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Robert Ludlum's Das Bourne Komplott
19. September 2008

Ich kenne die Buchvorlage zu „Das Bourne Komplett" zwar nicht, aber die drei Kinofilme mit Matt Damon. Und ich muss sagen, ich mochte die Filmtrilogie: Alle drei Zelluloidwerke boten spannende und moderne Agentenaction, die glücklicherweise nur wenig an James Bond erinnerte, dafür aber umso authentischer und - in meinen Augen - auch spannender wirkten. Nun gibt es das Spiel zum Film - nein - zum Buch, denn die High Moon Studios (Darkwatch - OnPSX PS2 Review) hielten sich an das Original und nicht an die Filme (von denen die letzten beiden sowieso nicht auf den Büchern basieren). Trotzdem werden dem geneigten Filmkenner viele Ähnlichkeiten (besonders bei den Zwischensequenzen) auffallen. Ob das Spektakel auch ohne Mr. Damon funktioniert, klärt unser aktueller Test.

Auslöschung

Während der erste Film damit begann, das Jason Bourne ohne Gedächtnis auf einem Fischkutter aufwacht und daraufhin feststellen muss, das er weit mehr Fähigkeiten besitzt als ein normaler Durchschnittsbürger, startet das Spiel mit eben jener Vorgeschichte, die zu diesem tragischen Ereignis führt. Natürlich folgt das Spiel danach auch den Ereignissen von Buch und Film, bietet aber zusätzlich noch einige spielbare Flashbacks aus Jasons Vergangenheit, die das Bild vom modernen Killer weiter ausbauen. Während anfangs das Erzähltempo sehr ausgeglichen ist, zieht die Geschwindigkeit, mit der man die Geschichte erlebt, ab der Hälfte sehr stark an und man bekommt nur noch diverse Schlüsselszenen zu sehen beziehungsweise zu spielen. Dadurch ebbt der ohnehin eher niedrig angesiedelte Spannungsboden noch weiter ab und Herr Bourne kann nur wenige Sympathiepunkte beim Spieler sammeln. Am Schlimmsten ist jedoch das Ende, das abrupt und plötzlich eintritt und zu allem Übel auch noch dezent auf zwei Nachfolger hinweist. Die aber nach der Fusion zwischen Vivendi und Activision wohl nicht mehr erscheinen werden. Fakt ist somit, dass die Geschichte hinter den Erwartungen zurückbleibt und sich zu sehr darauf stützt, dass man zumindest die Filme kennt. Denn ohne dieses „Aha-Erlebnis" würde der ganze Spielablauf nur noch mehr langweilen.

Technische Gadgets...

...gibt es keine. Jason Bourne benutzt Alltagsgegenstände und normale Waffen, um seine Gegner auszuschalten. Dabei gliedert sich der Spielablauf in vier Teilabschnitte - wenn man so will. Die Waage halten sich dabei die Prügel- und die Shootersequenzen, die gleichzeitig auch den Hauptteil des Gameplays beanspruchen. Nur einmal darf man sich hinter das Steuer eines Mini Coopers setzten und durch Paris düsen. Diese Szenze ist allerdings äußerst anspruchslos und bietet nur eine lange Verfolgungsjagd von A nach B. Natürlich versucht die Polizei, Bourne von der Straße zu rammen, aber das macht die ganze Sache auch nicht spaßiger und solange man sein Fahrzeug nicht schrottet oder irgendwo hängen bleibt, sollte man den Abschnitt beim ersten Mal bestehen. Weiterhin werden immer wieder Quicktime Events zwischen die Spielszenen gestreut, in denen der Spieler dazu aufgefordert wird, schnell eine Taste zu drücken, um die Videosequenz weiterlaufen zu lassen. Dummerweise tauchen solche Einlagen immer so überraschend auf, das man in der Hektik bereits eine andere Taste gedrückt hat und nun den Spielstand laden darf. Denn - ein Fehler ist gleichbedeutend mit einem Bildschirmtod und dann heißt es, warten bis das Spiel den letzten Checkpoint geladen hat und das kann durchaus länger dauern, als die Spielzeit in dem eigentlichen Level.

Kommen wir aber zu den wichtigsten Elementen beim Gameplay zurück: Dem Schießen und Kämpfen. Die Shootersequenzen erinnern ziemlich stark an „Uncharted", ohne sich jedoch genauso dynamisch zu spielen. Schuld daran sind neben der verqueren Steuerung auch ein paar merkwürdige Designentscheidungen. Am ehesten lässt sich das an Hand des Laufen und Schießen erklären. Um zu Rennen, muss man nämlich eine Extra-Taste (R2) drücken bzw. gedrückt halten. Dann jedoch wackelt Jason so unkontrolliert über den Bildschirm, dass präzises Navigieren fast unmöglich ist. Lässt man das Rennen weg, kommt Jason jedoch nicht aus der Hüfte, besonders mit dem Gewehr im Anschlag. Auch dämlich - um die Waffe zu wechseln (Pistole und Gewehr kann man gleichzeitig herumschleppen), muss man L2 antippen. Von 10 Versuchen gelang mir das bestenfalls bei drein. Ansonsten spielt natürlich auch die Deckung eine wichtige Rolle und Jasons „Bourne-Instinkt". Dieser dient vor allem als Zielhilfe, bei der die Umgebung für kurze Zeit grau eingefärbt wird und man Gegner und Items leicht erspähen kann. Zudem fixiert er Jasons Knarre auch auf die Feinde. Weniger gelungen ist dagegen das Deckungs-Feature. Schließlich kann man sich nicht hinter jedem Gegenstand verstecken, sondern nur an Positionen, bei denen ein entsprechendes Icon eingeblendet wird. Zu 70 Prozent steht man aber zwei Schritte daneben und das Symbol wird nicht angezeigt. Ergo kann man keinen Schutz suchen.

Sollte es zu brenzlig werden und die Gegner zu nah sein, wird automatisch in eine Beat`em Up Ansicht geschwenkt. Hier darf Jason mit Hilfe leichten und schweren Angriffen, sowie Blocken die Bösewichter bewusstlos schlagen. Kombos gibt es zwar auch, aber die basieren lediglich auf einem Zufallsprinzip, denn wie zur Hölle soll man die Schlagstärke mit dem Druckpunkt der Symboltasten variieren? Richtig, das geht nicht, oder besser gesagt nur schlecht, weswegen einige Zweikämpfe (besonders bei Zwischen / Endgegnern) ziemlich nerven können. Die kraftvollen Takedowns bei denen via aufgefüllter Adrenalinanzeige, Spezialattacken (auch im Shootermodus) möglich sind können über das lasche oberflächliche Design der Prügelsequenzen nicht hinwegtäuschen. Nicht einmal gegen mehrere Gegner kann man gleichzeitig antreten! Einer nach dem Anderen wird abserviert und zwar einzeln, sofern man keinen Takedown einsetzen kann.

spielFILM

Durch das lineare Leveldesign dürfte niemand an einer bestimmten Stelle stecken bleiben. Es geht praktisch nur vorwärts - manchmal sogar mit einer tickenden Uhr im Rücken. Zwar darf man versteckte Pässe (um Musik, Videos, Konzeptbilder usw. frei zuschalten) in den Levels suchen und ein paar Auszeichnungen im Spiel (keine Trophys) erreichen, die wenigstens ein bisschen Wiederspielwert vorgaukeln, aber wenn man einmal durch ist, fällt es schwer noch mal die Orte von Bournes Reise zu besuchen. Vor allem nach dem plötzlichen Ende! Ein weiterer Minuspunkt dürfte dann noch der geringe spielerische Gehalt sein, der den Titel als Gameplayfliegengewicht auszeichnet. Meiner Ansicht nach, fährt man sogar besser, in dem man jemand anderes zocken lässt und sich das Spiel lieber in einem Rutsch anschaut. Dann kommt sogar ein klein wenig Filmatmosphäre auf, denn die Actionszenen sind ziemlich rasant geschnitten.

Unreal 3 = Kein Erfolgsgarant

Grafisch schwankt das „Das Bourne Komplott" zwischen „Gut" und „Mittelmaß". Während einige Szenen (Flughafen) sehr atmosphärisch in Szene gesetzt wurden, wirken andere Abschnitte (Bauernhof) eher billig. Die unstabile Framerate und das fehlende Anti-Aliasing lassen zudem den Eindruck aufkommen, dass die Entwickler entweder nicht mit der Engine zu Recht kamen oder schlichtweg nicht genug Talent besaßen, um ein rundes Produkt abzuliefern. Immerhin gibt's vor allem in den Quicktime Events ein paar coole Kameraeinstellungen, die das Geschehen passend unterstreichen. Die eigentlichen Storysequenzen enttäuschen dagegen mit ihren billigen Rendervideos aus dem Jahr 1999. Unverschämter Höhepunkt ist jedoch die erzwungene Installation! Ganze 5GB muss man sich vor Spielbeginn auf seine PS3 Festplatte klatschen und wird dann trotzdem noch mit vielen Ladesequenzen gestraft. Schon alleine das Menü beansprucht fast eine halbe Minute! Für die deutsche Synchronisation konnte übrigens Matt Damons Filmsprecher (zumindest aus Teil 2 & 3) gewonnen werden, wobei der aber genauso gelangweilt klingt wie der Rest des Ensembles. Immerhin ist jedoch die Musik gewohnt großartig, denn für den Soundtrack zeichnet sich Trance-Legende Paul Oakenfold aus.

Zensuren der deutschen Version

Armes Deutschland! Schon wieder muss ein Spiel für eine hiesige Veröffentlichung Federn lassen. Und selbst nach einigen Schnitten gibt's nur das USK Siegel „Keine Jugendfreigabe"! Irgendwas läuft hier ziemlich schief! Zumal das was herausgenommen wurde, eigentlich nicht weiter brutal ist - zumindest nicht brutaler, als das was man in den Borune Filmen zu sehen und hören bekommt. Auffälligste Änderung zur EU-Version ist das Fehlen der Knack-Geräusche in den Beat`em Up Sequenzen. Wo im Original noch jeder Knochenbruch richtig derbe in die Ohren geht, klingt in der deutschen Version alles ganz normal. So als ob, solche bösen Griffe und Tritte gar nicht wehtun! Zweite Änderung ist das angepasste Ragdoll Verhalten. Es ist beispielsweise nicht mehr möglich, mit einem Takedown Gegner aus dem Flugzeug zu befördern. Das fällt jetzt zwar nicht ganz so sehr auf, ärgert aber trotzdem.

FAZIT:

Mal ehrlich - wer in die Welt von Jason Bourne und Threadstone eintauchen will, tut das entweder mit den Büchern oder mit den Filmen. Das Spiel ist dazu nur wenig geeignet! Zum einen ist die Spielmechanik unausgereift (Zweikämpfe) und es fehlt an vielen Stellen der nötige Feinschliff (Steuerung) - zum anderen wird die Story nur mittelmäßig in Szene gesetzt und überrascht den Spieler mit dem äußerst abpupten Ende sogar noch richtig negativ am Schluss. Wer in einem Videospiel gerne schießt, boxt oder schlichtweg eine gute Inszenierung der Story genießt, ist bei Sonys ähnlich gelagertem „Uncharted" weitaus besser aufgehoben. Zwar gibt es dort keine Geheimagenten, aber eine weitaus bessere Spielmechanik, Story, Grafik, Steuerung und Synchronisation.

[ Review verfasst von .ram ]

Pluspunkte:

  • Sehr guter Soundtrack
  • Filmreife Kameraperspektiven
  • Musik von Paul Oakenfold

Minuspunkte:

  • Steuerung hakelig / träge / unausgereift
  • Zweikämpfe eintönig, QTE`s nervig
  • 5 (!) Gigabyte auf die Festplatte installieren


Infos zum Spiel
NameRobert Ludlum's Das Bourne Komplott
SystemPlayStation 3
PublisherVivendi Games
EntwicklerHigh Moon Studios
GenreAction
USKkeine Jugendfreigabe
Preis69,99 €
PlatinumNein
Release
 27.06.2008
 03.06.2008
 TBA
Spielerzahl1
SpracheDeutsch
TexteDeutsch
MehrspielermodusNein
Online spielbarNein
Online FunktionenNein
HeadsetNein
720pJa
1080pNein
Sixaxis Tilt SupportNein
Mehr...

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Screenshot Galerie
Robert Ludlum's Das Bourne Komplott
Gameplay
4.0
Atmosphäre
4.5
Grafik
6.5
Sound
6.5
Spielspass
4.5
 

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