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Tetris Effect
25. November 2018

Als ein kleiner Junge, nennen wir ihn mal Mario, 9 Jahre alt war, gab es viele einschneidende Ereignisse in seinem Leben. Zum einen bekam er dank der deutschen Einheit Oktober 1990 sein erstes Lego Auto, zum anderen wenig später im März 1991 einen kleinen grauen Kasten Namens Game Boy mit einem Spiel, wo von oben herab Blöcke nach unten fielen. Diese galt es gekonnt zu stapeln, damit sie sich bei einer vollständigen horizontalen Reihe auflösen. Damals 1991 noch in schnöder monochromer Grafik saß er nun völlig hypnotisiert mit dem Game Boy unter einer Lampe und freute sich, als er zum ersten Mal alle Raketen im Endbildschirm starten ließ und die Figuren auf dem Bildschirm vor Freude tanzten. Freunde der digitalen Unterhalten wissen natürlich von welchem Spiel hier die Rede ist. Tetris von Alexei Paschitnow und der kleine Junge war natürlich Ich. Als die digitale Welt für mich jedoch bunt wurde, verlor ich Tetris nach monatelanger Sucht jedoch zunehmend aus den Augen und spielte es höchstens mal ein paar Minuten, um in Erinnerungen zu schwelgen. Nun nach fast 28 Jahren holt mich die Vergangenheit dank Tetsuya Mizuguchi jedoch wieder ein. Tetsuya wer? Diese Frage werden wohl einige stellen, deshalb hier ein paar Zeilen über ihn. Tetsuya Mizuguchi machte in den frühen Neunzigern mit dem damals wohl besten Rally Spiel seiner Zeit von sich reden. Gemeint ist Sega Rally, doch seine wirkliche Berufung sollten eher Spiele sein, welche musikalisch und visuell eine perfekte Symbiose ergeben sollten. So folgten Titel wie das Rhythmusspiel "Space Channel 5", sein Meisterstück der Rail Shooter "Rez", das Puzzlespiel "Lumines" und "Child of Eden", welches ebenfalls ein Rail Shooter war. Nachdem er bei "Lumines" den Spieler schon Blöcke stapeln ließ, nahm er sich jetzt den Klassiker schlechthin in diesem Genre zur Brust. Tetris, welches neben Videospielverrückten auch Hausfrauen begeisterte und somit zum wohl ersten richtigen Casual Spiel das Geschichte wurde.

Aus alt mach hipp!

Einem Evergreen einen neuen Anstrich zu verpassen ist dabei nichts neues und wurde schon bei etlichen Klassikern wie "Space Invaders""Pac-Man""Breakout" und auch Tetris selbst (zuletzt das Crossover “Puyo Puyo vs. Tetris”) mehr oder weniger erfolgreich versucht. Spielerisch hat das Team rund um Mizuguchi das eigentliche Spielprinzip fast nicht angetastet und zum Glück keine großen Experimente vorgenommen. So gibt es weiterhin die bekannten sieben Grundformen der Steine (geometisch auch Tetrominos genannt) und es gilt horizontale Linien auf einem Tetris typischen Spielfeld zu bilden. Dabei rutschen etwaige Steinchen weiterhin nicht in offene Lücken nach. Des Weiteren kann man einen gerade nicht benötigten Stein auf die Reservebank schicken und versuchen die Steine geschickt in Lücken zu drehen. Selbst wenn der Stein schon auf dem Boden ist, lässt er sich noch kurzzeitig drehen und schieben, ja selbst teils über kleinere Erhebungen manövrieren. Leider fehlt es an einer etwas besseren Rückmeldung, ob der Stein nun geloggt ist oder nicht. Bei höheren Geschwindigkeiten und in der Hektik des Gefechts, kann so schon mal ein geloggt geglaubter Stein ungünstig verrutschen und so den Stresslevel zusätzlich erhöhen. Eine Neuerung haben die Entwickler dann aber doch noch ins Spiel integriert. Bei genügend eliminierten Linien füllt sich im Spielmodus Abenteuer eine so genannte Zone Anzeige, welche man jederzeit aktivieren kann. Einerseits bleiben die Steine nun in der Luft stehen und bewegen sich nur auf Kommando, andererseits verschwinden getilgte Linien erst, wenn die Zone Anzeige auf null gefallen oder man am oberen Spielrand angekommen ist. Als Belohnung winken anschließend jedoch ordentlich Punkte! Mizuguchi wäre aber nicht Mizuguchi, würde er nicht doch noch seine eigene Note hinzufügen. Während in einem normalen Tetris die Spielgeschwindigkeit zunehmend schneller wir, wechseln sich in "Tetris Effect" im Abenteuermodus die Tempi im Takt der Musik ab und auf schnelle Passagen folgen langsame, wo man sich wieder etwas sammeln kann. Dies sorgt dafür, dass man nicht ständig unter Strom steht und die Adrenalinschübe wohl dosiert sind.

Tetris wie man es noch nie gesehen hat.

Wenn so wenig Neuerungen enthalten sind, warum sollte man dann 40€ für ein Tetris Spiel berappen? Immerhin gibt es unzählige günstige Möglichkeiten seiner Sucht zu frönen. Nun ganz einfach, “Tetris Effect” ist einfach audiovisuell ein richtig dickes Brett! Im Prinzip orientiert sich das Spiel vom Style her an die “Lumines” Reihe und bietet fast 30 Level und nochmals 15 zusätzliche Spielmodi, welche mit abwechslungsreichen Elektro Sounds unterlegt sind. Hier reicht das Repertoire von gemächlichem Elektropop mit Vocals, übertreibende Beats, bis hin zu minimalen Trance Tracks. Im Takt pulsieren dabei im Hintergrund visuell teils aufwendige Effekte und Gebilde. Auch hier bietet das Spiel eine große Abwechslung, denn mal befindet man sich im Orbit und betrachtet eine Raumstation, mal schaut man auf einem idyllischen Strand im Sonnenuntergang, dann wiederum drehen sich im Hintergrund Kaleidoskop ähnliche Gebilde, es wird an Bergen und arktische Landschaften samt Polarlichtern haltgemacht, folgt einer Karawane durch die Wüste oder befindet sich in einem Heißluftballon und sieht die Feuer im Ballon im Takt der Musik flimmern. Es gibt auch Level unter Wasser inklusive Meerjungfrauen, Regenwälder, Großstädte und so weiter. Hier wurde sich also audiovisuell richtig Mühe gegeben, was den Preis von 40€ wieder relativiert. Es handelt sich hier im Grunde um das erste Triple A Tetris. Man sitzt fast in Trance da, wippt dabei unbewusst im Takt der Musik, während man mit schweißnassen Händen versucht das drohende Game Over abzuwenden. Dabei beeinflussen die Effekte die Spielbarkeit in keiner Weise, zumal man auch an das Geschehen stufenlos heran- und herauszoomen kann. Im 2D Modus kann man das Spielfeld sogar noch horizontal und vertikal kippen. Ob man nun in 2D (wahlweise auch in 4K auf der PS4 Pro) oder in VR spielt, ist für die Spielbarkeit egal, da in beiden Modi stets die volle Kontrolle herrscht und es im Prinzip nur Geschmackssache ist. In VR kommen naturgemäß die Effekte besser zur Geltung und das Ganze ist immersiv, da man in ruhigen Phasen sich auch mal etwas umschaut. Apropos Eintauchen, das beste Erlebnis hat man natürlich auch, wenn ihr mit Kopfhörern spielt und zudem einen zweiten Controller verwendet. Im Optionsmenü kann man nämlich einen zweiten Controller aktivieren (man meldet diesen dann unter einen anderen Account an) und diesen im Takt der Musik, bzw. im Takt des Gameplay vibrieren lassen. Der Playstation 2 Trance Vibrator (war für “Rez” konzipiert) lässt grüßen und wohin man sich den zweiten DualShock dann steckt, ist jedem selbst überlassen. Technisch läuft “Tetris Effect” natürlich flüssig in 2D mit 60 Bildern pro Sekunde und ist in VR ziemlich scharf, wobei es da ein wenig flimmert. In den Hintergründen kann es zudem mal ploppende Grafikelemente geben, welche mir zumindest nur im Theater Mode (wird nach dem Ende des Abenteuermodus freigeschaltet) aufgefallen sind. Im Theater Mode kann man sich abseits des Tetris Stresses ein wenig berieseln lassen und bestaunt letztendlich die einzelnen Level ohne zu spielen, welche man geringfügig beeinflussen kann. Ganz nett, um das Spiel im Hintergrund laufen zu lassen.

Der Tetris Effekt.

Im Abenteuermodus spielt man nacheinander drei bis fünf Level am Stück und schaltet nach erfolgreicher Beendigung den nächsten Block frei. Zur Verfügung stehen dabei drei Schwierigkeitsgrade inklusiver fairer Checkpoints. Heißt es nämlich beim letzten Level eines Blocks Game Over muss man anschließend nicht alles neu spielen, sondern kann dort weitermachen, wo man das zeitliche gesegnet hat. Abseits des Abenteuermodus werdet ihr noch 15 Herausforderungen finden, wo es entweder gilt, eine bestimmte Anzahl an Linien in einer bestimmten Zeit zu tilgen, innerhalb eines Zeitlimits so viele Punkte wie möglich zu machen oder diverse Aufgaben zu lösen. So gilt es mal alle Linien zu tilgen, so viele Linien wie möglich in Reihe ohne Unterbrechung zu lösen oder farbige Blöcke zu eliminieren. Das Herz ist dann schließlich der Rätsel Modus, wo einen etliche Hindernisse und Schwierigkeiten erwarten. Dies fängt beim Ausblenden der Vorschau und Zielhilfe an, würfelt das Spielfeld durcheinander, legt Bomben, spiegelt das Feld, lässt eine Weile nur den gleichen Stein fallen, generiert einen riesigen Tetris Stein oder anders geformte Blöcke und spielt sogar kopfüber. Hier wird die Konzentration auf eine harte Probe gestellt. Natürlich gibt es auch einen unendlichen Modus, wo man allerdings immer nur ein Level spielen kann. Hier wäre es sinnvoll gewesen, aus dem Fundus alle nacheinander zu bestreiten, oder zumindest eine Auswahl zu treffen. Wem das alles zu viel Stress ist, kann auch ganz ohne Game Over vor sich Hinspielen, um gemütlich zu relaxen. Abgerundet wird die Langzeitmotivation durch wöchentliche Events, welche es hoffentlich eine ganze Weile geben wird und die komplette Community auf einen Punktezähler einzahlt, um Boni wie weitere Avatar (es gibt 200 an der Zahl) freizuschalten. Die Trophäen sind im Übrigen neben üblichen Sachen, welche Können benötigen, wie “schaffe Rang SS”, teils ziemlich zeitintensiv. Ein Erreichen von Level 100 oder das drehen der Steine von 1 Million Mal ist schon eine ziemliche Mammutaufgabe.

FAZIT:

“Tetris Effect” hat mich echt fertiggemacht! Schon allein die kurze Demo lief in zwei Tagen weit über 3h und auch vom kompletten Spiel bin ich nur schwer losgekommen, um zum Beispiel dieses Review zu verfassen. Klar, ich bin ein ziemlicher Fanboy von Tetsuya Mizuguchi und griff daher schon zu meiner rosa Fanbrille, doch konnte diese letztendlich im Etui bleiben. Der neue Anstrich passt hervorragend zu Tetris, was dank seiner Einfachheit noch genauso viel Spaß macht wie damals. Hinzu kommt der audiovisuelle Perfektionismus, der schon bei früheren Werken für eine besondere Erfahrung sorgte. Der Soundtrack geht ins Ohr, die Illustrationen der Level sind schick und die Herausforderungen machen nicht nur durch die Online Ranglisten viel Spaß. Der einzige Kritikpunkt ist letztendlich wirklich nur der fehlende Multiplayer, da man dieses Tetris nur allein genießen darf und man daher objektiv keine volle Punktzahl geben kann. Dies mag für viele, neben dem Preis von 40€, wohl das größte KO Kriterium sein. Für Solospieler mit einer Affinität für Puzzlespiele ist “Tetris Effect” jedoch ein Muss, spätestens im ersten Sale! Der nächste Tetris Effekt ist bei mir zumindest schon vorprogrammiert, sprich ich bin kurz davor Tetris Formen überall zu sehen davon zu träumen.

[ Review verfasst von Shagy ]

[ Gespielt auf der PlayStation 4 Pro mit PSVR und einem 1080p TV ]

Pluspunkte:

  • Audiovisuell eine wahre Freude
  • Abwechselungsreiche Herausforderungen
  • Tetris wird nie langweilig

Minuspunkte:

  • Kein Multiplayer
  • Für ein Tetris recht teuer
  • Suchterregend



Infos zum Spiel
NameTetris Effect
SystemPlayStation 4
PublisherEnhance Games
EntwicklerMonstars
GenrePuzzle
USKohne Altersbeschränkung
PEGI3+
Preis39,99 €
Release
 09.11.2018
 09.11.2018
 09.11.2018
Spielerzahl1
SpracheNicht vorhanden
TexteDeutsch
Englisch
MehrspielermodusNein
Online spielbarNein
Online FunktionenJa
Speicherbedarf2,81 GB
720pJa
1080pJa
PlayStation MoveNein
PlayStation VRJa
PlayStation 4 ProJa
Videos
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Screenshot Galerie
Tetris Effect
Gameplay
9.5
Atmosphäre
10.0
Grafik
9.0
Sound
10.0
Spielspass
9.0

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