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Gran Turismo 7 - Ein Jahr später

11. März 2023

Das sehnlichst erwartete „Gran Turismo 7“ kam vor zirka einem Jahr auf den Markt. Nach dem „Experiment“ „Gran Turismo Sport“ gab es endlich wieder einen nummerierten Titel, der die Tugenden der Vorgänger aufnehmen und vor allem ein gewohntes Einzelspieler-Erlebnis bieten sollte. Im Nachhinein betrachtet, ist es Teil 7 durchaus gelungen und ich stehe nach wie vor zu meinem Launch-Test. Das neue Review bezieht sich jedoch auf die letzten 12 Monate. Was hat sich getan, oder eben nicht getan. Welche Neuerungen wurden eingeführt. Was stellte sich auf Dauer positiv heraus und was nervte ungemein. Begleitet mich also durch ein Jahr „Gran Turismo 7“ und findet heraus, weshalb das Spiel noch nicht als „Games as a Service“ Game durchgeht.

Fast jeden Monat kostenlose Inhalts-Updates

In dem vergangenen Jahr hat das Spiel fast jeden Monat ein kostenloses Inhalts-Update bekommen. Diese haben neue Fahrzeuge enthalten, es gab neue Kurse oder Layouts, neue Events auf den Weltstrecken, neue Menübücher für das GT Café und auch ein paar neue Gameplay-Features. Zum Beispiel kann man seit letztem Herbst auch Autos wiederverkaufen. Das ist sogar ganz nett als Meta-Game aufgezogen, wo Preise munter hoch und runtergehen. Ebenfalls wurde im Februar 2023 Update das Spiel fit für die PSVR2 Virtual Reality Brille gemacht. Dieses Mal auch fast ohne Einschränkungen (lediglich der lokale Splitscreen-Modus funktioniert nicht). Zudem wurde sogar noch ein VR-Showcase Modus hinzugefügt, in dem man seine Autos von allen Seiten bewundern kann. Warum das nicht auch im 2D Modus möglich ist, bleibt ein Geheimnis der Entwickler. Nicht jeder Fan will sich ein 650€ teures Gimmick kaufen. Insofern gut für Spieler, die sich für VR interessieren und das nötige Kleingeld parat haben, alle anderen haben davon keinen Mehrwert. Spannender ist dagegen die Integration von Sonys Künstliche Intelligenz Initiative GT Sophy. Man konnte in den vergangenen Monaten bereits einiges darüber lesen. Mit dem letzten Update lässt sich das Ganze jedoch auch selbst erleben. Schaut euch dazu einfach mein Video an. Mein Fazit bislang – das kann was ganz Großes werden. Endlich keine dummen KI-Gegner mehr und endlich – egal auf welchem Schwierigkeitsgrad – spannende Rennen. Doch bislang handelt es sich nur um ein zeitlich begrenztes Experiment und man muss abwarten, was tatsächlich daraus entwächst. Nebenbei gab es natürlich auch allerlei Bugfixes, BOP Anpassungen, neue Museums-Einträge, andere kleine Features und neue Scapes. Meckern kann man also nicht – zumal alles kostenlos ist – aber warum es trotzdem wenig mit einem „Games as a Service“ Game zu tun hat, kläre ich im nächsten Absatz.

Kein Games as a Service Titel

Was versteht man eigentlich darunter? Dabei handelt es sich um Spiele, die über eine lange Zeit gespielt werden sollen. Um das zu erreichen, werden immer neue Inhalte hinzugefügt. Nun werden ja immer neue Inhalte auch für „Gran Turismo 7“ veröffentlicht. Doch das eigentliche Problem ist: Man hat als erfahrener Spieler nach ein paar Stunden immer alles gemeistert. Jetzt gibt es natürlich auch noch die Sache mit den zeitlich befristeten Events. Neben dem GT Sophy Rennen gab es um die Weihnachtszeit zu den Gran Turismo World Series Finale ein paar coole Rennen und sogar ein Quiz mit ordentlichen Gewinnen (darunter auch den Ferrari Vision GT). Nur leider erscheinen diese Sachen viel zu selten. Vor allem vor dem Hintergrund, dass der eigentliche Umfang an Rennveranstaltungen immer noch viel zu gering ist. Ähnlich frage ich mich, warum bei Collector-Level 50 Schluss ist. Diesen erreicht man relativ schnell und ohne die ganz teuren Autos. Warum gibt es keine weiteren Levels – vielleicht mit Belohnungen? Zudem fehlt mir auch ein Plan für die Zukunft., Wie geht es mit dem Spiel weiter, was bringt die Zukunft? Eine Roadmap zu veröffentlichen, kann doch nicht so schwer sein…

Der unerträgliche Grind, oder warum ich nie alle Autos im Spiel besitzen werde!

20.000.000 Millionen Credits – genau so viel kosten einige Oldtimer im Spiel. In „Gran Turismo Sport“ hatte ich es geschafft, einige (aber nicht alle) dieser Fahrzeuge zu erspielen. Im aktuellen Teil besitze ich noch gar keines dieser besonderen Fahrzeuge. Und das obwohl ich fast täglich spiele. Doch ohne exzessiven Grind im Le Mans 30 Minuten Rennen oder auf der Sardegna-Road Strecke mit 15 Runden kommt man einfach nicht zu Asche im Spiel (und da baue ich schon drauf, den Clear Race Bonus mitzunehmen). Immerhin kosten andere Fahrzeuge auch nicht gerade wenig und Tuning kann auch extrem kostspielig werden. Zwar darf man mittlerweile gewonnene Autos verkaufen, aber wirklich helfen tut das auch nicht. Die Gewinne in den Rennen sind einfach zu gering und bei den Veranstaltungen mit ordentlicher Ausschüttung gibt es zu wenig Auswahl. Wieso sollte man sich zwei Runden „Grüne Hölle“ für nur 25.000 Credits antun? Da gibt es ja keine Motivation! Und nein, auch bei den Online-Rennen und den Custom-Rennen ist die Höhe der Gewinne auch ein schlechter Witz.

Aber selbst wenn man sich diese teuren Fahrzeuge leisten kann, was dann? Kaum eines kann man in irgendeinem Event einsetzen? Letztlich bleiben diese Autos nutzlos und eigenen sich bestenfalls als Foto-Objekt in den Scapes. Doch um auch etwas Gutes in dieser Rubrik zu schreiben: „Gran Turismo 7“ honoriert den Geburtstag des Spielers mit einem Fahrzeug. Aber nicht viel mehr. Es gibt keinen Loyalitätsbonus und kein Geschenk zum Jubiläum. Bevor ich es vergesse: Man kann natürlich auch Ingame Währung mit echtem Geld kaufen. Billig ist das jedoch nicht – 2.000.000 Credits kosten zum Beispiel 19,99€. Will man also das Shelby Cobra Daytona Coupe oder den McLaren F1 fahren, müsste man für ein einzelnes dieser Autos 199,90€ aufbringen. Ja ne ist klar…

Rally, Musik-Rally und Missionen

Das Stiefkind in der Gran Turismo-Reihe war schon immer der Rally-Aspekt. Wobei die Entwickler sich in älteren Teilen auch mal bemüht haben (Strecken-Editor). In Teil 7 bleibt das Spektakel im Hintergrund. Keine einzige neue Strecke hat es ins Spiel zum Launch geschafft und lediglich ein Rally-Cross Layout kam via Update dazu. Dabei hätte man mit dem Goodwood Hillclimb oder auch Pikes Peak durchaus diesem Modus zu mehr Glanz verhelfen können.

Die Musik-Rally ersetzt bekanntlich den klassischen Offline Arcade-Modus. Zu einem Lied fährt man mit einem vorgegebenen Auto eine Strecke ab – die Musik hat nicht wirklich Einfluss auf das Gameplay. Es kommt immer nur auf die schnellste Rundenzeit an – und trotzdem machen die Herausforderungen Spaß. Leider kam auch hier in den vergangenen 12 Monaten keine neue Musik-Rally dazu. Ähnlich verhält es sich mit den Missionen, wo gerade einmal eine neue Kategorie kurz nach Veröffentlichung hinzugefügt wurde.

Roulette – Oder wie man ganz schnell die Lust verlieren kann

Spult man täglich eine bestimmte Anzahl an Meilen runter, bekommt man vom Spiel ein Roulette-Ticket geschenkt. Das kannte man auch schon aus „Gran Turismo Sport“. Hier allerdings gibt es nicht nur verschiedene Sterne Kategorien, sondern auch verschiedene Preise. Credits sind natürlich vorhanden, Teile, Motoren, Einladungen zum Autokauf und natürlich Autos. Das Problem ist jedoch die Qualität der Preise. Teile für Autos die man nicht besitzt, sind wertlos, da man diese auch nicht verkaufen kann. Einladungen zum Exotenkauf (natürlich zeitlich befristet) ärgern, wenn man bereits aktuell eine Einladung besitzt oder eben das Fahrzeug schon erworben hat. Und die Credits? Nun ja, die Spanne reicht von 1 Millionen bis hin zu 5.000 Credits. Nur was nützten einem - als Level 50 Collector - 5.000 Credits? Gar nichts – im Gegenteil, das wirkt eher wie ein großes „Fuck You“ der Entwickler und killt zum Beispiel meine Motivation innerhalb einer Sekunde. Letztlich beende ich das Spiel dann und widme meine Zeit irgendetwas Anderem.

FAZIT:

Das Spielgefühl ist immer noch spitze. Es macht Laune über die verschiedenen Strecken mit den unterschiedlichsten Boliden zu brettern. Dank DualSense Controller auch authentischer als jemals zuvor. In den letzten Monaten erschienen zahlreiche Inhalts-Updates, die viele neue Sachen (Autos, Strecken, Events, PSVR2 Support) brachten und das alles ganz und gar kostenlos. Das gibt Kudos! Weniger toll sind natürlich die bestehenden Probleme mit der Ingame Ökonomie, die umfangsarme Kampagne, das Dahinvegetieren diverse Spielmodi wie Musik-Rally oder Missionen und natürlich das tägliche Roulette-Rad, das sich bei mir als besonders starker Demotivations-Faktor herausstellte. Was bleibt, ist die Erkenntnis, dass es noch genügend Baustellen gibt und man bis heute nicht weiß, was die Zukunft bringt. Gerade an diesem Punkt sind andere Entwickler deutlich weiter.

[ Review verfasst von .ram ]

[ Gespielt auf einer PlayStation 5 mit 4K HDR TV ]

Pluspunkte: