ich mir mehr versprochen, da das Spiel nicht immer Ruckelfrei läuft. Optisch wäre ebenfalls noch mehr drin gewesen. Ach ja, warum kommt der neue und offizielle Bond-Song nicht im Spiel vor?!

[ Review verfasst von sirteen ]

Pluspunkte:

  • Level sind nett entworfen und bieten Stoff aus zwei Filmen
  • Bond-typischer Soundtrack
  • Kurzweiliges Spielerlebnis mit viel Geballer

Minuspunkte:

  • Kurz(weilig) ist auch die Spielzeit
  • Geringer Anspruch und flaches Gameplay
  • Sterile und detailarme Optik


Infos zum Spiel
NameJames Bond 007: Ein Quantum Trost
SystemPlayStation 3
PublisherActivision
EntwicklerTreyarch
GenreEgo-Shooter
USKkeine Jugendfreigabe
Preis59,99 €
PlatinumNein
Release
 30.10.2008
 04.11.2008
 26.03.2009
Spielerzahl12
SpracheDeutsch
TexteDeutsch
MehrspielermodusJa
Online spielbarJa
Online FunktionenJa
HeadsetJa
720pJa
1080pJa
Sixaxis Tilt SupportNein
Mehr...

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Screenshot Galerie
James Bond 007: Ein Quantum Trost
Gameplay
6.0
Atmosphäre
7.0
Grafik
6.5
Sound
7.0
Spielspass
6.0
 

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