Wunder geschehen immer wieder! Der Xbox-Vorzeigetitel „Forza Horizon 5” ist kürzlich auch für die PlayStation 5 erschienen – ein Grund zum Feiern, denn die Serie zählt zu den besten Open-World-Rennspielen überhaupt. Bereits der erste Teil konnte auf der Xbox 360 aus dem Stand heraus überzeugen, und der mittlerweile fünfte Ableger hat viele Elemente weiter verfeinert und ausgebaut. Warum es am Ende dann doch nicht zu einer perfekten Wertung reicht, erfahrt ihr in unserem Super-Test.
Viva La Mexiko
Nach Colorado, der Riviera, Australien und Großbritannien zieht es das Horizon-Festival nun nach Mexiko. Obwohl das Spiel keine 1:1-Nachbildung des Landes bietet, fällt die Spielfläche groß aus und bietet vor allem eines: Abwechslung. Neben malerischen Stränden, Dünenwüsten und Vulkanlandschaften gibt es auch Felder und Wiesen, dichten Dschungel, sumpfige Landschaften und steile Canyons. Wenn ich an Mexiko denke, fallen mir vor allem die Baja, die bunten Dörfer und die antiken Tempelanlagen ein – all das ist natürlich auch im Spiel vorhanden. Da es sich um ein Open-World-Rennspiel handelt, ist man nicht auf Straßen und Feldwege beschränkt, sondern kann praktisch überall langrasen. Nur bestimmte Bäume, Felsen und Häuser stellen Hindernisse dar. Im Vergleich zur riesigen Spielwelt von „The Crew Motorfest“ muss man dem Team von Playground Games jedoch attestieren, die Umgebung wesentlich effizienter zu nutzen, ohne dass die Welt künstlich aussieht. Im Gegenteil: Die Spielwelt wirkt (trotz der unterschiedlichen Biome) homogen und authentisch.
Offene Spielwiese
Eine umfassende Story für die Kampagne gibt es nicht. Ich glaube, der einzige Teil, der so etwas bot, war das erste „Horizon“. Was man hier vorgesetzt bekommt, sind eher Mini-Storys: Man kann das Verhältnis von Alejandra zu ihrem Vater und dem VW Käfer nacherleben. Oder man zeigt einigen Schnöseln, wie man richtig mit Sportwagen umgeht. Auch im wissenschaftlichen Umfeld kann man sich betätigen, und zwar bei den Testfahrer-Missionen für die Universität. Bei den Typen von Donut Media lernt man dagegen, dass man Autos entweder mit teuren oder billigen Teilen tunen kann. Diese Geschichten sind qualitativ kaum der Rede wert, funktionieren aber trotzdem recht gut. Schließlich werden all diese Missionen mit Sternen bewertet (wie auch alle anderen Prüfungen). Es wäre allerdings wünschenswert, wenn man die Zwischensequenzen zumindest beim Wiederholen überspringen könnte. Nebenbei gibt es natürlich noch Schaurennen und bestimmte Highlights wie den Titan oder den Kolossus. Überall winken zusätzliche Belohnungen. Auf der Karte finden sich auch viele Herausforderungen wie Sprünge, Wegfinder, Blitzer und Drift-Zonen. Während diese Elemente in „The Crew Motorfest“ irgendwann eher nerven, machen diese Prüfungen in „Horizon“ auch nach dem fünfzigsten Mal noch Spaß. Das liegt aber vielleicht auch daran, dass externe Faktoren wie die CPU-Fahrer unsichtbar gemacht werden und man sich wirklich auf die Herausforderung konzentrieren kann.
Wem das noch nicht reicht, der kann sich auf die Suche nach Erfahrungspunkt- und, was noch wichtiger ist, Schnellreisetafeln begeben. Nur wenn man diese zerstört, sinkt der Preis für das Teleportieren auf der Karte gegen null. Übrigens kann man auch Häuser erwerben. Diese dienen als Schnellreisepunkte und bringen noch ein paar nette Extras mit sich, wie einen täglichen Wheel Spin. Außerdem warten Scheunenfunde auf den Spieler und legen ein paar exzellente Klassiker in eure Hände. Wer sich großzügig zeigt, kann Autos auch an andere Spieler verschenken und erhält im Gegenzug etwas zurück. Das ist eine richtig nette Idee, genauso wie der Tuning-Browser und die unzähligen Community-Lackierungen.
Die Qual der Wahl
Was die Auswahl an Autos angeht, ist „Forza Horizon 5“ momentan ungeschlagen. Knapp 900 Fahrzeuge gibt es im Spiel (inklusive DLCs). Dabei kann man sich sowohl hinter das Steuer eines aktuellen Supersportwagens klemmen als auch in einen europäischen Oldtimer Platz nehmen. Es gibt eine riesige Palette an Ferraris. Gleichzeitig existieren aber auch viele „Brot-und-Butter-Autos“ verschiedener Hersteller. Auch SUVs, Trucks, JDM-Wagen, Rallye-Fahrzeuge, Offroad-Monster und Elektro-Schleudern sind vorhanden. Selbst ein „Gran Turismo 7” sieht dagegen alt aus. Dass der Fokus serientypisch stärker auf amerikanischen Automobilen liegt, hebt den Titel von anderen Rennspielen ab. Liebhaber von Muscle Cars und Spritfressern aus den 80ern werden ihre wahre Freude haben. Zumal sich jedes Auto sowohl optisch als auch technisch tunen lässt. Damit es nicht langweilig wird, durch jedes Fahrzeug zu wechseln, verfügt jedes Auto über spezifische Vorteile, die man mit Punkten freischalten kann. Diese Punkte erhält man, wenn man einfach nur spielt und Drifts, Sprünge und Zerstörungen ausführt. Das System ist clever umgesetzt und motiviert ungemein, auch mit anderen Autos zu spielen.
Arcade vom Feinsten
Das allgemeine Gameplay und vor allem das Handling kann man schon fast als perfekt bezeichnen. Die Autos fahren sich alle unterschiedlich, reagieren auf verschiedenen Terrains anders und durch Tuning können viele Aspekte verbessert werden. Die Gegner sind nicht die hellsten, aber dank verschiedener Schwierigkeitsstufen kann man sich die Herausforderung selbst aussuchen. Ob die Drivatare jedoch einen realen Mehrwert bieten, bleibt spekulativ. Auch auf der Stufe „Unschlagbar“ fahren sie nicht schlauer und fähiger. Natürlich muss man nicht gegen den Computer antreten, sondern kann auch unkompliziert mit oder gegen andere menschliche Fahrer Rennen bestreiten. Die Palette ist dabei weit gefasst und reicht von normalen Straßenrennen und Querfeldein-Rallys über Horizon-Arcade-Punkte-Herausforderungen für das Driften und Zerstören bis hin zu verschiedenen Minispielen. Bei „Infiziert“ versucht man beispielsweise, vor Fahrern zu fliehen bzw. als „Zombie“ andere Spieler zu infizieren. Es gibt auch Capture the Flag, Eliminator und Versteckspiel. Abwechslung wird auf jeden Fall geboten, auch weil man jedes Rennen kooperativ spielen kann. Und weil das noch nicht reicht, gibt es auch noch die Seasons, bei denen es wöchentliche Herausforderungen mit besonderen Belohnungen (Autos, Kleidung, Hupen, Wheel Spins usw.) gibt. Neben fahrerischen Herausforderungen (zum Beispiel drei Sprünge in einem Rennen) werden auch multi- und singleplayerorientierte Inhalte geboten. Es gibt Team-Rennen und Mini-Championships, bei denen man in drei Rennen mit vorgeschriebenen Fahrzeuggruppen und Tuning-Obergrenzen teilnimmt. Das ist schon ziemlich anspruchsvoll – zumal auch noch Foto-Herausforderungen und Schatzsuchen bewältigt werden wollen. Wer die beiden DLCs abgeschlossen hat, kann sich zudem über vier zusätzliche Herausforderungen freuen. Bei vielen saisonalen Aktivitäten sammelt man auch Forzathon-Punkte, die man in einem speziellen Shop wiederum gegen spezifische Fahrzeuge, Gegenstände und Fahrzeugfreischaltungen eintauschen kann.
DLC Overkill
„Forza Horizon 5“ ist bereits seit fast drei Jahren für Xbox und PC erhältlich. Mit den wöchentlichen Seasons sind viele neue Fahrzeuge kostenlos ins Spiel gekommen, aber es gibt auch kostenpflichtige DLCs – und davon nicht gerade wenige. Doch fangen wir mit den beiden wichtigsten Dingen an: „Rally Adventure“ und „Hot Wheels“ sind jeweils Must-have-Erweiterungen. Vor allem der „Rally“-DLC lässt so manches „richtige“ Rallyspiel alt aussehen. Neben einer großen neuen Spielwelt, neuen Fahrzeugen und einer strukturierten Kampagne mit drei Teams, die es zu meistern gilt, dreht sich hier alles um Offroad-Abenteuer inklusive Rally-Etappen, die an echte Veranstaltungen angelehnt sind. Dabei startet jeweils ein Fahrzeug nach dem anderen, und der Beifahrer gibt Anweisungen, wo die Strecke langführt. Zusätzliche Prüfungen, Rennveranstaltungen und neue Sammel-Gimmicks (Autos, Kleidung) machen daraus ein Komplettpaket, mit dem man viele weitere Stunden Spielspaß haben wird. Bei „Hot Wheels“ dreht sich dagegen alles um die gleichnamigen Spielzeugautos von Mattel und die „Orange Track“-Bahn. Auch hier wird eine brandneue Spielwelt mit neuen Fahrzeugen und einer neuen Kampagne mit Herausforderungen geboten. Der Fokus liegt jedoch woanders: Action und irre Geschwindigkeiten stehen auf dem Programm. Dazu gibt es unterschiedliche Fahrbahnbeläge, Boost-Pads und mehr. Zusätzliche Missionen, die den Spieler etwas über die Geschichte der Spielzeugmarke lehren, sind ein netter Bonus. Um zum Champion aufzusteigen, muss man mehrere Klassen meistern. Wie beim Rally-DLC schafft man das durch das Verdienen von Punkten, die man für Rennen und Prüfungen erhält.
Daneben sind im PSN-Store auch zahlreiche kostenpflichtige Auto-Pakete erhältlich. Diese sind nicht zwingend notwendig, wer jedoch mit neuen GT3-Flitzern, Karren aus der „Fast & Furious“-Kinoserie oder dem originalen KITT fahren möchte, muss 5 bis 10 € investieren. Insgesamt stehen Inhalte aus drei Spielen zur Verfügung, was anfangs auch erschlagend wirken kann. Doch auch abseits davon haben im Laufe der Jahre neue Inhalte Einzug ins Spiel gehalten. Beispielsweise gibt es den brandneuen Musiksender Horizon Wave und die Herausforderungs-Arenen von Horizon Realms. Über den Support konnten sich Xbox-Spieler nicht beschweren. Ob nach dem PlayStation-Release noch viel kommt, bleibt aber fraglich. Die Seasons wiederholen sich zum Beispiel bereits.
Die kleinen Makel
So großartig das Gameplay und das allgemeine Spielerlebnis auch sind, ein paar Kleinigkeiten stören dann doch. Die Glücksspielmechaniken mit dem Wheel Spins und das Gemache mit den Autos hätte man sich schenken können. Denn nicht jedes Auto lässt sich auch kaufen. Viele coole Karren verstecken sich hinter den wöchentlichen Seasons und können nur mit einer zweiten Ingame-Währung (Forzathon-Punkte) gekauft werden. Alternativ kann man sich Auto-Pässe erspielen und solche Autos dann in einem weiteren Shop kostenfrei erwerben. Ihr seht schon: Das ist nicht optimal gelöst. Ein weiterer verbesserungswürdiger Punkt ist die Menüstruktur bzw. das Onlineerlebnis. Die Menüs funktionieren bis zu einem gewissen Grad sehr gut, dann wird es jedoch nervig. Beispiel gefällig? Wenn man die beiden DLCs aktiviert hat, startet man immer in der Hot-Wheels-Welt. Warum? Ärgerlich ist auch, dass man vor einem Rennen zwar sein Auto tunen kann, aber keine neuen Teile einbauen kann. Auch der Tuning-Browser lässt sich nicht aufrufen. Wieso? Außerdem ist es umständlich, wenn man wegen einer neuen Lackierung immer zurück zum Außenposten muss. Das optionale Auktionshaus ist nur theoretisch gut, denn das Bieten, Überbotenwerden und erneute Bieten funktioniert schlecht und ist mit zu vielen Ladezeiten verbunden. Das eigentliche Online-Erlebnis funktioniert hingegen ohne große Störungen. Häufige Disconnects, ewige Ladebildschirme und die Notwendigkeit eines Microsoft-Kontos hinterlassen an dieser Stelle ebenfalls einen faden Beigeschmack.
Just Beautiful
Grafisch merkt man dem Spiel definitiv nicht an, dass es schon mehrere Jahre alt ist. Dank PS5-Pro-Support gibt es stabile 60 fps mit PSSR-Unterstützung. Alles sieht knackig und hochauflösend aus. Alternativ kann man statt des Performance- auch den Quality-Modus wählen und erhält eine höhere reale Auflösung bei 30 fps. Der extreme Blur macht die Bildrate zwar fast erträglich, aber eigentlich führt kein Weg an der Performance vorbei. Ansonsten gibt es an der Technik kaum etwas auszusetzen: Die verschiedenen Regionen Mexikos sind abwechslungsreich und mit toller Vegetation ausgestattet. Hinzu kommen ein hübscher 24-Stunden-Zyklus, Wettereffekte wie Regen und ein echter Sandsturm. Auch die Autos lassen kaum Wünsche übrig. Zwar sieht man manchem Modell das Alter an, doch die Qualität ist durch die Bank weg toll – inklusive Cockpits und für die richtigen Fetischisten: Im Forzavista-Modus, bei dem man das Fahrzeug detailliert in 3D betrachten und alle Türen öffnen kann, sehen die Modelle noch hochwertiger aus. Auch der Fotomodus weiß zu gefallen.
Der Sound war schon immer eine Stärke der Serie. Egal, ob die gelungene deutsche Sprachausgabe oder der fette Motorensound – hier passt jede Note. Sportwagen klingen eben nicht wie Staubsauger! Auch die Musiksender sind genial zusammengestellt und bieten neben Abwechslung vor allem gute Songs aus den Genres Rock, Punk, Drum & Bass, Pop, Hip-Hop und vielen anderen. Mein Favorit ist jedoch klar Horizon Wave mit seinen Retrowave-Pop-Songs. Aber auch der Hospital-Records-Sender hat ein starkes Line-up.
FAZIT:
Was ist das beste Open-World-Rennspiel? „Forza Horizon 5“ ist endlich auch auf der PS5 verfügbar. Wenn man bedenkt, dass der Titel auf der Xbox bereits drei Jahre alt ist, überrascht es umso mehr, dass es praktisch keine Konkurrenz gibt. „The Crew Motorfest“ ist zwar auch ganz gut, spielt aber ganz klar in einer anderen Liga. Über das letzte „Need for Speed“ möchte ich gar nicht reden, das war ein totaler Reinfall. Vor allem die Rennen machen auch nach Stunden noch Spaß. Zumal sich der Schwierigkeitsgrad exzellent anpassen lässt. Aber auch die Steuerung, die Musik und die wöchentlichen Herausforderungen sind gelungen. Der Titel ist einfach ein riesiges Paket purer Spielspaß! Das können die wenigen Schnitzer auch nicht trüben. Wer Rennspiele mag und auf offene Spielwelten steht, kommt um diesen Titel nicht herum! Ganz einfach!
[ Review verfasst von .ram ]
[ Gespielt auf einer PS5 pro mit 4K HDR TV ]
Pluspunkte:
Spielspaßgranate mit gelungenem Handling
Riesiger Umfang mit 2 tollen DLC Erweiterungen
Superber Sound & fette Musik
Minuspunkte:
Man kann nur die Hälfte der Autos auch im Spiel kaufen
Glücksspielmechaniken wie Wheel Spins (auch wenn diese nicht so offensiv sind wie bei „Gran Turismo 7“
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