Previews  Reviews     PS5  PSVR2  PS4  PSVR  PS3  Vita  PSP  PS2  Hardware  Specials 
Deus Ex: Human Revolution
13. November 2011

Deus Ex war vor elf Jahren ein Meilenstein, der in den Herzen vieler Spieler immer noch zu den besten Spielen aller Zeiten gehört. Auch wenn der zweite Teil dafür mehr oder weniger ein Reinfall war, tritt Eidos dennoch ein schweres Erbe an, denn die Fans dürfen durchaus zu Recht skeptisch sein, wenn alte Kult-Spiele fortgesetzt werden. Kann Deus Ex: Human Revolution sowohl die alten Veteranen zufriedenstellen, als auch neue Spieler in seinen Bann ziehen?

Die Welt am transhumanen Scheideweg

Deus Ex: Human Revolution spielt ungefähr 25 Jahre vor den Ereignissen des ersten Teils und befasst sich mit der zunehmenden Verbreitung von mechanischen Verbesserungen (Augmentierungen) und den daraus entstehenden sozialen Problemen, mit denen sich Gesellschaft und Politik konfrontiert sehen. Der Spieler übernimmt dabei die Rolle von Adam Jensen, dem Sicherheitschef von Sarif Industries, einem der Marktführer auf dem Gebiet der Augmentierungen. Als sich eines Tages ein Team von Wissenschaftlern vor einem Gremium verantworten und ihre Forschung verteidigen soll, kommt es zu einem Anschlag, bei dem nicht nur das Firmenhauptquartier und die Forscher schwer in Mitleidenschaft gezogen werden, sondern auch Jensen von einem augmentierten Söldner tödlich verletzt wird. Nur mit Hilfe der Augmentierungstechnologie überlebt Adam und verfügt nun dank künstlicher Körperteile und Organe über zahlreiche neue Fähigkeiten, welche der Spieler freischalten kann. Nach mehreren Monaten kehrt Adam in seinen Job zurück, getrieben von dem Verlangen, die Drahtzieher ausfindig zu machen und zur Strecke zu bringen. Doch dabei verstrickt er sich immer mehr in einem Netz aus Verschwörungen diverser wirtschaftlicher und politischer Interessen und Gruppierungen. Genau wie in seinen Vorgängern ist man in Deus Ex: Human Revolution einer Verschwörung auf der Spur, die immer größer und umfassender wird, je mehr Zeit man sich für sie in der Spielwelt nimmt. Wer viele Computer hackt und fleißig E-Mails, E-Books und PDAs liest, bekommt immer tiefere Einblicke in die Welt und ihre Schattenseiten. Dazu kommt die Auseinandersetzung mit dem Transhumanismus, einer philosophischen Strömung, die in Deus Ex: Human Revolution natürlich sehr aktuell ist und sich damit beschäftigt, wie weit der Mensch gehen darf in seinem Wunsch, sich selbst und seine Möglichkeiten immer weiter auszudehnen.

Wie immer steht eine Frau im eigentlichen Mittelpunkt des Geschehens

Terminator oder Solid Snake?

Das große Markenzeichen der Deus Ex-Reihe, nämlich die verschiedenen Lösungsansätze für die einzelnen Aufgaben, ist auch in Deus Ex: Human Revolution wieder dabei – mit Ausnahme der Boss-Kämpfe, die müssen immer mit Waffengewalt erledigt werden, eine andere Möglichkeit gibt es leider nicht. Doch bis Adam vor einem Boss steht, lässt das Spiel einem sehr viele Freiheiten, egal ob man sich auf Hacking, Schleichen oder Kampf spezialisiert hat oder von allem ein wenig beherrscht. Dabei muss ganz klar gesagt werden, dass recht schnell klar wird, dass Leisetreter bevorzugt werden, denn für Kämpfer gibt es nur wenige Augmentierungen und Kämpfe sind viel tödlicher als in anderen Ego-Shootern, was aber nicht heißt, dass man mit dem Bleifinger nicht auch ans Ziel kommt, auch wenn die Munition knapp werden kann. Jeder Level, jede Aufgabe ist so gestaltet, dass jeder Charakter sie bewältigen kann, nur der Weg ist eben anders. Entweder mit dem sprichwörtlichen Messer zwischen den Zähnen und ab durch die Mitte oder mittels verstärkter Beinmuskulatur über Kisten aufs Dach und dann durch den Belüftungsschacht oder gehackte Hintertüren. Oder wir werfen die optische Tarnung an und schleichen einfach an jeglichen Wachen, Geschütztürmen, Kameras und Laserschranken vorbei. So in etwa sehen die Optionen meistens aus, welche auch unterschiedlich mit Erfahrungspunkten belohnt werden.

Dazu stehen Adam verschiedene Werkzeuge zur Wahl. Das Waffenarsenal besteht zum einen aus den üblichen Schießeisen wie Pistole, Schrotflinte und Sturmgewehr, aber auch nicht-tödliche Waffen wie Elektroschocker oder Gasgranaten stehen für die Schleicher zur Verfügung; zusätzlich kann jede Waffe durch diverse Upgrades in Werten wie Schaden oder Munitionskapazität verbessert oder mit Laservisier, panzerbrechenden Kugeln und dergleichen ausgestattet werden. Die Augmentierungen lassen sich nur mit Praxis-Punkten freischalten, die man für einen Levelaufstieg bekommt, in speziellen Kliniken kaufen kann oder manchmal auch an versteckten Orten. Da es nicht genug Punkte gibt, um alle Verbesserungen zu kaufen, muss man sich entscheiden. Optische Tarnung oder Rückstoßdämpfung? Besseres Hacking oder mehr Platz im Inventar? Giftgasfilter oder lautloses Rennen? Besonders nützlich sind die Verbesserungen, um die Welt zu erforschen, denn gerade in den freien Arealen zwischen den Missionen gibt es viel zu entdecken. Allerdings kommt man dort ohne verbesserte Sprungkraft oder das Icarus-System, welches Adam vor Fallschaden schützt, nicht weit. Damit viele dieser Cyber-Spielzeuge überhaupt funktionieren, benötigen sie Energie, die Adam mit Nährstoffriegeln aufladen kann. Je nach Spielstil kann die Energie recht knapp werden, denn obwohl sich ein Teil der Energieleiste automatisch wiederauffüllt, schluckt gerade das Tarnsystem äußerst viel Energie. Und nichts ist tödlicher als in einer Meute voller Wachen plötzlich wieder sichtbar zu werden.

Überraschung! Ich bin hier

Die goldene Zukunft

Deus Ex: Human Revolution präsentiert dem Spieler eine glaubwürdige Spielwelt, die an allen Ecken und Enden äußerst liebevoll designt und mit kleinen Details versehen wurde. Ob es nun die kleinen Klebezettel an Büro-Rechnern sind, auf denen das Passwort steht, Anime-Magazine im Regal, die E-Mails auf den Computern oder die dreckigen Hinterhofstraßen mit ihren Landstreichern. Der Preis dafür ist allerdings hoch, denn interagieren kann Adam nur mit wenigen dafür vorgesehenen Objekten, die vielleicht ein Lüftungsgitter versperren oder als Wurfgeschoß dienen, und speziellen Gegenständen, wenn sie z.B. für eine Quest wichtig sind. Komisch ist auch, dass es im gesamten Spiel keinen einzigen Spiegel gibt, weil es wahrscheinlich Probleme mit der Leistung der Grafik-Engine diesbezüglich geben würde. Der einzige Spiegel im Spiel hängt in Adams Appartement und ist kaputt. Deus Ex: Human Revolution macht daraus sogar einen Gag, denn im Computer ist zu lesen, dass der neue Spiegel bereits lieferfertig ist und auf seine Abholung wartet.

Die Grafik macht generell eine gute Figur, allerdings sind die Modelle von Nebenfiguren mit erheblich weniger Details versehen, was sich vor allem in Gesprächen deutlich bemerkbar macht. Dennoch stimmt die Atmosphäre im gesamten Spiel, egal ob in einer Bar, in Adams Wohnung oder in irgendwelchen geheimen Basen diverser Verschwörergruppen. Vor allem die freien Areale sind sehr glaubhaft in Szene gesetzt und gehorchen den gesellschaftlichen Konventionen, die man erwartet. Adam kann also nicht auf offener Straße vor den Augen der Polizei oder im Sichtfeld von Kameras einfach irgendwelche Türen hacken oder Leute niederschlagen. Woran man sich anfangs ein wenig gewöhnen muss, ist der goldene Filter, der über allem liegt, aber auch zur Atmosphäre beiträgt. Ebenso wie die Videosequenzen an verschiedenen Stellen der Story, die zwar an die Ingame-Grafik angelehnt sind, jedoch punktuell (vor allem Aliasing und allgemeine Details) verbessert wurden. Sie sind zwar meistens kurz, aber gut gemacht. Bei all der Sorgfalt fehlt es allerdings ein wenig an Emotionalität bei den Figuren. Adam nimmt man den coolen Typen, der sich von nichts erschüttern lässt ja noch ab, aber den meisten anderen nicht. In den Gesichtern tut sich da leider zu wenig, um die Stimmung des Charakters angemessen zu transportieren. Auch die absolut asynchronen Lippenbewegungen fallen auf, was schade ist, denn die Synchronisation ist wirklich gelungen und stellt ein Highlight der letzten Jahre dar.

Dank Augmentierung kann man auch Feinde in coolen Nahkampfaktionen ausschalten

Die Soundtrack-Revolution

An die Steuerung werden sich viele Shooter-Veteranen erst gewöhnen müssen. Zielen mit R3 ist nicht so verbreitet, aber letztlich braucht man die Taste nicht so oft wie man vorher glaubte. Nach einer Stunde ist man aber drin in der Steuerung und sie macht auch wirklich Sinn, denn Deus Ex: Human Revolution ist nicht der Standard-Ego-Shooter von der Stange, sondern hat dank der RPG-Einschläge erheblich mehr zu bieten. Wobei Ego-Shooter streng genommen nicht korrekt ist, denn die Perspektive wechselt, wenn Adam Leitern besteigt oder in Deckung geht, was der Übersicht nur zu Gute kommt. Wirklich herausragend ist der Soundtrack. Die dunkle Mischung aus harschen Elektroklängen und sanften Streichern passt immer perfekt zum Spiel und bietet von Anfang bis Ende eine packende Untermalung.

FAZIT:

Deus Ex: Human Revolution ist ein mehr als würdiger Nachfolger, der meine Skepsis vollständig zerstreuen konnte. Natürlich ist es nicht perfekt, vor allem bei der Lippensynchronität und den Boss Fights besteht Nachholbedarf, aber die paar Macken des Spiels trüben den Spielspaß nur unwesentlich und mit rund 20 Stunden Spielzeit (40 Stunden für gründliche Entdecker und Sucher von Nebenmissionen) bekommt man hier sehr viel Spiel für sein Geld. Die Story ist zwar in Teilen ein wenig vorhersehbar, aber dennoch sehr unterhaltsam und ansprechend erzählt. Die im Vorfeld beworbenen Konsequenzen der eigenen Handlungen sind jedoch nur selten anzutreffen und haben selten weitreichende Auswirkungen, sind zusammengenommen jedoch gravierend genug, um einen zweiten Durchgang zu rechtfertigen. Einzig das Ende ist trotz mehrerer Möglichkeiten schwach designt und man merkt, dass den Entwicklern dort anscheinend die Zeit ausging.

[ Review verfasst von Sanguinis ]

Pluspunkte:

  • Multiple Lösungswege für jede Aufgabe
  • Sehr gute Synchronisation, stimmungsvoller Soundtrack
  • Lange Spielzeit in glaubhaft designter Welt

Minuspunkte:

  • Fehlende Lippenasynchronität drückt Stimmung
  • Schwache Boss Fights
  • Gesichter wirken emotionslos, Figuren zu grobkörnig



Infos zum Spiel
NameDeus Ex: Human Revolution
SystemPlayStation 3
PublisherSquare Enix
EntwicklerEidos Studio Montreal
GenreEgo-Shooter
USKkeine Jugendfreigabe
PEGI18+
Preis59,99 €
PlatinumNein
Release
 26.08.2011
 23.08.2011
 20.10.2011
Spielerzahl1
SpracheDeutsch
Englisch
TexteDeutsch
Englisch
MehrspielermodusNein
Online spielbarNein
Online FunktionenJa
HeadsetNein
720pJa
1080pNein
Sixaxis Tilt SupportNein
PlayStation MoveNein
Mehr...

vergrössern
vergrössern
vergrössern
vergrössern
vergrössern

Screenshot Galerie
Deus Ex: Human Revolution
Gameplay
8.5
Atmosphäre
9.0
Grafik
8.0
Sound
9.0
Spielspass
9.0

Impressum - Team - Cookie-Policy - Datenschutzerklärung

Alle Produkttitel | Herstellernamen | Warenzeichen | Grafiken und damit verbundene Abbildungen sind Warenzeichen und/oder urheberrechtlich geschütztes Material ihrer jeweiligen Inhaber.
All referenced company names, characters and trademarks are registered trademarks or copyrights of their respective owners.

Copyright © 2011 chrizel
Powered by KooBI 2.2 © 2004
dream4