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Headhunter: Redemption
24. September 2004

Wie so oft bei Nachfolgern, sollte man den Vorgänger kennen bzw. gespielt haben um in den vollen Storygenuss zu kommen. Auch Headhunter: Redemption macht da keine Ausnahme. Es gibt einige Parallelen und Verzweigungen, die in die Vergangenheit zurückführen und zum Gesamtverständnis der Geschichte beitragen. Zwingend notwendig ist es jedoch nicht, um auch mit „Redemption“ Spaß haben zu können. Alle, die Interesse am Vorgänger haben, sollten nicht nur zu erst unser Review dazu lesen, sondern auch die folgende Storyzusammenfassung überspringen.

20 Jahre später

Wie wir wissen, konnten Jack Wade und Angela Stern die Ausbreitung des „Bloody Mary“ Virus gegen Ende des ersten Teiles nicht verhindern. Darauf folgend brachen Recht und Ordnung überall auf der Welt zusammen, bis die Stern Corp ein Gegenmittel entwickeln konnte. In diesen düsteren Zeiten hielten einzig und allein Kopfgeldjäger die Bevölkerung in Schach. Als eine Art göttliche Strafe folgte ein gewaltiges Erdbeben, welches die ganze Stadt zerstörte. Mühsam stellte man die Ordnung wieder her und in den folgenden Wochen teilte sich die Stadt in „Above“ und „Below“. Während in ersterem die reichen und braven Bürger lebten, wurden Verbrecher und Kriminelle nach „Below“ abtransportiert und müssen dort Strafdienst für die in „Above“ lebenden Menschen leisten. Den gealterten Jack Wade interessiert das alles recht wenig, denn auch jetzt noch lebt er ein Leben als Kopfgeldjäger, als Headhunter…

Im Intro erfährt der Spieler, wie Jack Bekanntschaft mit Leeza X, seinem neuen Sidekick, macht. Die smarte Straßengöhre lief dabei dem Rauhbein nicht zum ersten Mal über den Weg, rettete Wade doch in der Vergangenheit ihr schon einmal das Leben. Als Jack sich daran erinnert, fasst er den Entschluss, sie als seinen Nachfolger auszubilden. In Wade's Lagerhaus lernt der Spieler in einem knappen Tutorial die Grundfunktionen der Steuerung kennen und kurz darauf geht es auch schon zum ersten Einsatz.

Mission 01

Sofort fällt ein grundlegender Unterschied zum Vorgänger auf. Durfte man im ersten Teil noch mit Jack's Motorrad zu den einzelnen Missionsorten fahren, so wurden diese Szenen in „Redemption“ komplett gestrichen. Laut den Entwicklern wurden die Abschnitte damals mit gemischten Gefühlen aufgenommen. Mir persönlich hat das Motorradfahren sehr viel Spaß gemacht und das eigentliche Action-Adventure Gameplay ungemein aufgelockert. Wahrscheinlich würde das im Nachfolger sowieso nicht funktionieren, da (und hier ist der zweite große Unterschied zum ersten Teil) das ganze Szenario um ein vielfaches düsterer ist. Kein Sonnenschein und Strand und Palmen weit und breit, vielmehr gibt es High-Tech Anlagen, Gegner mit Gesichtsmasken und futuristische Computersysteme. In den vergangenen zwanzig Jahren hat sich also stilistisch einiges geändert, für meinen Geschmack aber eher zum Negativen. Der erste Teil lebte schließlich noch von einer realistischen Zukunftsvision, während „Redemption“ nun wie ein Science-Fiction Spiel unter Vielen aussieht.

Auch die Steuerung hat eine Verschlimmbesserung erfahren. Zu allererst fällt die ungenaue und langsame automatische Zielerfassung auf, steht man nämlich nicht direkt zu einem Schergen gewandt, wird er nicht erfasst. Dagegen wirkt das neue Zielsystem im Kern äußerst authentisch und sinnvoll, zeigt sich aber in der Praxis als unausgegoren. Die Entwickler bei Amuze haben versucht, die anfängliche Zielungenauigkeit durch ein Schwanken des Waffenarms zu simulieren. Das ist zwar realistisch, nervt aber sobald ein Gegner sich hinter einer Kiste versteckt oder hinter einer Wand verschwindet. Es muss nämlich jedes Mal neu justiert werden, bevor eine Trefferchance besteht. Wartet man nicht, sondern ballert gleich los, vergeudet man nur wertvolle Munition. Apropo Munition, genauso wie die Verbandskästen kann man davon nur eine bestimmte Menge mitnehmen. Gerade bei letzterem extrem schwachsinnig, denn dadurch hat man fast immer nur einen „Erste Hilfe“ Koffer zur Verfügung um sich in Notsituationen zu heilen. Nächster Nervfaktor findet sich im Aufsammeln der Munition wieder, denn jedes Magazin muss umständlich mit der [x] Taste aufgenommen werden. Erschwerend kommt hinzu, dass sich Munition und auch Gegner nur schwerlich in den düsteren Gängen ausmachen lassen. Noch umständlicher wird die Bedienung aber beim manuellen Anvisieren von Gegenständen, welches nur über den Scanmodus in der „Ich-Perspektive“ geschieht.

Insgesamt wirkt die Steuerung äußerst ungenau, träge und umständlich. Mit der Kamerasteuerung verhält es sich ähnlich, oftmals rennt man in Gegner hinein oder stirbt bei einem Levelboss dank fehlender Übersicht tausend Tode. Der Vorgänger war zwar in dieser Hinsicht auch nicht perfekt, ließ sich aber trotzdem um einiges besser spielen.

Mission 02

Positiv ist jedoch zu erwähnen, dass sich ein großer Teil des Spiels auf logische Rätsel und Kombinationsaufgaben erstreckt. Gerade im ersten Abschnitt kommt man sich fast wie in einem Tomb Raider Spiel vor und muss einen riesigen Hindernis Parcours überwinden. Danach gibt es ein paar Denksportaufgaben (Brücken per Kombination ausfahren) und im späteren Spielverlauf schlägt man sich Stunden mit dem Codebreaker (durch logische Denkaufgaben knackt man Sicherheitstüren) um die Ohren. Die Geschichte kommt dabei allerdings erst in der zweiten Spielhälfte richtig in Fahrt. Gerade die ersten Spielstunden mit Leeza X sind aus erzählerischer Sicht ziemlich langweilig und wenig motivierend. Dazu kommt noch das Metal Gear Solid 2 – Raiden Syndrom, sprich der Sidekick (in dem Fall Leeza X) ist ziemlich uninteressant, besitzt eine nervige Stimme und klischeehafte Dialoge. Vielmehr will man mit dem coolen, eiskalten Jack Wadespielen, aber den darf man erst ab der zweiten Hälfte des Spiels auch übernehmen. Sobald man in die Haut des alten Headhunter schlüpft, kommt wie durch ein Wunder die Geschichte auch wieder in die Gänge und das Spiel serviert dem Spieler einige ereignisreiche Wendungen und ein bombastisches Finale.

Mission 03

Leider bekleckert sich Headhunter: Redemption auch in technischer Hinsicht nicht gerade mit Ruhm. Auf einen 60Hz-Modus hat man genauso verzichtet wie auf eine Bildschirmzentrierung. Das wäre alles noch verschmerzbar gewesen, würde wenigstens die eigentliche Grafik hübsch aussehen. Aber auch hier regiert gerade mal der Durchschnitt. Die Spielfiguren haben einen niedrigen Polycount und sehen dadurch ziemlich grob aus, die Animationen wirken abgehackt und wenig geschmeidig. Die Levels bestechen zwar teilweise durch eine recht imposante Größe, die wird jedoch durch unzählige lange Ladezeiten und immer wieder auftretende Ruckler erkauft. Zudem sehen weder Texturen noch Gestaltung der einzelnen Orte sonderlich beeindruckend aus. Auch der Sound kann nicht vollends überzeugen. Zum einen wurde der komplette Ton nur in Stereo abgemischt und zum anderen hat mich die Qualität der englische Sprachausgabe nicht gerade vom Hocker gehauen. Zwar hat man einige der Originalsprecher aus dem Vorgänger verpflichtet, gerade Jack Wade klingt jedoch ziemlich lustlos. Für den Soundtrack zeichnete sich wieder Richard Jacques verantwortlich und der hat wieder eine bombastische Hintergrundmusik komponiert, die jedem Actionfilm zu Ehre gereichen würde.

FAZIT:

Persönlich bin ich richtig enttäuscht vom zweiten Headhunter. Nicht nur, dass es grafisch fast schlechter als der 2002 veröffentlichte Vorgänger aussieht, auch spielerisch kann mich der Titel nicht überzeugen. Die miese Steuerung mit dem unausgereiften Zielsystem und der zähe Einstieg in die (zum Ende hin) gute Geschichte nagen an den Nerven. Der stetig ansteigende Schwierigkeitsgrad mit dem veralteten Checkpoint System (manchmal musste ich ne halbe Stunde wiederholen, weil in der Zwischenzeit keine Möglichkeit zu speichern gegeben war) und die unsympathische Leeza X sorgen auch nicht gerade für Freudensprünge. Letztlich kann ich das Spiel nur eingefleischten Headhunter-Fans empfehlen, denen Jack Wade ans Herz gewachsen ist, alle anderen lassen das Spiel besser im Regal liegen.

Anmerkung:

Das Testmuster bot nur englische Sprachausgabe mit englischen Untertiteln. Die deutsche Verkaufsversion sollte aber zumindest deutsche Untertitel bieten.

Pluspunkte:

  • Spannende Geschichte (in der zweiten Hälfte des Spieles)
  • Guter Soundtrack
  • Viele Rätsel und Knobelaufgaben

Minuspunkte:

  • Technisch veraltet (Ruckler, lange Ladezeiten)
  • Unsympathischer Charakter: Leeza X
  • Miese schwammige Steuerung



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Screenshot Galerie
Headhunter: Redemption
Gameplay
7.0
Atmosphäre
7.5
Grafik
6.0
Sound
7.5
Singleplayer
7.0
 

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